Interessanter Artikel zum Streik und vor allem über das eigentliche Streikziel - GDL vs EVG.
http://www.welt.de/politik/deutschland/a…e-Republik.html
Diesen Artikel hatte ich auch schon gelesen, ist zu empfehlen.
Zum Streik: Man sollte sich imho grundelgende Gedanken zur Bezahlung machen. Angebot und Nachfrage regeln das Gehalt... und Marktmacht. Kleine Berufsgruppen (Lokführer, Sicherheitspersonal auf dem Flughafen) mit nicht wirklich schwerer oder hochqualifizierter Arbeit haben aufgrund ihrer Schlüsselstellung ihrer Arbeit als notwendiger Bestandteil für andere grundlegende Arbeiten eine Art Veto-Position. Ohne sie geht heutzutage fast nichts mehr, im Beispiel würde jeweils eine Klasse von Mobilität komplett lahmgelegt.
Jetzt gibt es grundlegend 2 Möglichkeiten dieses Problem zu lösen. Man könnte einfach diese Gruppen an Schlüsselpositionen so lange Streiken lassen und damit ihr Gehalt erhöhen und diese Kosten auf die Allgemeinheit überwälzen, wie es ihrer ökonomischen Position entspricht. Das Problem dabei ist, dass man nach deutschem Recht als Privatunternehmen praktisch keine Arbeitsverträge abschließen kann (meines Wissens zumindest, bin da kein Experte), in welchem ein Streikrecht ausgeschlossen wird. Ansonsten könnte es für ein Transportunternehmen ein Wettbewerbsvorteil sein ihren Lokführern einfach 50% mehr als der Konkurrenz zu bezahlen und dafür vertraglich ein Streikrecht auszuschließen.
Da dies nicht geht, können Insider immer streiken - auch wenn sie schon extrem hoch entlohnt werden. Das Unternehmen kann nicht einfach noch einmal so viele Lokführer als Streikreserve beschäftigen, da man nicht verhindern kann, dass diese dann ebenfalls mitstreiken. Dies würde nur bei kirchlichen Unternehmen
und bei Beamten fuktionieren.
Die Gehälter könnten also solange wachsen, bis die angebotene Dienstleistung nicht mehr profitabel ist. Ich schätze heutzutage wären Gehälter von Lokführern von ca. 3 Mio. pro Jahr noch finanzierbar. Die Deutsche Bahn hatte 2013 einen Umsatz von ca. 39 Milliarden € gemacht. Selbst bei 5-fachen Preisen dürfte davon noch genügend übrig bleiben, um geradeso die Lokführer bezahlen zu können.
Wenn wir in unserer heutigen, extrem stark vernetzen Volkswirtschaft alle Arbeitnehmer an Schlüsselpositionen nach ihrer Vetomacht bezahlen würden, dann würden diese Arbeitnehmer fast den gesamten Produktivitätsgewinn aus unser sehr arbeitsteiligen Organisationsweise abschöpfen. Das kann natürlich nicht sein. Zumal dazu noch Insider/Outsider-Problematiken kämen. Wenn ein Lokführer vielleicht im Schnitt 500.000€ pro Jahr bekommt, dann wollen plötzlich viel mehr Menschen Lokführer werden. Aber nur einige wenige können wirklich Lokführer sein. Weil man aussenstehende nicht so einfach kurzfristig für streikende Lokführer einspringen lassen kann, nützen die gelernten, aber nicht angestellten Lokführer bei kurzfristigen Streiks nichts. Dann will ejder Lokführer werden und es gibt Bestechungen, um an solch einen Job zu kommen. Kann man sich Vorstellen wie Beamter in Griechenland zu sein oder da eine Taxilizenz zu haben (altes System).
Ich denke eine moderne Gesellschaft kann sich nicht von kleinen Gruppen expressen lassen und muss dafür Regelungen finden. Ich fände am elegantesten analog zu Vorzugsaktien ohne Stimmrecht und dafür mit höherer Dividende auch Arbeitsverträge mit explizitem Ausschluss von Streiks zuzulassen. Der Arbeitgeber kauft dem Arbeitnehmer dann sein Streikrecht ab und fertig. Man könnte einen gesetzlichen Rahmen schaffen, wie solche Arbeitsverträge ausgestaltet sein müssen um sie unattraktiv für die breite Masse zu machen.
Alternativ muss man enumerativ kritische Bereiche per Gesetz regeln. Ich sehe aber noch nicht, wie man dies sinnvoll machen könnte, will man diesen Gruppen ihr Streikrecht nicht wegnehmen.