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Beiträge: 2 649

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3 001

03.10.2010, 11:07

Zitat

Die ausbezahlten Verträge belaufen sich auf ~500 Millionen Euro.


Die 10-15 Millarden sind die Extremzahlen der Grünen. Erfahrungen aus anderen Großprojekten gehen im Mittel von ca. 70% Überschreitung aus. Ein Risikovorsorgebetrag von 1,45 Millarden ist jetzt schon vorgeplant.

Es geht nicht darum, was bisher schon verbraten wurde, sondern um die vergebenen Aufträge/Ausschreibungen. Ich glaube kaum, das die zum jetzigen Zeitpunkt auch nur Ansatzweise erfasst werden können, da dieses durchweg vor Gericht landen wird. Da hängen die Existenzen diverser mittelständischer Unternehmen dran.

Ist doch rein Spekulativ - selbst wenn es eine Nullnummer werden sollte, was ich arg bezweifele, bleibt Stuttgart die nächsten 10-15 Jahre ein Nadelöhr. Wer will das?

*Edit*

http://stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2…enprojekt-.html

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Smoerrebroed« (03.10.2010, 11:32)


3 002

03.10.2010, 11:13

Polizeichef traute eigenen Beamten nicht


Dass es bei den Protesten in Stuttgart am Donnerstag zu derart folgenschweren Auseinandersetzungen kam, ist auch der Polizeiführung zuzuschreiben. Sie zog die Absicherung einer Baumfällaktion auf den Vormittag vor - ohne zu berücksichtigen, dass zu diesem Zeitpunkt eine Schülerdemonstration unterwegs war.

Hamburg - Im Zusammenhang mit der Eskalation zwischen Demonstranten und der Polizei am vergangenen Donnerstag im Stuttgarter Schlossgarten werden jetzt neue Details über das Vorgehen der Behörden bekannt. So erklärte Stuttgarts Polizeipräsident Siegfried Stumpf gegenüber dem SPIEGEL, warum es überhaupt zum Aufeinandertreffen zwischen einem Protestzug von Schülern und den Sicherheitskräften kam, die die Baustelle abriegeln sollten.


Ursprünglich war die Absicherung erst für 15 Uhr vorgesehen - so stand es auch in den Plänen der örtlichen Polizei. Da in den letzten Wochen solche Informationen jedoch immer wieder an die Demonstranten gerieten, entwickelte Polizeipräsident Stumpf einen "Plan B", in dem Hundertschaften aus anderen Bundesländern für 10 Uhr eingeteilt wurden. Und weil am Tag zuvor im Internet bereits Warnungen vor dem Einsatz um 15 Uhr kursierten, setzte der Polizeichef Plan B in Kraft - ohne zu berücksichtigen, dass gegen 10 Uhr sich eine angemeldete Schülerdemonstration in die Nähe des Schlossgartens bewegte.

Als die Schüler den Polizeieinsatz bemerkten, strömten viele der jungen Protestler zu den Bäumen. Um die Aktion zu stoppen, so Stumpf, war es zu spät: "Die Baufahrzeuge rollten schon."

Die Folge des Aufeinandertreffens waren der Einsatz von Wasserwerfern, Pfefferspray und Schlagstöcken, waren nach Polizeiangaben 130 Verletzte, von denen 16 ins Krankenhaus mussten. Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, verteidigt dennoch den Einsatz der Beamten: "Polizeiliche Einsatzmittel müssen Waffen sein, die weh tun, nur dann wirken sie."

Spiegel Online

Die haben es selbst verbockt.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Randy Hicky« (03.10.2010, 11:13)


3 003

05.10.2010, 19:50

ach ja, leistung muss sich lohnen. aber bitte nur, wenn man großverdiener ist nich wahr

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziale…,721423,00.html

ich kann garnich so viel essen, wie ich kotzen möchte X(

3 004

05.10.2010, 20:08

Worf immer noch gesperrt? :D

Zitat

Nach Ansicht der FDP ist dies nur erreichbar, wenn höhere Zuverdienste weniger stark angerechnet würden. Dies führt zu den hohen Mehrkosten - und zu deutlich mehr Hartz-IV-Beziehern, da mehr Geringverdiener in das System rutschen würden. Die Zahl der Bezieher von Arbeitslosengeld II würde laut der Modellrechnungen um 883.000 bis 982.000 steigen.
So ist es.

3 005

05.10.2010, 20:31

da kannste noch andere links nehmen:

Zitat

Unternehmen fordern Mindestlohn für Leiharbeiter Arbeitgeber, Gewerkschaften und die Union sind sich einig: In der Zeitarbeitsbranche soll ein gesetzlicher Mindestlohn eingeführt werden. Nun erhöhen die Unternehmen den Druck auf die FDP - sie sperrt sich als Einzige dagegen. Dabei drohen ab Mai 2011 Dumpinglöhne

[URL=http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,721442,00.html]link[/URL]

Zitat

Die Versicherten sollen das riesige Finanzloch bei den Krankenkassen stopfen, auf der anderen Seite stehen die Gewinner: die Kassenärzte. Sie haben sich mit ihrer Forderung nach deutlich höheren Honoraren durchgesetzt - und bekommen insgesamt über eine Milliarde Euro mehr

[URL=http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,721364,00.html]link[/URL]

ect.

Das sind alles Sachen, wo man nur den Kopf schütteln kann, was so eine Partei an der Regierung verloren hat, das ist doch ein Scherz...

3 006

05.10.2010, 22:20

Zitat

Original von Randy Hicky
Worf immer noch gesperrt? :D


wtf quelle/link plz, endlich mal ein interessanter beitrag!

nC_eru

Erleuchteter

Beiträge: 5 381

Wohnort: Bremen

Beruf: Physiker

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3 007

05.10.2010, 22:33

Zitat

Original von nC_$kittle_

Zitat

Original von Randy Hicky
Worf immer noch gesperrt? :D


wtf quelle/link plz, endlich mal ein interessanter beitrag!

Worf wurde nicht gesperrt. :rolleyes:

3 008

05.10.2010, 22:57

Die Mods können gar nichts :/ Wann tut diese Schwarz Gelbe Regierung was dagegen?

3 009

12.10.2010, 21:55

Zitat

FAZ: Deutschland in den UN-Sicherheitsrat gewählt - „Die Welt weiß, dass sie sich auf Deutschland verlassen kann“
Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat Deutschland für zwei Jahre in den UN-Sicherheitsrat gewählt. Die deutsche Kandidatur erhielt schon im ersten Wahlgang die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit für einen nichtständigen Sitz. Außenminister Westerwelle dankte in New York für den „Vertrauensvorschuss“.

