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01.11.2008, 15:25

Zinsen und Geldschöpfung

Da im Zuge der Finanzkrise alternative Wirtschaftskonzepte en vogue kommen und kontrovers diskutiert werden, möchte ich das Thema Zinsen und Geldschöpfung genauer erörtern, um gedankliche Klarheit in dieses Dickicht aus angeblichen Selbstverständlichkeiten und nebulösen Theorien zu bekommen.

Wer Wirtschaft studiert hat, weiß, dass Zinsen als Selbstverständlichkeit im Wirtschaftsleben hingenommen werden. Sozusagen als ganz natürliche Eigenschaft des Geldes. Ihr Wesen und ihre Berechtigung werden im Grunde nicht hinterfragt, geschweige denn problematisiert. Die aktuelle Krise zeigt aber eklatante Schwächen im gegenwärtigen System auf, und als Ursache werden meistenteils moralische Defizite wie Gier oder mangelnde Sicherheitsmechanismen wie staatliche Regulierung ausgemacht. Wieder andere verweisen achselzuckend auf langfristige, natürliche Wirtschaftszyklen, die solche Talfahrten nunmal implizieren. Seltener wird das Geldsystem als solches hinterfragt, aber auch da mehren sich die Stimmen. Fragen wir also, was es mit Zinsen und Geldschöpfung auf sich hat.

Betrachten wir zunächst das Geld als äquivalent zu irgendeiner Ware, sagen wir einer Maschine. Da wir die Güter hier als Geldaquivalente betrachten, lassen wir die Möglichkeiten von Kauf und Tausch außer acht, denn mit Geld anderes Geld zu kaufen oder Geld gegen anderes Geld einzutauschen macht offensichtlich wenig Sinn. Herr Wohlhabend hat viele Maschinen, und könnte alle davon produzieren lassen. Herr Unternehmenslustig hat keine Maschine, möchte aber selbst produzieren, und fragt daher Herrn Wohlhabend, ob er ihm eine Maschine überlässt. Herr Wohlhabend willigt ein, unter der Bedingung, dass ihm ein Anteil an der Produktion überlassen wird. Der Zins also, der Herrn Wohlhabend für den entgangenen Gewinn entschädigen soll. Ohne den Zins hätte er keinerlei Motivation, die Maschine jemand anderem zu überlassen.

Der Zins muss auch höher sein, als der Profit, den Herr Wohlhabend hätte erwirtschaften können, wenn er die Maschine selbst einsetzt. Und für Herrn Unternehmenslustig macht das Geschäft nur Sinn, wenn er mehr Profit durch die Übernahme der Maschine erwartet, als er an Zinsen zahlen muss. Um wieder mit Geld zu sprechen, müsste er dann eine andere Maschine kaufen, mit der es auch möglich ist, mehr zu erwirtschaften als Herr Wohlhabend mit seinen Maschinen. Da wären wir dann beim Wirtschaftswachstum. Offenbar eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten, inklusive der Verbraucher, die jetzt mehr oder bessere Güter als zuvor konsumieren können, wenn auch mit Zinsanteil im Preis, und besonders für Herrn Unternehmenslustig, der dadurch die Gelegenheit erhält, in den Kreis der Produzenten aufzusteigen.

Wir haben jetzt als Warenäquivalent zum Geld stillschweigend ein Investitionsgut, mit dem man Gewinne erwirtschaften kann, angenommen. Nehmen wir doch mal eine andere Ware, ein verderbliches Konsumgut, zum Beispiel einen Apfel. Herr Boskoop hat allerhand Apfelbäume in seinem Garten, die im so viele Äpfel bescheren, dass er sie selber nicht alle essen kann. Herr Mager hat hingegen gar nichts zu essen, und als nennenswerten Besitz nur seine Schuhe. Für Herrn Mager ist es enorm wichtig, sofort etwas zu Essen zu bekommen, und Herr Boskoop möchte die vielen übriggebliebenen Äpfel nicht sinnlos verrotten lassen.

