MastersForum

Ich wollte es erst in den Erheitern-Thread stellen, aber dazu ist es zu traurig:

App zum Melden von Falschparkern

Die Quelle ist PC-Welt, daher bin ich mir nicht sicher, wie fundiert die Info ist. Vorstellen könnte ich es mir aber allemal.
Die juristische Seite ist ja wohl auch noch nicht ganz klar, aber ich frage mich ernsthaft, wer spendet denn für sowas? Die Leute sind offensichtlich nicht glücklich, wenn sie nicht überwacht werden.

Ich stell mir grad vor, wie meine Nachbarin (wenn sie denn überhaupt genug Verstand hätte, ein Smartphone zu benutzen) jede Woche zwei- bis fünfmal das Ordnungsamt mit sinnlosen Meldungen zuspamt, weil ich wieder vor ihrer Tür parke, was vollkommen legal ist aber sie einfach nur ärgert.

edit: die haben auch ne eigene Seite: Strassensheriff Oh Mann......

Leute, es geht doch nicht im Autos die auf Gehwegen parken, Fahradfahrer, die durch Fußgängerzonen brettern oder Fußgänger, die bei Rot rüberlaufen.....

... es geht um Denunziantentum und daß die Menschen auch noch freiwillig zu ihrer eigenen Überwachung beitragen.

Es ging hier eigentlich nicht um Verkehrsrowdy-bashing und Verkehrsregelnazis.... dachte grad hier im Masters würden sich mehr Leute zu der Überwachungsproblematik äußern. Hm, okay.....

Ich finde problematisch ist die Menge der gesammelten Daten. Wenn zum Beispiel an einigen kritischen Orten wie dunklen, einsamen U-Bahn-Stationen oder an wichtigen Verkehrsknotenpunkten Überwachungskameras stehen, dann ist das noch eher hilfreich. Wenn die gesamte Stadtfläche allerdings lückenlos überwachbar ist, dann finde ich das bedenklich. Mit dieser App generiert man potentiell ein sehr umfangreiches Überwachungssystem.
Scheint so als macht man sich verdächtig, wenn man Bedenken äußert, denn es dient ja angeblich einer guten Sache. Hm, das sollte die Sache mit der Internetzensur ja auch, Kinderpornographie und so......
Oder bin ich paranoid?

Zitat von »disaster«

Ich sehe schon, die App für die Rache des kleinen Mannes.

Genau das denke ich. Ehrlich gesagt hatte ich nicht gedacht, daß die sich ausgerechnet hier im Masters sammeln.......

Ich hab eh die Befürchtung, diese App würde genau deswegen mehr schaden als nutzen. Daß sie (auch) dazu benutzt wird, Mitmenschen zu terrorisieren, weil man zu anderen Lösungswegen nicht fähig ist.

Ganz ehrlich, wenn jemand Scheiße parkt und es nicht grad ein echtes Gefahrenpotential hat, dann hätte ich wirklich besseres zu tun als den zu verpetzen. Vielleicht maximal nen Zettel ranmachen, wenn es wirklich und andauernd stört (Aber bitte sachlicher als der in dem Beispiel oben, wüste Beschimpfungen sind eher kontraproduktiv und bewirken kaum was, dienen eher zum Frustabbau). Ansonsten denk ich kurz "Arschloch" und kümmer mich dann weiter um wesentlich wichtigere Dinge.

Manchmal wünschte ich, meine wichtigsten Probleme wären irgendwelche Parkplatzsünder und ich hätte so viel Zeit, daß ich nichts besseres zu tun hätte, als meine Energie in deren Bekämpfung zu stecken.

Tauschen, jemand? Oder warte.... nein.

Ich wohn hier auf'm Dorf, erstaunlicherweise ist die Parkplatzsituation hier trotzdem manchmal eng. Es gibt -soweit mir bekannt ist- drei Nachbarn in meiner Straße, die nix besseres zu tun haben, als mir entweder völlig sinnlos das Ordnungsamt auf den Hals zu hetzen (die finden das auch nicht mehr lustig) oder mir einmal wöchentlich einen Zettel mit sinnfreien Texten ans Auto zu machen, weil es sie stört, daß mein Auto vor ihrem Haus parkt. Einfach so. Ich hab mir die Parkplätze vom Ordnungsamt absegnen lassen, alles gut. Das hält diese Deppen nicht davon ab, mir jede Woche einen Brief zu schreiben und an den Scheibenwischer zu klemmen. Bringt mir jede Woche eine Prospekthülle for free. So viel Muße möchte ich mal haben. Oder, naja, vielleicht auch nicht.
Leider paßt mein neuer Bus nicht mehr in meine Tiefgarage, und irgendwo muß er ja stehen. Ich kann ihn zum Parken nicht dematerialisieren. Erst wollte ich mir die Mühe machen, auf die Briefe zu antworten, hatte bisher aber noch keine Zeit dazu. Meine einzige Sorge ist nur, daß die mir aus Frust irgendwann mal nen Kratzer ins Auto machen.
Ab und zu werd' ich auch angemotzt, wenn von denen grad jemand im Garten ist, wenn ich parke. Wenn ich mir die Mühe mache, höflich zu antworten, werde ich mit irgendwelchen irrationalen "Argumenten" zugetextet und die Szenerie wird schimpfend verlassen, damit ich ja nicht mehr zu Wort komme. Ansonsten verschwinden alle von der Bildfläche wenn ich in die Straße biege und ich hab dann ein paar Tage später wieder einen komischen Brief am Auto.
Nur mal um zu verdeutlichen, was für Leute so eine App nutzen würden.