Deutschland ist am Dienstag von der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York für die Jahre 2011 und 2012 zum nichtständigen Mitglied des UN-Sicherheitsrates gewählt worden. Deutschland erhielt schon im ersten Wahlgang die nötige Zweidrittelmehrheit von 128 der 192 UN-Mitgliedsstaaten - gerade eine Stimme mehr als erforderlich. Die Gegenkandidaten Portugal und Kanada, die sich ebenfalls für einen der beiden Sitze der Ländergruppe der westlichen Staaten beworben hatten, kamen auf 122 beziehungsweise 114 Stimmen. Auch in einem zweiten Wahlgang gelang es zunächst keinem der beiden Kandidaten, die weiterhin erforderliche Zweidrittelmehrheit zu erreichen.

Die Wahl der drei nichtständigen Ratsmitglieder für die Ländergruppen Asien, Afrika und Lateinamerika war eine bloße Formalität, weil es jeweils nur einen Kandidaten gegeben hatte. Indien erreichte mit 187 Stimmen das beste Ergebnis, auf Kolumbien entfielen 186 Stimmen, während für Südafrika 182 UN-Botschafter stimmten.

Das sind doch mal gute Nachrichten - weniger das Ergebnis, welches doch vorherzuahnen war, als vielmehr, dass Deutschland schon im ersten Wahlgang gewählt worden ist. Das zeigt schon erfolgreiche Lobbypolitik und ist auch ein Indiz für das große internationale Vertrauen für Deutschland in der gesamten Welt.

3 011

15.10.2010, 14:33

Na Hauptsache das Uran wurde jetzt statt bei uns in Frankreich und Osteuropa verwendet und die Kohle in China verbrannt

3 012

15.10.2010, 16:50

Dass die anderen in Europa (Atom-)Müll bauen, ist keine Rechtfertigung dafür, es selbst zu tun. Und der Trend in China geht nicht zur Kohle, sondern zur Atomenergie:

http://www.welt.de/wirtschaft/article360…kraftwerke.html

Zum deutschen Solarstrom: Dass die Einspeisung deutlich steigt, liegt (wie im Artikel beschrieben) ironischerweise an der Subventionskürzung für Anlagen. Daraus folgt aber auch, dass die Einspeisungskosten erstmal nur langsam weiter steigen werden - wer eine Solaranlage will, kauft sie jetzt und nicht in naher Zukunft.

Zum Atomstrom sage ich jetzt nichts, die Befürworter ignorieren sowieso krampfhaft jedes Argument, dass er unterm Strich viel teurer ist als auf dem ersten Blick...

3 013

15.10.2010, 16:59

Zitat

Original von Sheep
Dass die anderen in Europa (Atom-)Müll bauen, ist keine Rechtfertigung dafür, es selbst zu tun.


trotzdem stell ich mir deutsche endlagerung etwas sicherer vor als tschechische

3 014

15.10.2010, 17:16

Deutschland gibts in 100 Jahren vielleicht nicht mehr, den fröhlich strahlenden Atommüll aber schon.

3 015

15.10.2010, 17:36

Zitat

Original von nC_$kittle_

Zitat

Original von Sheep
Dass die anderen in Europa (Atom-)Müll bauen, ist keine Rechtfertigung dafür, es selbst zu tun.


trotzdem stell ich mir deutsche endlagerung etwas sicherer vor als tschechische


siehe Asse

Juzam

Erleuchteter

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Beruf: GER

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3 016

15.10.2010, 17:48

Zitat

Original von Sheep
Deutschland gibts in 100 Jahren vielleicht nicht mehr, den fröhlich strahlenden Atommüll aber schon.


Dafür scheinst du aber fröhlich zu ignorieren, dass wir uns sowieso mit dem Thema Endlagerung befassen müssen, egal, wo und wann das Atomzeitalter endet.
Die verbrannte Kohle haben wir ja auch noch hübsch lange in unserer Luft.

3 017

15.10.2010, 18:10

Zitat

Original von Sheep
Zum Atomstrom sage ich jetzt nichts, die Befürworter ignorieren sowieso krampfhaft jedes Argument, dass er unterm Strich viel teurer ist als auf dem ersten Blick...

Ob unterem Strich viel teuer oder nicht ist nicht der Punkt, sondern, ob Atomstrom mittelfristig (nächsten 10-20 Jahre) systematisch billiger als die teuerste notwendige Alternative sein wird.

Wir haben ja nicht nur 16% Atomstrom, sondern auch knappe 20% Kohlestrom aus Kraftwerken, welche auch in den nächsten 10 Jahren vom Netz gehen sollen. Beides mit Ökostrom zu ersetzen wird wahnsinnig kompliziert - und hängt auch an Speichertechnologien und dem Netzausbau.

Ich halte den Netzausbau für wichtiger als Solaranlagenförderung. Sollen die Solaranlagen doch lieber auf spanischen Häuserdächern etc. sein, wo es effizienter ist - solange man Strom effizient über große Entfernungen transportieren kann. Aber wir haben in den letzten 10 Jahren meineswissens nur 800km Stromleitungen gebaut, was einen bruchteil der geplanten Kapazität entspricht - und da sind die neueren Pläne für ein dezentrales, modernes Energienetz noch nicht dabei. Da drückt momentan der Schuh und gewiss nicht bei der Atomkraft. Wie andere schon richtig bemerkt haben, ein Endlager brauchen wir sowieso (oder wir verkaufen das Zeugs, wundert mich sowieso, dass dies nicht schon in der Diskussion ist. Deutschland würde doch enorme Summen bezahlen, um das Zeugs loszuwerden).

@Sheep: Dann ring doch mal ordentliche Argumente, aber nicht sowas wie: Wer weiß, ob es in 100 Jahren Deutschland noch gibt... Das ist ja auch egal, es wird sicher eine Nachfolge"organisation" geben und da Leben dann Menschen.
Aber das gute an Atommüll ist, dass es eine lokale Bedrohung ist. Das Zeugs strahlt einige hundert Meter oder Kilometer, aber es verschmutzt nciht systematisch ganze Landstriche oder sogar den ganzen Planeten. Ich finde es im Gegenteil verantwortlich, wenn man Schadstoffe lokal konzentriert und nicht in die Luft pustet, damit andere Leute externe Effekte haben, welche gar nicht in den Nutzen des Gutes kommen, welches die Schadstoffe emmitiert. Das ist doch die wirklich verantwortungsvolle Politik!

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »AtroX_Worf« (15.10.2010, 19:19)


3 018

15.10.2010, 18:54

Zitat

Ich finde es im Gegenteil verantwortlich, wenn man Schadstoffe lokal konzentriert und nicht in die Luft pustet, damit andere Leute externe Effekte haben, welche gar nicht in den Nutzen des Gutes kommen, welches die Schadstoffe emmitiert. Das ist doch die wirklich verantwortungsvolle Politik!


Völlig weltfremd und der Partei nachgebetet.

So schaut es aus....

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-69744040.html

Aber was interessiert er so einen wie Worf wenn in der Ferne die Menschen verrecken.

Wir sollten diesen Thread einfach den Trollen überlassen.