Nun könnte er natürlich seine Äpfel an Herrn Mager verschenken, aber als Homo Ökonomicus schwebt ihm da eine bessere Lösung vor. Er verleiht seine Äpfel, und verlangt von Herrn Mager dafür, dass dieser ihm in einem Jahr die gleiche Menge an Äpfeln zur Verfügung stellt. Es könnte ja sein, dass die Ernte nächstes Jahr schlecht ausfällt, und ihm die Rückzahlung dann sehr willkommen ist. Zur Sicherheit, falls Herr Mager seine Schuld nicht begleichen kann, gehen dessen Schuhe pro forma in den Besitz von Herrn Boskoop über. Offenbar haben wir da ebenfalls eine Win-Win-Situation. Herr Boskoop hat mehr von dem Geschäft, als wenn er die Äpfel verrotten ließe, und Herr Mager muss nicht verhungern.

Von Herrn Mager zu verlangen, dass er in einem Jahr die doppelte Menge an Äpfeln zurückzahlen muss, als Zinsen, scheint uns wenig plausibel und verstößt wohl auch gegen das Gerechtigkeitsempfinden der meisten Menschen, zumal Herr Boskoop ja schon in Form des Anspruchs auf die Schuhe einen größeren Vorteil hat als vom Verrottungsprozess, zu dem es ohne den Deal zwangsläufig gekommen wäre. Ein Zins ergäbe nur dann Sinn, wenn Herr Boskoop selbst nicht satt wäre und trotzdem Äpfel abgeben und damit einen Konsumverzicht erleiden würde, für den der Zins ihn entschädigen soll.

Wir haben hier zwei Situationen konstruiert, eine, in der der Zins wunderbar plausibel klingt, als sei er das natürlichste von der Welt. Und eine zweite Situation ohne Zins, die ebenso so viel Sinn ergibt. Offenbar hängt alles davon ab, wie wir Geld auffassen, also zu was wir eine Äquivalenz herstellen. Üblicherweise sprechen wir dem Geld Wertaufbewahrungfunktion zu, und somit wird es eher mit dem Investitionsgut, das nicht verrottet, assoziiert. Gäbe es irgendetwas Materielles von absolutem Wert, würden wir es damit gleichsetzen, aber nicht einmal das Gold taugt dazu uneingeschränkt. Zinsen ergeben also nur unmittelbar einleuchtenden Sinn im Zusammenhang mit der Wertaufbewahrungseigenschaft des Geldes und in Anbetracht von Konsumverzicht.

Dass diese Wertaufbewahrungsfunktion relativ willkürlich ist, sehen wir daran, dass als Äquivalent zum Geld, das ja nur Waren repräsentiert, ohne weiteres andere Güter und Situationen denken können, die ebenso zutreffend sind. Ganz offensichtlich haben wir es mit einer Übereinkunft zu tun, dem Geld Wertaufbewahrungsfunktion beizumessen, die genauso gut hätte ausbleiben können. Das wäre in früheren Zeiten allerdings umständlich gewesen, auch wenn es Gegenbeispiele gibt, und so sollte man die Wertaufbewahrung als historisch gewachsen ansehen. Aber nicht als zwingende Eigenschaft des Geldes. Die klassische Wirtschaftswissenschaft nimmt stets das Äquivalent zum Investitionsgut oder zum Konsumgut, auf dessen Konsum man verzichten müsste, an und baut darauf seine gesamte Geld- und Finanztheorie auf, innerhalb der alles wasserdicht logisch erscheint.

Mit der Historie des Geldes stellen sich aber Fragen. Zuoberst, ob die ursprüngliche Funktion der Wertaufbewahrung überhaupt noch zeitgemäß ist. Und ob sie überhaupt gegeben ist. Denn bei Inflation nimmt der Wert des Geldes von selbst ab, es verrottet quasi. Schon da muss man stutzen. Unser oberstes Beispiel mit dem Investitionsgut ergab nur Sinn bei einer Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes. Aber just dieses Szenario ist inflationsträchtig, denn wenn die Zinszahlungen die zusätzliche Wertschöpfung übersteigen, werden die Produkte unverhältnismäßig teurer.

