Liebe Mastersgemeinde, ich werde ab Mitte Juli ein Gastsemester an der University of Sydney absolvieren und da die ganze Angelegenheit nicht wirklich billig ist bewerbe ich mich auch auf ein Stipendium. Meine Studienleistungen sind gut, das einzige woran es scheitern könnte, wäre das Motivationsschreiben. Ich habe jetzt etwa 10 Stunden geschrieben und bin mit dem Resultat noch nicht wirklich zufrieden, bin einfach kein guter Autor.
Deshalb bitte ich um Kritik und Verbesserungsvorschläge, egal in welcher Hinsicht, ob Rechtschreibung, Stil, Inhalt usw. Ich habe einfach Angst, dass das Schreiben nicht professionell genug ist, so habe ich zum Beispiel ein großes persönliches Interesse an Australien bekundet, wozu mir von einer Seite geraten und von einer anderen abgeraten wurde.
Bitte Bitte helft mir, sehts vielleicht als ne Art Geburtstagsgeschenk für mich ;-)Diesmal gehts echt um viel für mich.
Jetzt mein Schreiben:
Motivationsschreiben
Ich habe mich entschieden das Study Abroad Programm einer australischen Universität zu nutzen, um mein Studium facettenreicher zu gestalten. Ich studiere Mathematik mit Nebenfach Betriebswirtschaftslehre im 8. Semester an der Universität zu Köln und habe mein Studium fast abgeschlossen. Jedoch war ich aufgrund von Klausuren, mündlichen Prüfungen und Folgevorlesungen stets an den Studienort Köln gebunden. Daher möchte ich nun, wo der Zyklus an algebraischen Vorlesungen im Sommersemester 08 endet, die Gelegenheit nutzen und ein Gastsemester an der University of Sydney absolvieren.
Meine Wahl fiel sofort auf Australien, da dort westliche und asiatische Kultur wie in keinem anderen Land vereint wird. Auch wenn die meisten Australier britische Vorfahren haben, hat sich dort schnell eine individuelle nationale Identität und Kultur entwickelt, die durch Einflüsse aus Europa, Asien, Nordamerika und der indigenen Bevölkerung geprägt wurde. Für Letztere interessiere ich mich aufgrund ihrer einzigartigen Kultur, die sich aufgrund der Jahrtausendelangen Isolation einzigartig entwickeln konnte, so war schon im Kindesalter ein Boomerang eines meiner Lieblingsspielzeuge und heutzutage übt es Faszination als mathematisches Objekt auf mich aus. Ferner beeinflusst auch die moderne Kultur Australiens einen Aspekt meines Lebens, so war mein Musikgeschmack stets von australischen Bands wie AC/DC, Wolfmother oder Jet geprägt .
Beim Lesen der Erfahrungsberichte auf der Seite Ihres Instituts wurde immer wieder von der Freundlichkeit und Weltoffenheit der Australier erzählt. Dies bestätigte meinen Wunsch diese Erfahrung selber zu machen, da diese Werte von meiner Familie stets vertreten worden sind, so hat mein Vater einen Teil seiner Kindheit in Texas verbracht und meine Großmutter als Ärztin in Zimbabwe praktiziert. Da mir ein geplanter USA-Aufenthalt durch die Krebserkrankung meines Vaters verwehrt blieb, nahm ich mir das humanitäre Engagement meiner Großmutter zum Vorbild und verlängerte meinen Wehrdienst um 7 Monate um in diesen an der KFOR Friedensmission im Kosovo teilzunehmen. Während dieser Zeit arbeitete ich im KFOR Headquarter in der Headquarter Support Group, einer Einheit mit Soldaten aus über 20 verschiedenen Ländern unter irischer Führung. Dort konnte ich meine bereits in der Schule guten Englischkenntnisse anwenden und noch verbessern. Trotz der enormen Belastung einer 72 Stunden Woche und ständiger Bereitschaft gelang es mir dort einen Einblick in andere Kulturkreise zu erlangen, dies hat mein Interesse Menschen verschiedener Herkunft und deren Kulturen kennenzulernen weiter ausgeprägt. Australien ist als Immigrationsland besonders dafür geeignet und vor allem Sydney ist bekannt dafür ein Schmelzpunkt verschiedener Kulturen zu sein.
Ferner ist Australien als hervorragender Hochschulstandort bekannt, in den einschlägigen Rankings stehen australische Universitäten den amerikanischen und britischen in nichts nach. So belegt die University of Sydney beim renommierten “The Times Higher Education Supplement” 2007 einen achtsamen 31. Platz. Gerade in jüngerer Zeit haben sich auch australische Mathematiker einen internationalen Namen gemacht. An erster Stelle wäre dabei an Terence Tao zu denken, dem für seinen Beweis, dass unendlich lange arithmetische Folgen von Primzahlen existieren, 2006 im Alter von nur 30 Jahren die Field-Medaille verliehen wurde. Die Fields-Medaille ist die höchste Auszeichnung die ein Mathematiker erreichen kann und ist mit dem Nobelpreis zu vergleichen.
Studienvorhaben
Durch meinen Aufenthalt an der University of Sydney beabsichtige ich mein mathematisches Wissen in der Breite zu optimieren. Als angehender Diplommathematiker sind Kenntnisse in vielen Teilgebieten sowohl in reiner als auch in angewandter Mathematik unumgänglich. Meiner Meinung nach ist ein Basiswissen in fast allen Disziplinen von großer Bedeutung für die mathematische Ausbildung, da Mathematiker, wie kaum eine andere Berufsgruppe, Gefahr laufen sich zu sehr auf ein Themengebiet zu spezialisieren, was für das spätere Berufsleben sehr hinderlich sein kann. Leider ist das Vorlesungsangebot an der Universität zu Köln nicht umfangreich genug um meine Bedürfnisse dahingehend zu befriedigen. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Vorlesungen nicht regelmäßig angeboten werden - manche nicht einmal alle drei Jahre – was ein zügiges Studium behindern kann.