3 019

15.10.2010, 18:58

Zitat

Original von AtroX_Worf
Ich finde es im Gegenteil verantwortlich, wenn man Schadstoffe lokal konzentriert und nicht in die Luft pustet, damit andere Leute externe Effekte haben, welche gar nicht in den Nutzen des Gutes kommen, welches die Schadstoffe emmitiert. Das ist doch die wirklich verantwortungsvolle Politik!


So ein großkotziger Schwachsinn! Verantwortungsvolle und generationengerechte Politik wäre es, überhaupt keine Schadstoff emitierende Energieproduktion zu betreiben. Aber wenn Du es so toll findest, den Mist lokal zu lagern (wie ja WW und solche Schwachmaten wie der Söder auch), dann können wir den Dreck ja bedenkenlos bei Dir im Keller einlagern. :rolleyes:

Wie sie alle die Fresse kilometerweit aufreißen, wenn es darum geht wie wichtig Atomenergie für die deutsche Wirtschaft ist, aber so klein wie'n Floh mit Hut, wenn man völlig zu recht fordert, das die Konsequenzen aus dieser "verantwortungsvollen Politik" auch von den Betreffenden getragen werden. Ich plädiere für Atomendlager in den Heimatgemeinden der Energieriesen-Chefs und in den Wahlkreisen der süddeutschen Landesumweltminister.

3 020

15.10.2010, 19:02

Zitat

Original von Juzam
Dafür scheinst du aber fröhlich zu ignorieren, dass wir uns sowieso mit dem Thema Endlagerung befassen müssen, egal, wo und wann das Atomzeitalter endet.
Die verbrannte Kohle haben wir ja auch noch hübsch lange in unserer Luft.


Wenn man davon ausgeht, dass man es überhaupt irgendwo auf diesem Planeten problemlos endlagern kann. Dass es bisher weltweit nur Zwischenlager gibt, spricht eher dagegen. Gut, der Landstrich ist so oder so im Eimer, egal wieviel Zeug da strahlt - aber je mehr Brennstäbe es sind, desto schlimmer ist es, wenn die in unbefugte Hände fallen.

Klar ist die verbrannte Kohle ein Problem, aber immerhin ein überschaubares, was man zusätzlich mit Filtern eindämmen kann. Bei Kernkraft sind Missbrauch von Brennstäben durch Terroristen, Anschläge auf Kraftwerke und menschliches Versagen eben nicht kalkulierbar - es kann jederzeit passieren. Würdest du neben einem AKW wohnen wollen?

Zitat

Original von AtroX_Worf
Ob unterem Strich viel teuer oder nicht ist nicht der Punkt, sondern, ob Atomstrom mittelfristig (nächsten 10-20 Jahre) systematisch billiger als die teuerste notwendige Alternative sein wird.


In diesen 10-20 Jahren kann es problemlos einen GAU geben, ob nun durch Versagen oder einen Anschlag.

Zitat

Sollen die Solaranlagen doch lieber auf spaniechen Häuserdächern etc. sein, wo es effizienter ist - solange man Strom effizient über große Entfernungen transportieren kann. Aber wir haben in den letzten 10 Jahren meineswissens nur 800km Stromleitungen gebaut, was einen bruchteil der geplanten Kapazität entspricht - und da sind die neueren Pläne für ein dezentrales, modernes Energienetz noch nicht dabei. Da drückt momentan der Schuh und gewiss nicht bei der Atomkraft.


Beim Netzausbau tut sich ja nun zum Glück einiges, siehe z.B. Desertec. Supraleitungen über weite Strecken haben wir trotzdem noch nicht - und es wäre fahrlässig, sich völlig darauf zu verlassen.

Zitat

Dann ring doch mal ordentliche Argumente


Na dann:

1. Transportkosten zum Lager, inklusive Kosten durch Gegner der Atomkraft - die sind nunmal da, binden sich an Gleise, halten die Polizei auf Trab usw..
2. Konstruktion und Sicherung der Lager.
3. Kosten für die Gesellschaft durch einen GAU. Auch wenn so eine Katastrophe nur sehr unvollständig über den wirtschaftlichen Schaden beschrieben wird.
4. Kosten, die durch den Missbrauch von Brennstäben entstehen, v.a. durch Terroristen. Hier gilt das gleiche wie beim GAU. Und der Schutz vor diesem Missbrauch kostet ebenfalls, ob nun den Betreiber oder den Staat.
5. Kosten der ständigen Lobbyarbeit. Wird ja nicht immer gratis von Wirtschaftsliberalen gemacht, sondern die Energiekonzerne investieren da beachtlichen Aufwand.

Yen Si

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3 021

15.10.2010, 19:05

Zitat

Original von DS_Deadpool
Ich plädiere für Atomendlager in den Heimatgemeinden der Energieriesen-Chefs und in den Wahlkreisen der süddeutschen Landesumweltminister.


gnihihi, das wußte schon der Papa von der von der Leyen zu verhindern. :D

3 022

15.10.2010, 19:13

Zitat

Original von DS_Deadpool
So ein großkotziger Schwachsinn! Verantwortungsvolle und generationengerechte Politik wäre es, überhaupt keine Schadstoff emitierende Energieproduktion zu betreiben.

Das wäre aber extrem teuer. Es hat Deutschland in den letzten 10 Jahren 80 Milliarden Euro Subventionen gekostet, um auf einen Solarstromanteil von 1,1% zu kommen. Und wenn wir jetzt Billionen für emissionsfreie Energiegewinnung ausgeben, dann fehlt das Geld an anderer Stelle bzw. das könnten wir uns rein praktisch gar nicht leisten - so viel Geld könnte nicht einmal Deutschland mit seiner hervoragenden Bonität am Kapitalmarkt aufnehmen.

Langfristig will man das Ziel einer ökologischen verträglichen Energieproduktion auch verwirklichen, aber man es ist nicht das einzige Problem, welches wir in Deutschland haben.

Zitat

Original von DS_Deadpool
Aber wenn Du es so toll findest, den Mist lokal zu lagern (wie ja WW und solche Schwachmaten wie der Söder auch), dann können wir den Dreck ja bedenkenlos bei Dir im Keller einlagern. :rolleyes:

Darum geht es nicht, ein Standort muss auch geeignet sein. Aber es ist wohl besser, wenn der Staat 314km² zu einem Schutzgebiet erklärt und das Zeugs da endlich lagert, als wenn keine Lösung gefunden wird.

Zitat

Original von DS_Deadpool
Wie sie alle die Fresse kilometerweit aufreißen, wenn es darum geht wie wichtig Atomenergie für die deutsche Wirtschaft ist, aber so klein wie'n Floh mit Hut, wenn man völlig zu recht fordert, das die Konsequenzen aus dieser "verantwortungsvollen Politik" auch von den Betreffenden getragen werden. Ich plädiere für Atomendlager in den Heimatgemeinden der Energieriesen-Chefs und in den Wahlkreisen der süddeutschen Landesumweltminister.