Die moderne Geldschöpfung durch die Geschäftsbanken überschwemmt den Markt mit Geld, das auf Knopfdruck bei Kreditaufnahme entsteht, und erzeugt damit eine Geldmenge, aus der heraus die anfallenden Zinsen beglichen werden müssen. Um den Warenverkehr und die Zinszahlungen zu bewältigen, muss die Geldmenge stärker steigen als die Warenproduktion, und damit entsteht ein Übergewicht an Geld, ergo Inflation. Würde nicht so einfach Geld bereitgestellt, wäre das Wirtschaftswachstum übrigens noch wesentlich geringer, da weniger verkonsumiert und investiert werden könnte.

Das gesamte heutige System in der Theorie der Wirtschaftswissenschaften und in der Praxis der Geldschöpfung basiert also auf der Annahme der Gültigkeit der Wertaufbewahrungsfunktion, die aber systemimmanent durch die Inflation gar nicht gegeben sein kann. Die Inflation selbst scheint aber unvermeidlich notwendig, denn ohne sie könnte man das Geld ohne Verlust horten, statt es über das Verleihen wieder in den Wirtschaftskreislauf einzuspeisen und die Mittel für Konsum und Investion bereitzustellen. Stellen wir uns nochmal das oberste Beispiel mit der Maschine vor, und nehmen an, Herr Wohlhabend hat eigentlich gar keine weitere Maschine, sondern kann sie selbst per Zauberei aus dem Nichts heraus erschaffen, sobald jemand kommt und sich eine Maschine leihen will. Dafür nimmt er dann einen Teil des Ertrages, und lässt sich obendrein Sicherheiten geben. Offensichtlich muss Herr Wohlhabend zum Verleih der Maschine gar nicht selbst auf irgendetwas verzichten. Vielmehr betet er darum, dass möglichst viele Menschen zu ihm kommen und eine Maschine wünschen, denn nur dann funktioniert der Zauberspruch, mit dem die Banken ihr Buchgeld schöpfen.

Und wieder stellt sich eine verzwickte Frage: Sollte Herr Wohlhabend überhaupt selbst Maschinen herbeizaubern dürfen und dafür Zinsen und Sicherheiten nehmen? Der Bürgermeister im Ort kennt den Zauberspruch auch und könnte das genausogut machen und der Allgemeinheit die nützlichen Maschinen zur Verfügung stellen. Und zwar zu einem wesentlich geringeren Preis, wenn überhaupt. Stattdessen muss der Bürgermeister selbst zu Herrn Wohlhabend gehen und ihn um eine Maschine bitten. Man wird vielleicht antworten, dass durch das gängige Modell der Geldschöpfung über private Unternehmen, also Geschäftsbanken, eine viel effizientere Allokation der Ressourcen stattfindet, und dass Investitionen durch Unternehmen besser kalkuliert werden mit einem drückenden Zinssatz. Aber es dabei bleiben zu lassen, ist Ausdruck eines gravierenden Mangels an Kreativität.

Konsumverzicht, der im zweiten Beispiel noch den Zins rechtfertigen würde, erleiden die Geldschöpfer offensichtlich auch nicht, genausowenig wie die Menschen, die so viel Geld haben wie Herr Boskoop Äpfel, dass sie es ohnehin nicht verkonsumieren können. Oft wird von Wirtschaftswissenschaftlern ernsthaft die These vertreten, dass der Zinssatz für Sparer höher liegen müsse als die Inflation, sonst würden sie ihr Geld nicht verleihen, also zu einer Bank bringen. Abgesehen davon, dass das Gefühl, Geld im Rücken zu haben, schon als Präferenz gegenüber dem sofortigen Verkonsumieren und damit ebenfalls als Gut angesehen werden kann, für das man sogar zu zahlen bereit wäre, wird außer acht gelassen, dass eine Hortung bei Inflation noch verlustreicher wäre, als das Geld zu einem Zinssatz als die Inflation beträgt, anzulegen. Und so geschieht es ja mit etlichen Milliarden auf den ertragsarmen deutschen Sparbüchern. Aber die Theorie, die ist wasserdicht ;)

ZXK_Nimo

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2

01.11.2008, 15:36

Zitat

Der Zins muss auch höher sein, als der Profit, den Herr Wohlhabend hätte erwirtschaften können, wenn er die Maschine selbst einsetzt.