Als ich noch meinen 7,5-Tonner hatte und der hier im Dorf -legal, von der Ordnungspolizei abgesegnet- stand, war's noch viel, viel lustiger. Ich hab mal gehört, mein LKW soll hier das Dorfgespräch schlechthin gewesen sein.

Mit so ner App leistet man solchem Blödsinn ja erst recht Vorschub. Zum Glück wären meine Nachbarn zu dumm und zu alt um ein Smartphone zu bedienen. Aber ich fürchte dennoch, daß abgesehen von der Überwachungsproblematik da eben durch solche Menschen mehr Schaden als Nutzen entsteht. Ich sehe keine Verbesserung. Um die wirklich wichtigen Fälle kann sich doch auch wie bisher gekümmert werden. Und nur wegen der App werden die Behörden auch nicht effektiver arbeiten, nur mehr Geld einnehmen. Darum gehts ja wahrscheinlich eher als um mehr Sicherheit.

Ich will damit keine Verkehrsrowdys oder Parkanarchisten in Schutz nehmen, aber konsequenterweise müßte man dann auch Fahradfahrer die bei Rot über die Ampel oder durch Fußgängerzonen brettern denunzieren können, also müßten die Nummern tragen. Sie gefährden immerhin vorsätzlich andere Verkehrsteilnehmer!!! Und ebenso Fußgänger, die bei Rot über die Straße rennen. Eine Gefahr für sich und andere!!!!! Und Fußgänger müßten dann natürlich auch identifizierbar sein. Vielleicht mit einer Armbinde. Oder, nein, blöde Idee, das hatten wir doch schon mal, vielleicht mit einem Chip unter der Haut, den man scannen kann...... Ich hoffe es ist rübergekommen, daß das sarkastisch war. Trotzdem, wo willst Du die Grenze ziehen?

Mein Stichwort ist Verhältnismäßigkeit.

Ich sag's ja, in meinem Fall wäre es Glück, daß die Nachbarn zu alt und zu dumm sind für ein Smartphone. Aber es gibt genügend Leute, die so ticken und trotdem mit Technik umgehen können. Ich behaupte mal, daß dieser Anteil ziemlich hoch sein würde und die Zahl der wirklich nützlichen Meldungen, die eine echte Gefahr abwenden überwiegt.

Noch mal zur Verhältnismäßigkeit. Welche Gefahr geht von einem stehenden, unbewegten, gut sichtbaren Hindernis aus? Ich meine jetzt nicht zugeparkte Rettungswege oder dicht bevölkerte Fuß-/Radwege. Und damit es nicht heißt ich wäre auf Seiten der Autofahrer, welche Gefahr geht davon aus, wenn ein Radfahrer einen ansonsten nahezu leeren Gehweg kreuzt oder ein Fußgänger auf einer unbefahrenen Straße bei Rot über die Ampel geht (wenn natürlich nicht grad ein kleines Kind in Sichtweite ist)? Da geht es doch dann wohl eher um eigenen Ärger (okay, teilweise verständlich) und Frustabbau als um Sicherheit. Echte Gefahren kann man genauso gut konventionell bearbeiten und für den Ärger die Kommunikation suchen, sei es mit einem Zettel am Scheibenwischer und im Dauerfall dann mal die Meldung. Wozu also die App, die eben noch den Nachteil bringt, wieder ein Teil mehr zur Überwachung beizutragen und die Menschen eben genau daran zu gewöhnen? Wollen wir den Blockwart als App vielleicht auch wieder einführen?

Ich würd mir ja Vorträge anhören über die Gefährdung durch Falschparken etc., wenn ich nicht auf der anderen Seite Sachen erlebt hätte wie -nur mal so als ein Beispiel- daß aus Kostengründen eine Straße vor einem Event zum Aufbau nicht für den Verkehr gesperrt wird. In einem Fall rast die Straßenbahn, das ist jetzt nicht übertrieben, etwa 5-10 cm an unserem Stand vorbei, uneinsehbares Gelände, ungedrosselte Geschwindigkeit. DAS nenne ich eine Gefährdung, weil zwischen den Ständen Passanten und wir selbst rumspringen. Ich könnte noch mehr Beispiele nennen, wo die finanziellen Interessen über der Sicherheit stehen. Und genau so sehe ich das bei dieser App.
PLUS, daß man den obengenannten Leuten noch einfachere Möglichkeiten gibt, ihren Frust an anderen Menschen auszulassen. Wenn man wirklich Sicherheit und Ordnung verbessern wollte, gäbe es genug wichtigere Baustellen. Aber Falschparker (Gehwegradler, Rotampelrenner...) sind halt ein einfacheres, viel bequemeres Ziel um sein Bedürfnis nach "Rechtschaffenheit" zu befriedigen.

Und wie gesagt, wo ist die Konsequenz, daß man nicht auch gefährliche Radfahrer und gefährliche Fußgänger melden kann?