Wieso das denn? Wer sind denn die "Betreffenden"? Die Politiker (und Bevölkerung) der 60er Jahre, welche Atomkraftwerke als große Zukunftsprojekte für billige und saubere Stromerzeugung gesehen haben und welche deswegen auch gewisse Begleitkosten sozialisiert haben?
Selbst mit allen Endlagerkosten wäre Atomstrom heute immer noch konkurrenzlos günstig, weil die Atomkraftwerke schon abgeschrieben sind und sie eine sehr gute ökologische Bilanz haben. Oder hast dzu mal nachgerechnet, was an Stahl und Energie in so eine Windmühle gesteckt werden muss, damit sie Strom liefern kann?

Immerhin sind und waren auch die Landesumweltminister der Länder, in denen Atomkraftwerke stehen (eben die 3 im Süden) gegen den Atomausstieg. Wäre es nicht einfacher dagegen zu sein, wenn man die Kraftwerke direkt im eigenen Wahlgebiet stehen hat?

3 023

15.10.2010, 19:19

Zitat

Wäre es nicht einfacher dagegen zu sein, wenn man die Kraftwerke direkt im eigenen Wahlgebiet stehen hat?


warum sollte es?

3 024

15.10.2010, 19:27

Zitat

"Diejenigen (Politiker), die wissen, was sie da anrichten, haben nur noch einen kurzen Karrierezeitraum im Blick - nach mir die Sintflut. Und dieses radikale Kurzzeitdenken, nicht mehr das Denken in längerfristigen Verantwortungskategorien, ist typisch für das gesamte Neoliberale Zeitalter. Im Neoliberalen Zeitalter ist alles verkürzt ... auf die aktuelle Erzielung einer höchstmöglichen Rendite, koste es was es wolle."

Hermann Scheer

3 025

15.10.2010, 19:35

Zitat

Original von Sheep
1. Transportkosten zum Lager, inklusive Kosten durch Gegner der Atomkraft - die sind nunmal da, binden sich an Gleise, halten die Polizei auf Trab usw..

Wenn es illegale Aktionen sind, dann muss dafür der Staat aufkommen - er setzt ja Recht und Gesetz durch. Meinetwegen kann man die Gesetzte ändern und Blockierer an den wirtschaftlichen Kosten durch illegale Blockade beteiligen. Dann muss zwar letztlich auch der Staat den Großteil zahlen, aber vielleicht ist die abschreckende Wirkung mit seinem gesamtem Privatvermögen zu haften so hoch, dass die Proteste weniger werden.

Man darf auch keine Autobahnen bestreiken um Lebensmitteltransporte zu blockieren. Da würde der Staat auch Recht durchsetzen. Das hat sogar schonmal nen grüner Umweltminister gesagt, dass es gegen notwendige Castortransporte kein Demonstrationsrecht gebe (oder irgendwie so, womit er Blockaden gemeint hat, Demonstrieren darf man ja).

Zitat

Original von Sheep
2. Konstruktion und Sicherung der Lager.

Ist ein Erbe der 1960er Politik, aber meinetwegen kann man es auch auf die Betreier umlegen. Aber dies wird ja meineswissens sowieso jetzt so geregelt.

Zitat

Original von Sheep
3. Kosten für die Gesellschaft durch einen GAU. Auch wenn so eine Katastrophe nur sehr unvollständig über den wirtschaftlichen Schaden beschrieben wird.

Wie rechnest du die potentiellen gesellschaftlichen Kosten für eine sprunghafte Klimaveränderung dagegen, weil das Klima in Verbindung mit den Treibhausgasen ein dynamischer Prozess ist, wohlmöglich in bestimmten Parameterkonstellationen chaotisch, und schon kleinste Änderungen eine Wechselwikrungskette in Gang setzen könnten, welche zu sprunghaften Veränderungen führt (Stichwort Permafrostboden, der Methan freisetzt).

Sowas kann man nicht sinnvoll in Kosten fassen, genausowenig wie einen GAU. Deswegen sagt der Gesetzgeber ja auch, dass ein Residualrisiko kein Grund ist, etwas zu verbieten. Nicht alles ist 100%ig vorhersehbar, sondern eigentlich nichts - alles andere ist nur eine Illusion.

Zitat

Original von Sheep
4. Kosten, die durch den Missbrauch von Brennstäben entstehen, v.a. durch Terroristen. Hier gilt das gleiche wie beim GAU. Und der Schutz vor diesem Missbrauch kostet ebenfalls, ob nun den Betreiber oder den Staat.

Wie gesagt, der Staat hat das Gewaltmonopol und es ist etwas affig, jetzt alle potentiellen Kosten schon versichern zu wollen - dies geschieht bei den konkurrierenden Technologien auch nicht. Da könnte man, mit einem ähnlichem Maß an Phantasie wie du jetzt, auch Szenarien konstruieren, welche sehr teuer werden. Siehe 3. in allen möglichen Variationen.

Zitat

Original von Sheep
5. Kosten der ständigen Lobbyarbeit. Wird ja nicht immer gratis von Wirtschaftsliberalen gemacht, sondern die Energiekonzerne investieren da beachtlichen Aufwand.

Andere Industrie- oder Gesellschaftszweige nicht? Wie willst du sowas in Rechnung stellen? Du wolltest wohl unbedingt auf 5 Argumente kommen und dir ist kein anderes mehr eingefallen? :D

Aktuell halte ich die Grüne Lobby in Brüssel für am mächtigsten. Nach der Glühbirne wollen sie jetzt auch noch die Duschköpfe vorschreiben. Wieso hat Brüssel eigentlich Regelungskompetenz über Glühbirnen? Das ist ja nun wirklich kein Thema, welches europaweit entschieden werden muss.

Zitat

Original von MfG_Stefan

Zitat

Wäre es nicht einfacher dagegen zu sein, wenn man die Kraftwerke direkt im eigenen Wahlgebiet stehen hat?

warum sollte es?

Weil viele Menschen Atomkraft als etwas negatives ansehen und, wie gering auch immer die Wahrscheinlichkeit dafür ist, die Gefahr und Gefährlichkeit ja schon mit steigener Entfernung abnimmt.

Zitat

Original von Silverwolf_Tot

Zitat

"Diejenigen (Politiker), die wissen, was sie da anrichten, haben nur noch einen kurzen Karrierezeitraum im Blick - nach mir die Sintflut. Und dieses radikale Kurzzeitdenken, nicht mehr das Denken in längerfristigen Verantwortungskategorien, ist typisch für das gesamte Neoliberale Zeitalter. Im Neoliberalen Zeitalter ist alles verkürzt ... auf die aktuelle Erzielung einer höchstmöglichen Rendite, koste es was es wolle."