Naja, dass muss ja nicht zwingend Stimmen. Gibt ja auch noch sowas wie Opportunitätskosten, und Faulheit ist immer ein großer Faktor :D

Zitat

Wir haben hier zwei Situationen konstruiert, eine, in der der Zins wunderbar plausibel klingt, als sei er das natürlichste von der Welt. Und eine zweite Situation ohne Zins, die ebenso so viel Sinn ergibt.

Und jetzt fügen wir noch Herr Hattnix dazu, der ebenfalls nichtd zum Essen hat, und die begrenzte Menge an Äpfel gerne haben würde, und plötzlich haben wir Angebot und Nachfrage Unterschiede. Und in dem Fall macht das schon Sinn, MEHR zu verlangen. Wenn ein Tischler nur 1 Tisch bauen kann in einem Monat, und es 2 Kunden gibt, A zahlt 1000 und B zahlt 2000, wird er den Tisch an denjenigen verkaufen, der ihm 2000 € dafür gibt. Da regt sich ja auch niemand darüber auf...

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »ZXK_Nimo« (01.11.2008, 15:41)


3

01.11.2008, 16:05

Gott, das ist wie die BSE-Seuche, alle paniken und 3 Wochen später merken sie, sie sind zwar verrückt, aber BSE ist es doch nicht. :bounce: :D

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01.11.2008, 19:21

Zitat

Original von ZXK_Nimo

Zitat

Der Zins muss auch höher sein, als der Profit, den Herr Wohlhabend hätte erwirtschaften können, wenn er die Maschine selbst einsetzt.


Naja, dass muss ja nicht zwingend Stimmen. Gibt ja auch noch sowas wie Opportunitätskosten, und Faulheit ist immer ein großer Faktor :D

Zitat

Wir haben hier zwei Situationen konstruiert, eine, in der der Zins wunderbar plausibel klingt, als sei er das natürlichste von der Welt. Und eine zweite Situation ohne Zins, die ebenso so viel Sinn ergibt.

Und jetzt fügen wir noch Herr Hattnix dazu, der ebenfalls nichtd zum Essen hat, und die begrenzte Menge an Äpfel gerne haben würde, und plötzlich haben wir Angebot und Nachfrage Unterschiede. Und in dem Fall macht das schon Sinn, MEHR zu verlangen. Wenn ein Tischler nur 1 Tisch bauen kann in einem Monat, und es 2 Kunden gibt, A zahlt 1000 und B zahlt 2000, wird er den Tisch an denjenigen verkaufen, der ihm 2000 € dafür gibt. Da regt sich ja auch niemand darüber auf...


Ein Angebotsmonopol ist aber nicht zielführend bei solchen Beispielen ;) In dem Fall zeigst Du aber immerhin die Problematik auf, wenn einer sehr viel und die anderen fast nichts haben ;)

Natürlich ist mein kleiner Aufsatz nicht absolut wasserdicht, denn um jeden möglichen Angriffspunkt von vorneherein abzuwehren, wäre der Text zehn Mal so lang geworden. Er soll auch eher als gedankliche Anregung denn als Verkündung der unumstößlichen Wahrheit verstanden werden.

ZXK_Nimo

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5

01.11.2008, 23:45

Zitat

In dem Fall zeigst Du aber immerhin die Problematik auf, wenn einer sehr viel und die anderen fast nichts haben


Naja, dass die Verteilung des Vermögens ungerecht sein kann (oder deiner Meinung nach ganz konkret auch ist), ist vermutlich richtig. Wobei natürlich die Frage ist, was man selbst als "gerecht" empfindet. Ist es ungerecht, dass jemand im Lotto 10 Millionen gewinnt und die anlegt, auf momentanen Konsum verzichtet und dafür Kapital der Gesellschaft zur Verfügung stellt, und dafür eine Gegenleistung bekommt (Zins)? Oder dass sich jemand durch harte arbeit 1 Million erarbeitet, und die anlegt?
Aber gerade in europäischen Sozialstaaten (trifft wohl gleichermaßen auf Österreich und Deutschland zu) wird ja doch, relativ gesehn, sehr viel für die Umverteilung getan. Und dieses Geld, das umverteilt wird, kommt ja auch von denen, die mehr haben als die anderen. (Aber das is ein ganz anderes Kapitel)

