Original von FROST_FireFox
Jeden Tag nehm ich mir vor, von morgens bis abends nur zu lernen, sport zu machen und musik zu machen, zu schreiben etc.
Ich wäre gern ein Workaholiker aber ich bin soo faul, glaub ich oO
Wie lang lernt ihr denn so etc.?
Hab ich irgendein Problem? und wenn ja wie löse ichs?
Dass der typische Workaholic so fleissig ist, kommt laut meiner Erfahrung im wesentlichen von folgenden Punkten...
1. Er hat
keine Hobbies, die irgendwelche festen Termine mit sich bringen. Fahrradfahren, Kochen und Fernsehen sind alles Möglichkeiten zum Zeitvertreib, die man machen kann, wenn man gerade Lust darauf hat. Also kann er nicht Arbeit mit den Argumenten "Ich muss aber für etwas anderes trainieren" bzw. "Ich muss in einer Stunde dort und dort sein" vor sich herschieben. Ebensowenig hat er den Zwang, in seinen Hobbies irgendwie gut zu sein. Damit kann er auch mal eine Weile aussetzen, wenn es die Arbeit verlangt.
2. Er hat keine Hobbies, die ihm nennenswert Erfolgserlebnisse verschaffen. Als Mensch braucht man eine bestimmte Menge Erlebnisse wie "Hah, das habe ich gut hingekriegt.". Wenn diese
Erfolgserlebnisse alle von der Arbeit kommen, arbeitet man automatisch mehr, zumindestens bis man sich durch Erfolgserlebnisse wohl genug fühlt. Er ist zum Beispiel stolz auf gute Noten, Respekt von anderen, aber auch auf grosse Berge Papier oder Dateien, die er zwischendurch produziert hat.
Komplett anders ist zum Beispiel der Zocker eines Spiels, das einen mit Belohnungen überschüttet. Rollenspiele am Rechner sind da Extrembeispiele. Für investierte Zeit wird man mit Geld, Gegenständen, Erfahrung, Videos, Beziehungen zu Bots oder anderen Menschen usw. usf. belohnt. Das sättigt ziemlich, man hat dann wenig Bedarf, im realen Leben nach Erfolgserlebnissen zu suchen.
3. Er
umgibt sich mit Leuten, für die Arbeit wichtig ist und redet über nichts gross anderes. Das sorgt dafür, dass ihm manchmal garnicht mehr in den Sinn kommt, dass es noch etwas anderes als Arbeit gibt, und dass er Leute nicht versteht, für die Arbeit nur lästige Pflicht ist. Die Beziehungen zu Nicht-Workaholics leiden darunter, sie werden dann irgendwann das Weite suchen und ihn nicht mehr von seinem Arbeitseifer abbringen.
4. Er ist von der Kindheit an
darauf geschult, sich alles zu erarbeiten, was er haben will. Wer nicht immer alles geschenkt bekommt, sondern für etwas grosses auch mal in den Ferien arbeiten muss, wird Arbeit eher als normalen Lebensbestandteil akzeptieren.
5. Er ist
gut in seiner Arbeit. Andere fragen ihn um Rat und er steht bei Geprächen über die Arbeit im Mittelpunkt. Er kann andere Leistungen oft toppen und Mitarbeiter dazu bringen, ihn als Vorbild anzusehen. All das ist gut für sein Ego, er arbeitet dann gerne. Und er wird eher kein Hobby anfangen, bei dem Leistung gefragt ist, er aber von 0 anfangen muss. Dieses Hobby hätte seinem Arbeitseifer geschadet, weil er dort Zeit und Energie investiert hätte, aber es kommt ja nicht zum Zug.
6. Er
versteht viel vom methodischen Arbeiten. Zum Beispiel weiss er, dass man nach zwei Stunden etwa mal kurz Pause machen sollte. Er wird vor dem eigentlichen Arbeiten oft planen, was er überhaupt macht. Sobald er dann einen Teil geschafft hat, belohnt er sich mit einem Häkchen, dem Abheften etc. . Nicht jeder, der methodisch arbeitet, ist ein Workaholic, aber ein Workaholic ist überdurchschnittlich gut dabei.
7. Er
nimmt meistens irgendetwas zu sich, um mit dem Stress klarzukommen. Das sind oft Zigaretten und Alkohol (härteres verachtet er meistens, weil es der Arbeit schadet). Viel Fleisch oder viel Süssigkeiten sind auch eine Möglichkeit, um sich bei der Arbeit zu halten.
Ein Workaholic zu sein hat unbestreitbar Vorteile (siehe 5.). Durch die Arbeit sieht er einen Sinn im Leben, in dem Punkt ist er manch anderem überlegen. Allerdings hinterlässt das viele Arbeiten auch seine Spuren, er leidet mehr unter Stress und unter Berufskrankheiten (krummer Rücken, schlechtes Gehör, ...) als seine Kollegen. Alles in allem ist es ein mittelmässiger Weg, wenn man im Leben glücklich werden will.
Man sollte es sich gründlich überlegen, ob man wirklich bewusst zum Workaholic werden will. Arbeit ist (imo) in bestimmten Mengen eine gute Sache, als Lebensinhalt aber (ebenfalls imo) nicht das wahre.