Hermann Scheer

Naja, jetzt sagt er sowas auch nicht mehr... ;)

Und wenn das aktuelle Politiksystem so funktioniert, dann finde ich es billig, den einzelnen Politiker dafür zu beschuldigen. Dann sollte man entweder was an den Regeln ändern, oder die Bürger sollten nicht diejenigen Politiker wählen, welche kurzfristig die besten Versprechungen machen.
Aber wir alle wissen noch 2005 und wie Merkels CDU damals mit der Ankündigung einer MwSt-Erhöhung am Wahltag abstürzt. Die SPD diffamierte diese Erhöhung um 2%, um dann in einer großen Koalition die eigenen Wahlkampfaussagen um mehr als 100% zu verändern und sogar einer noch höheren MwSt-Erhöhung rauszuhandeln. Wer schimpft denn über den Wähler, wenn Politiker schon einmal solch ein "ehrliches" Angebot machen?
Ich finde es scheinheilih von Politikern etwas zu verlangen, was sie praktisch nicht halten können. Mit einer Schuldenbremse in der Verfassung und einer Veränderung der Regeln, dass Politiker immer sofort etwas bezahlen müssen, wenn sie es beschließen, sollten hoffentlich Beschlussakt und Handlung nicht mehr so weit auseinanderfallen, dass Verantwortungslosigkeit herrscht. Dieses System hat zwar auch ein paar Schwachpunkte, aber man könnte es ja mal probieren, unser aktuelles System bringt anscheinend keine zufriedenstellenden Ergebnisse.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »AtroX_Worf« (15.10.2010, 19:42)


Juzam

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3 026

15.10.2010, 19:45

Zitat

Original von Sheep
Klar ist die verbrannte Kohle ein Problem, aber immerhin ein überschaubares, was man zusätzlich mit Filtern eindämmen kann. Bei Kernkraft sind Missbrauch von Brennstäben durch Terroristen, Anschläge auf Kraftwerke und menschliches Versagen eben nicht kalkulierbar - es kann jederzeit passieren. Würdest du neben einem AKW wohnen wollen?


Ehrlich gesagt hätte ich lieber ein AKW in 10km Umgebung als ein Kohlekraftwerk. So kann man die Luft jedenfalls noch atmen. Niemand will Kraftwerke in seiner Umgebung haben, daher finde ich die Frage generell überflüssig.
Warum wird immer wieder mit Eventualitäten und Terroristen argumentiert? Waren es nicht die Grünen, die sich als pazifistisch sehen und mit allen Leuten verhandeln, aus Afghanistan abziehen wollen(nachdem sie den Einsatz erst beschlossen haben...)? Ich mein, wenn man mit den Terroristen verhandeln kann, dann werden die es schon nicht auf unsere Kraftwerke abgesehen haben 8)

3 027

15.10.2010, 19:56

Zitat

Original von AtroX_Worf

Zitat

Original von MfG_Stefan

Zitat

Wäre es nicht einfacher dagegen zu sein, wenn man die Kraftwerke direkt im eigenen Wahlgebiet stehen hat?

warum sollte es?

Weil viele Menschen Atomkraft als etwas negatives ansehen und, wie gering auch immer die Wahrscheinlichkeit dafür ist, die Gefahr und Gefährlichkeit ja schon mit steigender Entfernung abnimmt.



Nur sind die 3 Landesumweltminister alle von der CDU/CSU.
Ich glaube, dass sie eher Wählerstimmen verlieren würden, wenn sie plötzlich dagegen wären.

3 028

15.10.2010, 20:00

Zitat

NIGER
Der gelbe Fluch
Von Meyer, Cordula

Seit 40 Jahren schürft Frankreichs Staatskonzern Areva in einem der ärmsten Länder der Erde Uran für Europas Atomstrom - die schmutzigste Seite der Kernkraft. Arbeiter sterben, Wasser und Staub sind verseucht. Der Kampf um den Brennstoff schürt zudem Aufstände gegen die Regierung.

Der Mann aus Niger war gekommen, um mit dem Chef der größten deutschen Bank zu sprechen. Im Mai vorigen Jahres saß Almoustapha Alhacen in der Frankfurter Festhalle. Er hörte zu, wie Josef Ackermann verkündete, der Bank gehe es trotz Finanzkrise wieder besser. Ackermann sprach von Verantwortung, "Markt und Moral" seien keine Gegensätze, sondern würden "zum Wohle aller miteinander harmonieren".

Aber da, wo der Mann aus der Wüste herkommt, gibt es keine Harmonie von Markt und Moral. Davon wollte er Josef Ackermann erzählen; ein Verein kritischer Aktionäre hatte ihn zur Hauptversammlung eingeladen. Alhacen passte auf diese Veranstaltung so gut wie ein Außerirdischer: Er trug das Stammesgewand der Tuareg, mit Gesichtsschleier und Turban. Alhacen war ruhig, als er ans Rednerpult trat. Sein Gesicht flimmerte über die Großleinwand.

"Bonjour, Monsieur Ackermann", begann Alhacen auf Französisch mit afrikanischem Akzent. Er hatte fünf Minuten Zeit, um Ackermann die Katastrophe zu beschreiben, die er seit neun Jahren bekämpft. Er sei der Gründer einer Umweltorganisation aus der Stadt Arlit in Nordniger. Er sagte, dass der französische Konzern Areva dort Uran abbaue. Es gebe Millionen Tonnen radioaktiver Abfälle, verstrahltes Wasser, schwere Krankheiten. Und die Deutsche Bank gehe all das etwas an, weil sie Areva viel Geld leihe.

Alhacen sprach auch von Verantwortung, genau wie der Bankchef. Wer mit Krediten an die Uranindustrie Geld verdiene, müsse helfen "bei der Bekämpfung der gravierenden Probleme, die beim Uranabbau entstanden sind". Ackermann erwiderte, der Deutschen Bank liege der Umweltschutz am Herzen. Seitdem hat Alhacen nie wieder etwas von der Deutschen Bank gehört.

Alhacen gründete seine Organisation Aghirin Man vor neun Jahren, als er merkte, dass viele seiner Kollegen an rätselhaften Krankheiten starben. Aghirin Man heißt in seiner Tuareg-Sprache "Schutz der Seele".

Alhacen hat nie eine Schule besucht, und bis heute gibt es für ihn kaum etwas Schöneres, als auf einem Kamel zu reiten. Er hat dunkle Haut, er trägt einen Schnauzer. Wenn ihm etwas missfällt, zieht er den Schleier so übers Gesicht, dass nur noch seine Augen frei bleiben. Aghirin Man hat in Arlit zwei Zimmer neben einer Schneiderei. Ein befreundetes Arzt-Ehepaar aus Österreich hat alte Computer gespendet. Alhacens Bürostuhl fehlt eine Lehne. Roter Staub hat sich abgesetzt.

Diese zwei schäbigen Zimmer sind die Zentrale im Kampf gegen den Weltkonzern Areva.