Das könnte man jetzt natürlich ewig abhandeln, im Kern seh ich das Problem aber nicht im System oder im speziellem im Zins (was den Zinseszins inkludiert, geht ja nicht anders), sondern viel mehr in der Natur des Menschen.
Zins wird es immer geben, sobald man ein "kleines" System überschreitet. In kleineren, ich nenn das jetzt mal Stammessystemen, mags ohne gehen, ich z.B. verlang von meinen Freunden wenn ich denen etwas borge ja auch keinen Zins. Aber sobald ich mein Geld an die unbekannte Person XY verleihe, tu ich das sicher nicht aus reiner nächstenliebe. Wenn ich davon keinen persönlichen Vorteil habe, dann werd ich das ganz einfach nicht machen, sondern lieber Alternativen suchen (und wenn ich Goldklumpen unter meiner Matraze horten muss, dann tu ich das). In einem sind wir uns sicher einig: Menschen mit Geld wissen, wie sie das System umgehen ;) Und es gibt IMMER hintertüren.

Und jetzt stell dir doch mal vor, wenn es plötzlich keine Zinsen mehr gibt, Schwundgeld alla Joe eingeführt wird, was dann los ist :D
Keiner verborgt mehr Geld, sondern legts in Substitutionsgüter an (und wenns Stone of Jordans aus D2 sind... :D) die "wertresistens" sind (Gold zB.). Wo soll das Kapital dann herkommen? Banken sollen ja, wenn ich das jetzt richig im Kopf habe, laut Freiwirtschaft kaum noch "zauberrei" Geldschöpfung betreiben können. also woher kommt dann die Knete? Wirtschaftswachstum = 0.

wobei ich aber durchaus für SEHR strenge regelungen im Bankensektor bin, was die Geldschöpfung betrifft. Bzw Allgemein am Finanzmarkt gehören strengere Regeln her, die nicht nur auf dem Papier und in der Theorie gut klingen. Unter anderem vielleicht auch sowas wie ne Spekulationssteuer.Ich kann mich noch errinnern, wie ich vor nem knappen Jahr eine Arbeit über das neue Börsegesetz, dass damals in Österreich neu eingeföhrt wurde, geschrieben hab (bzw "neu" wars nicht, aber halt gravierende änderung durch die EU vorgaben), und man nach nem Jahr alles nochmal geändert hat, weils scheisse war :D

Ansonsten seh ich kein Problem am Zins. Und ja, ich bin auch ein "verblendeter" BWLer, hab mich aber durchaus mit der Freiwirtschaftstheorie ein bisl beschäftigt ;)

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »ZXK_Nimo« (01.11.2008, 23:47)


Besoffen

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6

01.11.2008, 23:50

nicht durchgelesen, aber booooor der schreibt aber viel. :bounce:

ZXK_Nimo

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01.11.2008, 23:56

naja, wir hatten grad filmabend, und ich hab ziemlich viel getrunken, da bin ich imemr sehr geschprächig ;)

Besoffen

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8

01.11.2008, 23:58

könnte meine mutter sein :D :respekt:

9

02.11.2008, 10:18

Malone+Joe=Dreamteam :D :D

Als wäre es der Zins :rolleyes: es ist einfach die menschliche Gier nach mehr ob der Mensch es braucht oder nicht. Der Zins hindert keinen Reichen daran zu teilen.

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02.11.2008, 11:04

Habe jetzt keine Zeit zu antworten, aber in deinen Beispielen sind einige verstecke Annahmen und Fehler drin. Berichtige diese erstmal.

