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Attila

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15.02.2017, 17:07

Umweltschutz - Stickoxid No2/NoX - Grenzwerte etc.

Losgelöst von der VW Diskussion wollte ich gerne mal den Effekt von N02 / Stickoxid bzw NoX auf die Luftqualität in den Städten diskutieren.

Als Einstieg eine kleine Definition des Umweltbundesamtes:

Zitat

Warum sind Dieselmotoren „NOx- und NO2-Schleudern“?

Antwort: Dieselmotoren erzeugen – bei Turboaufladung besonders stark – prozessbedingt wesentlich mehr NOx als Ottomotoren. Der permanent hohe Luftüberschuss in der Flamme und höhere Verbrennungstemperaturen begünstigen die chemischen Reaktionen, die zur Oxidation des Luftstickstoffs führen. Hinzu kommt, dass aufgrund des höheren Luftanteils während der Verbrennung kein Dreiwegekatalysator wie beim Ottomotor eingesetzt werden kann. Um die Emissionen von Kohlenmonoxid (CO) und unverbrannten Kohlenwasserstoffen (HC) zu verringern und die vorgegebenen Grenzwerte sicher einzuhalten, wurden vorrangig bei Euro-2 und -3 Diesel-Pkw Oxidationskatalysatoren im Abgasstrang eingesetzt. Diese wandeln auch das im Motor primär entstandene NO (je nach Zusammensetzung des Katalysators unterschiedlich stark) in NO2 um; der direkt emittierte NO2-Anteil steigt an.


Drei Kernfragen stellen sich mir dabei:

1) Gibt es belastbare Studien dazu wie schädlich diese No2/ NOX Gase wirklich sind? Ist belegt dass Sie Krebs auslösen oder andere Krankheiten?
Das das reine Gas nicht gesund ist kann ich mir vorstellen, ich kenne aber die mittel- und langfristigen Auswirkungen nicht. Diese müssten aber nach Jahrzehnten der Dieselnutzung in Europa erforschbar / messbar sein?
Hat jemand eine gute Quelle / Diskussionsgrundlage dazu, oder stammt vielleicht sogar aus der Branche oder hat sich mit dem Thema eingehender beschäftigt?

2) Wenn Punkt 1 der Fall ist, wieso wird eine regelmäßige Überschreitung der Grenzwerte die letzten 15+ Jahre ohne realistisch greifende Gegenmaßnahmen gedulded? Das das Anheben der Euro X Grenzen wenig bringt ist ja seit Jahren bekannt. Selbst wenn nicht? Die Überschreitung der Grenzwerte an sich reicht doch? In anderen Bereichen wird da viel strenger kontrolliert, obwohl dies ein großflächiges Problem ist?
Zwei Informationen dazu vom Umweltbundesamt:
index.php?page=Attachment&attachmentID=14742

index.php?page=Attachment&attachmentID=14743
Quelle: Twitter 31. Januar 2017


3) Wieso wird die Industrie von den Einsparungen und Reduzierungen im No2/NOX Ausstoß weitestgehend befreit / übersehen?

Meine aktuelle Heimatstadt Kiel ist da ein gutes Beispiel, auf der einen Seite diskutiert man Euro 5 Diesel (die noch bis vor kurzem verkauft und neu zugelassen wurden!) aus der Innenstadt zu verbannen.
Auf der anderen Seite können die Kreuzfahrt und Fährschiffe völlig Problemlos quasi direkt in der Innenstadt anlegen und lassen mangels ausreichender Stromkapazität von Landleitungen sogar ununterbrochen ihre Motoren laufen. Die Anzahl der Kreuzfahrtschiffe hat in Kiel die letzten Jahre konstant zugenommen, mittlerweile legt jeden 2. oder 3. Tag irgend ein relativ großer Pott hier an. Vor allem AIDA mit ihren Schriffen, als auch die Stenaline und die ganzen skandinavischen Schiffe. Es machen auch mehr Internationale Pötte halt.

Bei etwas Recherche habe ich Artikel dazu gefunden, dass es für die großen Schriffe mit teils über 100 000 PS nicht einmal technologische Lösungen wie Katalysatoren gibt.
Ganz langsam beginnen die ersten Reedereien damit umweltschonendere Motoren zu nutzen oder die Schiffe mit weniger Auslastungen zu betreiben, meistens um Sprit zu sparen.

Gleichzeitig schafft es Kiel als relativ kleine Stadt, direkt am Meer, mit recht viel Wind und Frischluft und einer relativ geringen Besiedelungsdichte regelmäßig in die Top 10 der am stärksten mit NoX belasteten Städte.
Setzt man das in den Kontext zu den Überlegungen Autofahrer teils oder ganz aus den Innenstädten zu verbannen, ist es doch blanke Ironie wenn 500 Meter weiter die dicken Pötte anlegen und fröhlich ihren Scheiss in die Luft pusten ?! Und es noch nicht einmal die Möglichkeit gibt die Schiffe z.B. während des Anlegens vom Land aus mit Strom zu versorgen? Die haben also keine andere Wahl als die Maschinen laufen zu lassen, selbst wenn es ein super modernes Schiff wäre was dies unterstützt / darauf ausgelegt ist.


Zitat dazu:

Zitat

90 Prozent aller großen Schiffe fahren heute mit Schweröl. Schweröl fällt bei den Raffinerien als Rückstand bei der Erdölverarbeitung an und ist voller Verunreinigungen, Sand und Asche, sagt Christian Bussau, Schifffahrts-Experte von Greenpeace. Beim Verbrennen werden neben Kohlendioxid auch Stickoxide, Schwefeldioxid und Feinstaub ausgestoßen. Schiffe sind im Prinzip schwimmende Müllverbrennungsanlagen.