Arevas Zentrale ist in Paris. Areva betreibt Uranminen und baut Kernkraftwerke. 2009 hat Areva 14 Milliarden Euro umgesetzt. Die Firma gehört fast komplett dem französischen Staat. Der war bis 1960 Kolonialmacht in Niger. Acht Jahre nach der Unabhängigkeit gründeten die Franzosen die erste Minengesellschaft. Vor Jahrmillionen war das Gebiet ein Flussdelta, in dem sich Uran in Sedimenten absetzte. Seit 1968 haben Bagger mehr als 100 000 Tonnen des Atombrennstoffs aus dem Saharaboden geholt.

Frankreich verkauft seinen Atomstrom auch nach Deutschland, und Areva beschäftigt in der Bundesrepublik 5200 Mitarbeiter. Jedes Wochenende laufen die Fußballer des 1. FC Nürnberg in Areva-Trikots auf. Frankreich hat 58 Reaktoren, sie liefern den Großteil des Stroms für das Land, und der Brennstoff dafür kommt aus Niger. Das Land ist einer der größten Uranlieferanten der Welt und für die Atomindustrie in etwa das, was Saudi-Arabien für die Erdölindustrie ist.

Uran aus Niger dient seit 40 Jahren als Treibstoff für Europas Energieversorgung. Aber im Gegensatz zu Saudi-Arabien hat Niger nichts davon, nur Elend. Das Land in der Sahelzone ist das am wenigsten entwickelte der Erde. Jedes vierte Kind stirbt vor seinem fünften Geburtstag.

Die Zustände in Niger sind eine schmutzige Seite der vermeintlich sauberen Atomenergie. Sie liegt gut verborgen, mitten im Nirgendwo. Es gibt Banditen in der Region, die Weiße entführen und an al-Qaida verkaufen. Die Gegend war wegen einer Tuareg-Rebellion lange im Ausnahmezustand. Noch heute ist Arlit nur per Militärkonvoi zu erreichen. Aber vor kurzem war ein Team von Greenpeace da. Die Mitarbeiter hatten Geigerzähler dabei. Und sie maßen viel zu hohe radioaktive Strahlung. Die beiden Uranminen, um die es geht, liegen in der Nähe von Arlit und der Nachbarstadt Akokan. In der einen wird Uran im Tagebau gewonnen. Die andere reicht etwa 250 Meter unter die Erde, es ist die weltgrößte Uranmine unter Tage. In den beiden Städten, die Areva für die Mine in die Wüste gesetzt hat, wohnen zusammen 80 000 Menschen. Es gibt keine Teerstraße, nur rotbraunen Staub, der sich in jede Ritze und Pore legt. Brunnenwasser ist radioaktiv belastet, kostbares fossiles Grundwasser wird in der Fabrik verbraucht. Nomaden finden immer weniger Futtergründe für ihr Vieh. Und es gibt todbringende Krankheiten.

Bürgerorganisationen kritisieren, das wenige, was Areva an den Staat zahle, bleibe in der Hauptstadt oder gleich in den Taschen der Familie des langjährigen Präsidenten. Wenn man Almoustapha Alhacen fragt, was die Mine den Menschen gebracht habe, sagt er: "Nichts - nur die Verstrahlung, die Jahrtausende bleibt."

Und die Aufstände, mit denen die Tuareg-Rebellen gewaltsam ihren Anteil an den Einnahmen aus dem Uran erkämpfen wollen. Niger ist ein geteiltes Land - im Norden leben die Tuareg, im Süden die dominierenden Haussa. Dort liegt auch die Hauptstadt, der Süden hat das Sagen in Niger. Mit dem Urangeld aus dem Norden kauft der Staat im Süden Waffen, mit denen er den Norden klein hält. In Sierra Leone schüren Diamanten Konflikte, in Niger ist es das Uran. Bluturan.

Arlit wurde einmal als "Zweites Paris" verklärt. Doch der Wüstenwind wirbelt nur roten Sand durch die Stadt. Arlit ist ein Ort in heißem rotem Monochrom. Die Häuser aus rotem Lehm, die Straßen aus rotem Staub, dazu der immer wieder von Sandstürmen verdunkelte Himmel.

Vom nordwestlichen Rand Arlits aus ist ein gewaltiger Berg zu erkennen: 35 Millionen Tonnen Abraum aus der Mine. Das Uran wurde herausgelöst, aber 85 Prozent der Strahlung sind noch da, durch Stoffe wie Radium und Thorium, deren Halbwertszeiten in Jahrtausenden gemessen werden. Der Abraum liegt offen herum, der Wüstenwind fegt darüber. Zwischen der Halde und der Stadt bauen die Menschen Tomaten und Salat an.

Männer verkaufen Benzin in alten Schnapsflaschen, auf denen noch das Pastis-Etikett klebt - eine Tankstelle in Arlit. Eine Frau mit drei Tomaten, zehn Kartoffeln und einem halben Glas Mayonnaise - das ist ein Restaurant in Arlit. Die Menschen haben sich aus Abfall Häuser gebaut. Alhacen zeigt auf Deckel und Böden von Fässern, die nun zu Mauern geworden sind, auf Plastikplanen, die jetzt Dächer sind. "Aus der Fabrik", sagt er.

2200 Menschen arbeiten dort. In der Fabrik zerkleinern Arbeiter die Felsbrocken, zermahlen sie zu Staub und lösen dann mit viel Wasser und Säure das Uran heraus. Am Ende bleibt ein gelber Teig: Yellow Cake. Der gelbe Kuchen wird in Fässer verladen, Konvois fahren die Fässer 2500 Kilometer weit nach Benin. Von dort aus gehen Schiffe nach Marseille.

Alhacen gehört zum Tuareg-Stamm der Agir in den Aïr-Bergen. Sein Vater führte Kamelkarawanen, sie brachten Salz und Datteln. Als Elfjähriger begleitete Alhacen seinen Vater das erste Mal. Knapp zehn Jahre später, 1978, wurde Almoustapha Alhacen Arbeiter in der Mine; er musste jene Maschinen reparieren, die die Steinbrocken zerkleinern. Im staubigen Overall ging er jeden Abend heim zu seiner Familie und spielte mit seinen Kindern. Seine Frau wusch die Kleider, die voll waren von radioaktivem Staub.

Nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl 1986 hörte er das erste Mal von Radioaktivität. Er bekam nun eine Atemmaske aus Papier. Acht Jahre später musste er trotzdem wegen einer Staublunge aufhören. Er kam in einer neuen Abteilung unter, sie kümmert sich um Strahlenschutz. Alhacen ist noch heute dort beschäftigt. Aber die Firma hat ihn freigestellt. "Wegen unangemessenen Verhaltens, etwa unentschuldigten Fernbleibens von der Arbeit", sagt Areva. Er bangt um den Job, denn er braucht das Geld für seine 13 Kinder. Aber so hat er auch mehr Zeit für seinen Kampf - und die Opfer.