Ein wirklicher Fehler ist, dass du Zins als Eigenschaft von Geld charakterisierst.
Das Argument mit dem Tausch macht gar keinen Sinn, weil man immer indifferent gegenüber Tausch mit einer identischen Ware ist. Rotes Gummibärchen vs rotes Gummibärchen ist dir genauso egal wie 1€ vs 1€.

Herr Wohlhabend trägt das unternehmerische Risiko nicht mehr, wenn er die Maschinen verleiht. Deswegen kann er auch keinen Zins fordern, der bei seiner eigenen Produktivität läge.

Wenn Herr Boskoop ein Home Oeconomicus ist, dann ist die Annahme falsch, dass Her Boskoop die Äpfel nicht sinnlos verrotten lassen möchte. So rettest du das Beispiel aus dem ICQ nicht, da musst du schon konsistent bleiben.
Herr Boskoop bekommt die Schuhe komplett von Herrn Mager schon nach der ersten Periode, denn in deiner Ökonomie ist dies das einzige Tauschobjekt von Herrn Mager. Herr Boskoop wird alles fordern, denn gegenüber Essen ist man null-elastisch, d.h. Herr Mager wird (muss) jedem Preis zustimmen, will er nicht sterben.
Diese extreme Situation liegt aber an der Art, wie du deine Beispielökonomie konstruiert hast, also an der Anfangsausstattung und ob du technologischen Fortschritt zulässt.

Du hättest zum Vergleich schon 2 gleiche Beispiele wählen müssen, wo sich nur Geld in seinen Eigenschaften unterscheidet. Im ersten Beispiel wird produziert, im zweiten Beispiel hat Herr Mager nichts zu bieten und Herr Boskoop schenkt ihn nur ein paar Äpfel aus freien Stücken, damit Herr Mager nicht verhungert (zumindest ab der zweiten Periode, wenn er die Schuhe und damit alles hat, wenn er die Arbeitskraft nicht nutzen darf).
Das Beispielökonomien mit so extremen Anfangsausstattungen nicht sehr zielführend für deine Erklärungen sind habe ich dir schon im ICQ gesagt.

Herr Wohlhabend kann auch keine Maschinen herbeizaubern, sondern er tauscht (auf eigenes Risiko) seine Maschinen gegen die Forderung des anderen, mit Zins zurückzuzahlen.
Wenn du auf Geldschöpfung hinauswillst, dann muss Herr Wohlhabend die Funktion einer Bank übernehmen, vor allem also Einlagen (in Form von Maschinen) bekommen, um diese weiter zu verleihen.

Wenn du deine Beispiele nicht an diese Bedürfnisse anpasst, so kann man nicht viel daraus sehen - da entweder die Analogie vom konstruierten Modell zur tatsächlichen Situation nicht mehr stimmt (Beispiel I) oder aber das Beispiel eigene Annahmen verletzt (homo oeconomicus, dann mit Moral argumentiert) und als statisch, nicht-produktive Tauschökonomie mit extemer Anfangsausstattung nahezu tod-konstruiert ist.

Im übrigen hast du nichts über die realen Durchsetzungskosten von Variante II gesagt - die würden imho alle etwaigen Vorteile überkompensieren.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »AtroX_Worf« (02.11.2008, 11:05)


11

03.11.2008, 13:36

Zitat


Habe jetzt keine Zeit zu antworten, aber in deinen Beispielen sind einige verstecke Annahmen und Fehler drin. Berichtige diese erstmal.

Ein wirklicher Fehler ist, dass du Zins als Eigenschaft von Geld charakterisierst.


Ich habe geschrieben "sozusagen". Es ist auch für die Argumentation völlig unerheblich, ob Zins als Eigenschaft von Geld wahrgenommen wird oder tatsächlich eine ist. Und gerade letzteres versuche ich ja zu widerlegen.

Zitat

Das Argument mit dem Tausch macht gar keinen Sinn, weil man immer indifferent gegenüber Tausch mit einer identischen Ware ist. Rotes Gummibärchen vs rotes Gummibärchen ist dir genauso egal wie 1€ vs 1€.


Genau das habe ich selbst geschrieben.