Zitat

Der UN-Bericht geht darüber hinaus auch von einem rasantem Anstieg anderer Schadstoffe durch die Schiffsindustrie aus. Die Wissenschaftler erwarten, dass der Ausstoß von Schwefel und Rußpartikeln - verantwortlich für Krebs, Atemwegserkrankungen und sauren Regen - in den nächsten zwölf Jahren um 30 Prozent steigen werden.


https://www.greenpeace.de/themen/klimawa…k-unterschaetzt

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Attila« (15.02.2017, 17:17)


Attila

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2

15.02.2017, 17:12

Update: Noch heftiger finde ich diese Auszüge aus folgendem Artikel:
https://www.welt.de/dieweltbewegen/sonde…t-auf-Kurs.html

Zitat

Noch immer wird Schweröl eingesetzt

Wie dringend bindende Abkommen nötig sind, verdeutlichen einige Zahlen: Die Weltflotte von 90.000 Schiffen verbrennt rund 370 Millionen Tonnen Treibstoff pro Jahr, was einer Emission von 20 Millionen Tonnen Schwefeloxid entspricht. Allein die 15 größten Schiffe der Welt stießen pro Jahr so viele Schadstoffe aus wie 750 Millionen Autos, so der NABU (Naturschutzbund Deutschland).


15 vs 750 Millionen? Ist da ein Rechenfehler drin?
Falls nicht, ist der Anteil der PKW an der Luftqualität zumindest in Küstenstädten und Bereichen wie hier dem Nord Ostsee Kanal oder den Containerhäfen in Rotterdamm und Hamburg ja lächerlich.


Zitat

Dass „ein einziger Ozeanriese auf einer Kreuzfahrt so viele Schadstoffe ausstoße wie fünf Millionen Pkw auf gleicher Strecke“, liege vor allem daran, dass noch immer hochgiftiges Schweröl als Treibstoff verbrannt werde, ein „Abfallprodukt der Ölindustrie“, das wegen seiner extremen Umwelt- und Gesundheitsschädlichkeit „an Land längst verboten ist“, so der Nabu.


Heutzutage hat man in Deutschland schon teilweise schlechtes Gewissen wenn man den 3 Liter Diesel im PKW kauft, aber n paar Kilometer weiter schippert ein Schiff lang was dem Ausstoß von 5 Millionen Autos entspricht, die es in ganz Schleswig Holstein insgesamt nicht gibt ?

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Attila« (15.02.2017, 17:17)


3

15.02.2017, 19:39

da hast du recht, das geht doch aber ab und zu durch die medien, zB Spiegel etc.
Zitat von »Lesmue« Wenn ich 2 Abende in der Woche mal Ruhe vor Frau,Freundin,Kindern usw hab will ich einfach ganz entspannt am Rechner was daddeln und mir dabei 3 Weizen in den Kopf jagen, und mit Kumpels dummes Zeug in Skype labern.

4

15.02.2017, 21:10

Wird wohl höchste Zeit Kiel zu verlassen, wenn die Diesel hier bannen... -.-'

SchuLz

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5

15.02.2017, 21:47

Zum Thema Auto: Keine Ahnung.

Zum Schweröl: Würde das verboten werden, würde die weltweite Schifffahrt binnen weniger Tage zusammenbrechen. Es geht schlicht nicht anders, was willst du alternativ verbrennen? Raffiniertes Öl? Beschleunigt den rasant steigenden Bedarf nur noch mehr, der gesamte Planet ist jetzt schon abhängig vom Öl, das ist ohnehin keine zukunftsfähige Technologie. Auf lange Sicht muss da ein enormes Umdenken stattfinden, auf kurze Sicht hast du, wenn die Zahlen stimmen, wohl Recht. Das ist echt lächerlich, war mir auch so nicht bewusst.

Zum Thema Stickoxide: Sowohl Stickstoffmonoxid (NO) und Stickstoffdioxid (NO2) sind in mehrerer Hinsicht bedenklich:
1. Sie sind unsichtbar und riechen nicht in gewöhnlichen Konzentrationen, es gibt also keine Möglichkeit, zu bemerken wenn man das Zeug einatmet.
2. Sie sind als Gase unmittelbar toxisch, aber nicht stark. Kopfschmerz, Schwindel und Müdigkeit sind typische Expositionssymptome.
3. Sie reagieren leicht mit Wasser:
2 NO2 + H2O --> HNO3 + HNO2
Salpetersäure ist ätzend und salpetrige Säure ist ätzend und mutagen. Da NO2 ein Gas ist, reagiert es meist nicht im Mund ab sondern im Atemtrakt oder in der Lunge. Da kann Säure natürlich großen Schaden anrichten, Lungenbläschen werden irreparabel zerstört z.B. Und mutagen klingt nicht nur kacke, es ist auch kacke. Salpetrige Säure ist ein sehr starkes Oxidatonsmittel und kann Cytosin oxidieren, Uracil kommt raus. Das eine ist in der DNA das andere in der RNA - das kann zu Problemen führen.
4. Sie katalysieren mit Wärme und starker Sonnenstrahlung die Bildung von bodennahem Ozon (O3). Ozon ist ein noch stärkeres Oxidationsmittel als salpetrige Säure und führt ebenso zu Atemwegserkrankungen.
------> Stickoxide sind ein Problem. Wie immer macht die Dosis das Gift aber man kann ziemlich sicher sagen, dass es generell immer klüger ist, den Ausstoß von NOx zu vermeiden und Exposition so gut es eben geht zu verhindern.