Zeit etwa, um die Witwe Fatima Taoka in ihrem Lehmhaus zu besuchen. Ihr Mann Mamadou bohrte in der Mine das Gestein in Stücke, bis er krank wurde. "Er war immer stark, aber dann hatte er nur noch Schmerzen und wurde dünn wie ein Stock", erzählt Fatima. Es war etwas in der Lunge und in den Nieren, sagt sie, aber was das war, habe man ihr im Krankenhaus nicht gesagt.

"Es lag am Staub", sagt sie. "Es war etwas Böses im Staub." Was Radioaktivität ist, weiß Fatima nicht. Ihr Mann starb 1999. In diesem Jahr starben mehrere Kollegen Alhacens. Vor allem solche mit Jobs, bei denen es staubt. "Sie starben an Krankheiten, die wir nicht verstanden", sagt Alhacen. Als er im Krankenhaus nachfragte, woran seine Kollegen denn gestorben seien, habe er keine Antwort bekommen. Manchmal hätten die Ärzte auch gesagt, es sei Aids. Alhacen schöpfte Verdacht. Die Aids-Rate in Niger war niedrig. Und das Krankenhaus gehört Areva. Als Mamadou dann starb, fasste Alhacen den Entschluss, Aghirin Man zu gründen.

Zehn Jahre ist das her. Seitdem hat er immer wieder Krankengeschichten gehört, die der von Mamadou ähneln. Auf seiner Tour besucht er auch Amalhe Algabit. Der ehemalige Vermessungsassistent hat noch seinen in Plastik eingeschweißten Arbeitsausweis mit der Nummer 1328. Seine Brust schmerzt, er versteckt seinen ausgemergelten Körper in einem weißen Umhang, das eingefallene Gesicht hinter einer großen Sonnenbrille. Oft glaubt er zu ersticken. Er weiß nicht, warum; er fürchtet nur, dass es nicht mehr lange geht: "Ich bin schon so dünn."

Der Ehemann von Rakia Agouma starb am 23. September 2009. 31 Jahre lang hatte er in der Mine Lastwagen mit den Gesteinsbrocken gefahren. Schon drei Jahre vor seinem Tod hatte er schlimme Schmerzen in der Brust und im Rücken, aber er versuchte, fröhlich zu bleiben, das hatte Rakia immer an ihm gemocht. Als er dann in der Areva-Klinik starb, hätten sie ihr gesagt, es sei Malaria: "Die Ärzte sagen nicht die Wahrheit, sie sind Lügner."

Areva sagt, jeder in Arlit und Akokan werde gratis behandelt, auch ehemalige Arbeiter. Bislang sei kein einziger Arbeiter an berufsbedingtem Krebs gestorben.

Der Franzose Serge Venel wurde nur 59. Sein Fall könnte wichtig werden, denn seine Leidensgeschichte ist von französischen Ärzten dokumentiert. Er war sieben Jahre Vorarbeiter in Akokan. Seine Tochter Peggy, 37, lebt südlich von Paris.

Weihnachten 2008 hustete Serge Venel das erste Mal. Dann nahm er 13 Kilo ab. Im März ging er zum Lungenfacharzt. Der Arzt fragte, ob er rauche.

"Seit 25 Jahren nicht mehr."

"Und was machen Sie beruflich?"

Serge Venel erzählte es ihm.

Der Arzt fragte nicht weiter nach.

Vier Monate später, am 31. Juli 2009, starb Serge Venel an Lungenkrebs.

Seine Tochter will, dass der Krebs ihres Vaters als Berufskrankheit anerkannt wird. Sie will, dass ihre Mutter eine Rente bekommt. "Wenn man für etwas kämpft, muss man es bis zum Ende machen."

Sie hat einen kleinen Verein gegründet. Auch Peggy führt nun eine Liste der ehemaligen Angestellten. Die Namen der Verstorbenen sind darauf orangefarben, die Namen der Krebskranken sind rot. Peggy Venel hat auch einen Fragebogen für Ex-Arbeiter ins Internet gestellt. Die Antworten ähneln sich.

Was haben Sie bei der Arbeit getragen?

"Hemd und Shorts."

Hatten Sie einen Dosimeter?

"Nein."

Gab es Schutzhandschuhe?

"Nein."

Peggy sagt, sie könne bis heute nicht verstehen, wie Areva "das machen konnte und nun die Hände in Unschuld wäscht. Die haben die Leute ja umgebracht". Peggy Venels Anwalt sagt: "Dies könnte der erste Fall aus Niger sein, bei dem Lungenkrebs als Berufskrankheit anerkannt wird."

Das wäre auch für Alhacen ein Meilenstein. Denn er kämpft um Beweise. 2003 holte er Bruno Chareyron nach Arlit, einen Kernphysiker aus Valence im RhôneTal. Chareyron war Ingenieur in einem Atomkraftwerk. Seit mehr als 25 Jahren arbeitet er im Labor von Criirad, einer unabhängigen Strahlenschutzorganisation. Er maß die Strahlung in der Nähe der Fabrik, auf dem Altmetallmarkt in Arlit, in den Straßen. Er nahm Wasserproben.

Dann kam Sherpa, eine Anwaltsorganisation aus Paris, die für die Rechte von Arbeitern kämpft. Eine Sherpa-Anwältin interviewte über 80 Minenarbeiter. Sie hörte immer wieder dieselben Geschichten: Bis Mitte der achtziger Jahre gab es keine Sicherheitsausrüstung, nicht einmal Staubmasken.

Eine Familie beteuerte, Ärzte hätten einen hustenden Minenarbeiter aus dem Areva-Krankenhaus in Arlit mit einer Diabetes-Diagnose heimgeschickt. Der Mann reiste in die nächstgrößere Stadt Agadez. Dort habe der Arzt Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium gefunden.

Die Sherpa-Anwältin konfrontierte den Chefarzt des Krankenhauses. Der rechtfertigte sich, man sage Patienten nie, dass sie Lungenkrebs hätten. Ein anderer Mitarbeiter des Krankenhauses gab zu, dass Krebs höchstens bei Patienten diagnostiziert werde, die nicht in der Mine arbeiteten. "Wenn Arbeiter diese Symptome zeigen, wird von Malaria oder Aids gesprochen." Areva sagt, die Firmenärzte seien "unabhängig", die Vorwürfe "verleumderisch". Die Doktoren hätten "alle Ausstattung, die sie brauchen".

Im vergangenen November kamen dann die Leute von Greenpeace. Sie blieben neun Tage. Und sie fanden überall erhöhte Strahlung. Eine Sandprobe aus der Nähe der Mine in Akokan enthielt 100-mal mehr radioaktive Stoffe als normaler Sand. In den Straßen von Akokan fanden die Greenpeace-Leute sogar Strahlung, die 500-mal höher war als normal. Früher wurde der radioaktive Abraum der Mine als Baumaterial für Straßen und Häuser benutzt. Von fünf Wasserproben lagen vier über den Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation für Uran. Nach Aussage von Areva ist die jährliche Strahlendosis für die Einwohner geringer als bei einem Brust-Röntgenbild.