Zitat

Herr Wohlhabend trägt das unternehmerische Risiko nicht mehr, wenn er die Maschinen verleiht. Deswegen kann er auch keinen Zins fordern, der bei seiner eigenen Produktivität läge.


Ich gehe von seiner Erwartung aus. Was Du schreibst, würde meine Argumentation ja nur noch stützen.

Zitat

Wenn Herr Boskoop ein Home Oeconomicus ist, dann ist die Annahme falsch, dass Her Boskoop die Äpfel nicht sinnlos verrotten lassen möchte.


Wie bitte? Ein Home Oeconomicus hat Interesse daran, dass seine Wertbestände hopps gehen? Dein Satz ohne die doppelte Verneinung heißt: Wenn Herr Boskoop ein Home Oeconomicus ist, dann ist die Annahme richtig, dass Her Boskoop die Äpfel sinnlos verrotten lassen möchte. :rolleyes:


Zitat

Herr Boskoop bekommt die Schuhe komplett von Herrn Mager schon nach der ersten Periode, denn in deiner Ökonomie ist dies das einzige Tauschobjekt von Herrn Mager.


Nein er nimmt sie nur als Sicherheit, wie eine Hypothek. Habe ich auch so geschrieben.

Zitat

Herr Boskoop wird alles fordern, denn gegenüber Essen ist man null-elastisch, d.h. Herr Mager wird (muss) jedem Preis zustimmen, will er nicht sterben. Diese extreme Situation liegt aber an der Art, wie du deine Beispielökonomie konstruiert hast, also an der Anfangsausstattung und ob du technologischen Fortschritt zulässt. Du hättest zum Vergleich schon 2 gleiche Beispiele wählen müssen, wo sich nur Geld in seinen Eigenschaften unterscheidet. Im ersten Beispiel wird produziert, im zweiten Beispiel hat Herr Mager nichts zu bieten und Herr Boskoop schenkt ihn nur ein paar Äpfel aus freien Stücken, damit Herr Mager nicht verhungert (zumindest ab der zweiten Periode, wenn er die Schuhe und damit alles hat, wenn er die Arbeitskraft nicht nutzen darf). Das Beispielökonomien mit so extremen Anfangsausstattungen nicht sehr zielführend für deine Erklärungen sind habe ich dir schon im ICQ gesagt.


Einer der Hauptaspekte des Textes ist die Frage, mit welcher Art von Gut man Geld als äquivalent ansieht - mit "wertbeständigem" oder verfallendem. Falls jemandem bessere Beispiele mit weniger Komplikationen einfallen, nur zu, ich denke auch selbst nochmal drüber nach, ob sich geeignetere Analogien finden. Das erste Beispiel stammte aber übrigens von Dir.

Zitat

Herr Wohlhabend kann auch keine Maschinen herbeizaubern, sondern er tauscht (auf eigenes Risiko) seine Maschinen gegen die Forderung des anderen, mit Zins zurückzuzahlen. Wenn du auf Geldschöpfung hinauswillst, dann muss Herr Wohlhabend die Funktion einer Bank übernehmen, vor allem also Einlagen (in Form von Maschinen) bekommen, um diese weiter zu verleihen.


Also wie moderne Geldschöpfung funktioniert, haben wir doch mittlerweile zur Genüge geklärt. Oder ist da für Dich immer noch etwas unklar? Banken brauchen gerade ein Fünfzigstel an Einlagen, um neues Geld herbeizuzaubern.

Zitat

Im übrigen hast du nichts über die realen Durchsetzungskosten von Variante II gesagt - die würden imho alle etwaigen Vorteile überkompensieren.


Das spielt zur Überlegung der Wertbeständigkeit des Geldes, aus dem heraus Zinsen legitimiert werden, was hier hinterfragt wird, keine Rolle.

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03.11.2008, 13:51

Zitat

Original von Malone

Zitat

Herr Wohlhabend trägt das unternehmerische Risiko nicht mehr, wenn er die Maschinen verleiht. Deswegen kann er auch keinen Zins fordern, der bei seiner eigenen Produktivität läge.