Die University of Sydney bietet eine Reihe von Vorlesungen an, welche mein Studium in Köln optimal ergänzen. Bereits im vierten Semester habe ich meine bis dato Lieblingsvorlesung Funktionentheorie gehört, dennoch blieb es mir verwehrt in diesem Fachgebiet weiterführende Kenntnisse zu erlangen. Professor Brunier hat Funktionentheorie 2 zuletzt im Wintersemester 05/06 gelesen und ist mittlerweile einem Ruf an die Universität Mannheim gefolgt. So beabsichtige ich in Sydney Complex Analysis and its applications zu hören, um mir diese anzueignen. Besonders die Brücke von reiner zu angewandter Mathematik die hierbei geschlagen wird, spornt mich an diese Vorlesung zu besuchen, da der Residuensatz bei reellen Integralen die einzige Anwendung der Funktionentheorie ist, die ich kennenlernen durfte.
Aufgrund des vielfältigen Angebots an algebraischen Vorlesungen in Köln vor allem durch Professor Littelmann und Professor König habe ich mich entschieden mein Studium in diese Fachrichtung zu vertiefen und meine Diplomarbeit bei einem der beiden zu schreiben. So werde ich im Sommersemester nun Affine Kac-Moody-Algebren und Darstellungstheorie bei ihnen hören. Auch hier bietet mir die University of Sydney die Möglichkeit mein Wissen noch zu vertiefen. Während Professor König in seiner Vorlesung Darstellungstheorie die Darstellungen von Algebren und Köchern und deren Klassifizierungen behandelt, wird in Sydney eine ähnliche Vorlesung Modules and group representations angeboten, die dann die Darstellungen von Gruppen und die dazu äquivalenten Moduln sowie deren Klassifizierung thematisiert. Diese würde den Vorlesungszyklus von Professor König vervollständigen.
Bisher konnte ich meine mathematischen Kenntnisse kaum in meinem Nebenfach Betriebswirtschaftslehre nutzen, da für alle meine BWL Vorlesungen bisher Schulkenntnisse über Mathematik nötig waren, um diese erfolgreich zu bestehen. Daher möchte ich in Sydney Financial Mathematics hören, um eine Brücke zwischen Mathematik und Betriebswirtschaftslehre zu schlagen. In der Vorlesung wird unter anderem, das Black-Scholes Modell thematisiert, dass 1973 die Bewertung von Finanzoptionen revolutionierte und 1997 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geehrt wurde. Im Handbook der University of Sydney wird extra darauf hingewiesen, dass tiefgehendes Wissen über Stochastik und Differentialgleichungen für diese Vorlesung vorteilhaft ist. Da ich bereits Scheine in beiden Fächern erworben habe und mich über Stochastik in meiner Diplomprüfung angewandte Mathematik prüfen ließ, erfülle ich also ideale Voraussetzungen um diesen Kurs erfolgreich zu bestehen.
Ich habe mein Studienvorhaben in Australien mit meinen Professoren abgesprochen und abgestimmt. Dadurch ist sichergestellt, dass es bei der Anerkennung von Scheinen nicht zu Komplikationen kommen wird.
Ich denke, dass ich ein geeigneter Kandidat für ein Stipendium bin. Meine fachliche Kompetenz habe ich bereits in mehreren Diplomprüfungen bewiesen, meine mündlichen Prüfungen in reiner (Funktionentheorie und Algebra) und angewandter Mathematik (Stochastik 0 und Stochastik 1) habe ich jeweils mit 1,0 abgelegt. In meinem Nebenfach Betriebswirtschaftslehre habe ich ebenfalls bereits Klausuren für die Diplomnote mit 1,0 bestanden. Ferner habe ich in drei Seminaren zu verschiedenen mathematischen Themen 90-minütige Vorträge gehalten, wobei die Fachliteratur des zu erarbeitenden Stoffes stets auf Englisch war. Dadurch kenne ich bereits viele englische Fachbegriffe und bin in der Lage englische Mathematikbücher wie Deutsche lesen. Meine guten Leistungen im DAAD (C1) und IELTS (7,5 Punkte) Sprachtest bestätigen dies.
Jedoch sollte ein Stipendiat meiner Meinung nach nicht nur fachlich kompetent sein, sondern auch motiviert, engagiert, weltoffen und vor allem repräsentativ für sein Land sein, um so seinen kleinen, aber durchaus bedeutenden Teil, zur Völkerverständigung beizutragen. Das erfordert natürlich, dass man sich nicht nur in die Vorlesungen setzt, sondern sich vor allem auch sozial in das Leben an der Universität integriert.
In Köln nutze ich das Hochschulsportangebot intensiv, so gehe ich in das Fitness-Studio der Universität, erlerne asiatische Kampfkünste oder gehe mit Kommilitonen Fußball spielen. Da ich sehr sportlich bin und Sport ein wichtiger Teil meines Lebens ist, den ich als Ausgleich zum Studium brauche, freue ich mich auch in Australien an den Sportangeboten teilzunehmen. So möchte ich meine Freizeit dazu nutzen einen Surfkurs zu besuchen und andererseits meinen Kommilitonen Fußball, welches in Australien nur eine Randsportart ist, näher zu bringen, um so Kontakte zu knüpfen.
Bei der Kommunikation, besonders außerhalb des Campus wird mir mein Kosovoaufenthalt zu Gute kommen, da ich besonderes das alltägliche Englisch fließend spreche und somit keinerlei Probleme haben werde mich zu integrieren.