Alhacen durchstöbert seit Jahren den Schrottmarkt von Arlit nach Strahlenquellen. Früher machten die Menschen Werkzeuge aus dem Schrott, manchmal sogar Kochtöpfe, aus denen sie täglich aßen. Die Firma hat aufgeräumt und viele strahlende Abfälle eingesammelt.

Seit 2002 erfülle der Konzern höchste internationale Standards zur maximalen Strahlendosis, beteuert Areva. Joseph Brehan sagt: "Die Verbesserungen sind nicht so groß." Der Anwalt aus Paris reiste kürzlich nach Arlit, um seinen Klienten zu treffen: Almoustapha Alhacen. Im vorigen Jahr unterschrieb Areva einen Vertrag, der Sherpa das Recht gibt, die Arbeitsbedingungen in den Minen zu prüfen. Im Gegenzug muss Sherpa sich mit Areva absprechen. Zusammen wollen sie ein umfassendes Gesundheitsüberwachungssystem einführen.

Der Physiker Chareyron und der Aktivist Alhacen glauben, dass Sherpa einen Pakt mit dem Teufel eingegangen ist.

Das ist das Problem mit einem mächtigen Konzern. Criirad, Aghirin Man und Sherpa sind kleine Organisationen. Sie leben von Spenden, und so ist selbst Alhacen ein Kritiker, den sich Areva gerade noch leisten kann. Denn auch er hat seinen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Noch immer ist er bei Areva beschäftigt. Die Firma hat ihn zwar wieder freigestellt; aber Alhacen wohnt mietfrei in dem Areva-Haus RA4, No 6. Das Haus hat vier Zimmer, in einem Verschlag im Innenhof leben vier Ziegen - nach den Standards von Arlit ist Alhacen ein wohlhabender Mann. "Wenn ich den Job verliere, muss ich aus dem Haus - sofort."

Es gibt keine andere Arbeit in Arlit als die in der Fabrik. Arlit ist Areva.

So ist selbst Alhacen ein Kritiker, der von Areva abhängig ist.

Im Norden Nigers sind ein Drittel der Kinder unterernährt, Tausende sterben an Durchfall und Lungenentzündung. In Niger könnte viel Leid mit wenig Geld verhindert werden. Ist es richtig, in so einem Land dieselben strengen Maßstäbe zum Schutz vor Radioaktivität zu fordern wie in Europa?

Areva will in den nächsten fünf Jahren sechs Millionen Euro jährlich für Entwicklungsprojekte ausgeben. Vor ein paar Jahren verteidigte sich Areva mit dem Argument, es sehe sich nicht vorrangig als Wohltätigkeitsorganisation. Niger helfe es auch, wenn die Menschen Arbeit bekämen und der Staat Einnahmen aus dem Uran.

Alhacen verliert die Fassung, wenn er das hört. "Wer hat denn von Wohltätigkeit gesprochen? Es ist unser Uran! Arevas Wohltätigkeit, das ist Verschmutzung, von der wir für immer etwas haben. Areva verübt hier ein Verbrechen. Sie nehmen das Wasser, und deshalb verschwinden die Bäume und Pflanzen. Es gibt kein Leben. Und wofür? Für eure Energie."

Das Uran verschärft außerdem den Konflikt zwischen den Tuareg-Rebellen im Norden und der Regierung im Süden. Der letzte Aufstand endete erst vor wenigen Monaten. Schon in den neunziger Jahren herrschte Bürgerkrieg zwischen Nord und Süd. Mohammed Anacko war damals ein Führer der Rebellion. Inzwischen leitet er eine Versöhnungskommission. Zum Rebell wurde er einst, weil der Norden nichts bekam von den Uraneinnahmen.

Heute sorgt er sich, Niger könne zerfallen. Jeden Monat reist Anacko zu den Rebellen ins Aïr-Gebirge, östlich der Uranminen; er redet mit den Kämpfern, weil er den wachsenden Einfluss von al-Qaida fürchtet. Schon jetzt sind viele der Ex-Rebellen aufs Drogen- und Menschenschmuggeln umgestiegen. Und was, wenn jemand versuchte, Uran zu schmuggeln?

Chaos in einem Land mit Uranreserven ist immer gefährlich. So hatte der Mitte Februar von Militärs weggeputschte Präsident Mamadou Tandja gedroht, seinen Yellow Cake an Iran zu verkaufen. Der Mann ist weg, aber die Idee bleibt. Das fürchtet der Westen.

Die Tuareg dagegen fürchten den totalen Ausverkauf ihres Landes. 2007 war ein Höhepunkt der weltweiten Atomrenaissance, der Handelspreis von Yellow Cake schoss in die Höhe. Präsident Tandja vergab mehr als 100 Explorationslizenzen für Urangebiete. Die Lizenzgebiete überziehen das Land der Tuareg fast vollständig.

"Die Tuareg leben von ihren Tieren", sagt Alhacen. "Sie können nirgendwo anders hin. Sie leben von diesem Land, und es gehört ihnen." Damit sie wenigstens noch eine Chance haben, will er weiterkämpfen. Im vorigen Jahr war er auch bei den Gorleben-Gegnern im Wendland. "Das war wunderbar, weil es mein Lebensstil ist", sagt der Tuareg. "Es gibt viel freies Land und viel Milch."

Alhacen hielt einen Vortrag in Dannenberg: "Ihr dürft nicht nur gegen Kraftwerke und Endlager kämpfen. Wenn ihr den Baum töten wollt, tötet die Wurzeln."

Er meinte die Uranminen.

3 029

15.10.2010, 20:06

Zitat

Original von AtroX_Worf
Naja, jetzt sagt er sowas auch nicht mehr... ;)


Hätte nicht gedacht, dass ich jetzt auch noch Geschmacklosigkeit zu meiner Einschätzung deiner Person zählen darf.

3 030

15.10.2010, 20:16

Zitat

Original von Silverwolf_Tot

Zitat

Original von AtroX_Worf
Naja, jetzt sagt er sowas auch nicht mehr... ;)

Hätte nicht gedacht, dass ich jetzt auch noch Geschmacklosigkeit zu meiner Einschätzung deiner Person zählen darf.

Für mcih ist Tod etwas natürliches. Er ist nicht nach langer Krankheit qualvoll gestorben, zumindest ist darüber nichts bekannt.

Ich finde, man kann über alles Scherze machen, seien es Nazis, Juden, der Tod oder die Steuer. Geschmack ist schließlich subjektiv.

Ich versteh auch nicht, wieso man den Tod so verklärt und danach nichts schlechtes mehr über eine Person sagen soll. Ich beurteile eine Person nach ihren Handlungen zu Lebzeiten - auch über den Tod hinaus.