Ich gehe von seiner Erwartung aus. Was Du schreibst, würde meine Argumentation ja nur noch stützen.

Nein, denn bei dir verlangt Herr Wohlhabend einen zu hohen Zins, den der andere nicht erwirtschaften kann. Aber wenn du zustimmst, ist ja hier alles gut.

Zitat

Original von Malone
Wie bitte? Ein Home Oeconomicus hat Interesse daran, dass seine Wertbestände hopps gehen? Dein Satz ohne die doppelte Verneinung heißt: Wenn Herr Boskoop ein Home Oeconomicus ist, dann ist die Annahme richtig, dass Her Boskoop die Äpfel sinnlos verrotten lassen möchte. :rolleyes:

Du musst die Möglichkeiten betrachten. Es liegt nicht in der Macht von Herrn Boskoop die Äpfel vor dem verrotten zu sichern. Er hat jedenfalls kein intrinsisches Motiv die Äpfel wegzutauschen. Verrotten würde ja erst nach einer Periode passieren, etwaiger Tausch mit Äpfeln passiert vorher. Da Herr Boskoop von Anfang an alle Macht aus der Zwangslage von Herrn Mager hat, braucht er nur eine Essensration Äpfel gegen alles was Herr Mager besitzt wegzutauschen. Nach dieser Transaktion ist nach deiner Konstruktion für immer sowieso kein Handel mehr möglich, also haben die Äpfel für Herrn Wohlhabend auch keinen Wert mehr.

Zitat

Original von Malone

Zitat

Herr Boskoop bekommt die Schuhe komplett von Herrn Mager schon nach der ersten Periode, denn in deiner Ökonomie ist dies das einzige Tauschobjekt von Herrn Mager.

Nein er nimmt sie nur als Sicherheit, wie eine Hypothek. Habe ich auch so geschrieben.

Klar hast du das so geschrieben, aber das ist ja eben der Widerspruch zu deiner Annahme, Herr Boskoop sei ein home oeconomicus. Als solcher maximiert er seinen Nutzen. Es ist immer mehr Wert fürn Herrn Boskoop, wenn er die Schuhe ganz besitzt als sie nur als Sicherheit zu haben. Da Herr Mager keine Verhandlungsmacht hat, will er nicht sterben muss er alles geben, was Herr Boskoop verlangt. Herr Boskoop verlangt demnach als home oeconomicus schon nach der ersten Periode alles, was Herr Mager hat - seine Schuhe. Da gibt es keinen Spielraum!

Zitat

Original von Malone
Einer der Hauptaspekte des Textes ist die Frage, mit welcher Art von Gut man Geld als äquivalent ansieht - mit "wertbeständigem" oder verfallendem. Falls jemandem bessere Beispiele mit weniger Komplikationen einfallen, nur zu, ich denke auch selbst nochmal drüber nach, ob sich geeignetere Analogien finden. Das erste Beispiel stammte aber übrigens von Dir.

Das Biespiel mit der Äquivalenz zwischen Maschine und Geld ist ja auch gut, dagegen sage ich ja nichts. Nur hast du das zweite Beispiel todkonstruiert, -_-

Zitat

Original von Malone
Also wie moderne Geldschöpfung funktioniert, haben wir doch mittlerweile zur Genüge geklärt. Oder ist da für Dich immer noch etwas unklar? Banken brauchen gerade ein Fünfzigstel an Einlagen, um neues Geld herbeizuzaubern.

Anscheinend scheinst du es aber noch nicht richtig verstanden zu haben. Ich sagte doch (irgendwo ^^), dass für Geldschöpfung du dein Beispiel so erweitern musst, dann Herr Wohlhabend von seinen Kunden Maschinen als Einlage bekommt - wie auch normale Bankkunden Geldeinlagen bei ihrer Bank tätigen. Erst dann wird der gesamte Mechanismus nämlich erst verständlich, vorher ist es einfach nur irreführend.
Wenn du diese Änderung übernimmst, dann kannst du mit einem Mindestreservesatz argumentieren.

Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »AtroX_Worf« (03.11.2008, 13:55)