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1

22.08.2004, 12:54

gestern am 21.august 1940 wurde TROTZKI umgebracht

tja, wollte nur darauf hinweisen. Gedenkminute bitte für eine kritische und tragische persönlickeit.
einer der hellsten köpfe des 20.Jahrhunderts ist damals von uns gegangen.
glänzender analyst des aufstiegs des faschismus
und der zunehmenden bürokratisierung und entartung des sowjetregimes ...

texte
das Leben ist zu kurz für schlechten wein !

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »CID_REDSTAR« (22.08.2004, 12:55)


2

22.08.2004, 13:47

*gedenkminuteeinleg*

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »ZXK_Truespin« (22.08.2004, 13:48)


3

22.08.2004, 14:55

also wenn ich mich richtig erinnere, war der trotzki auch kein kind von traurigkeit, was gewalt an der eigenen bevölkerung angeht ...
korrigiere mich, wenn ich mich da irre.

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4

22.08.2004, 16:34

war damals glaub ich eh fast keiner. sogar in der schweiz hat das militär auf die eigene bevölkerung(demonstrierende arbeiter) geschossen ...

5

22.08.2004, 17:09

und das wird dadurch jetzt weniger schlimm? oder wie soll man das verstehen?

6

22.08.2004, 17:44

Ist das der, der unter sehr misteriösen Umständen in Mittelamerika ums Leben gekommen ist?

7

22.08.2004, 18:11

schade nur, dass trotzki nicht reden konnte.

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8

22.08.2004, 18:27

jo in mexiko kam er um. ein nkwd-agent von stalin brachte ihn um. stalin hatte paranoide angst vor trotzki.

trotzkis analysen zur situation in deutschland und seine kritik an der spd und der kpd sind extrem faszinierend.
wie er den deutschen faschismus damals beschrieb genial:

Der Kleinbürger ist dem Entwicklungsgedanken feind, denn die Entwicklung geht beständig gegen ihn - der Fortschritt brachte ihm nichts als unbezahlbare Schulden. Der Nationalsozialismus lehnt nicht nur den Marxismus, sondern auch den Darwinismus ab. Die Nazis verfluchen den Materialismus, weil die Siege der Technik über die Natur den Sieg des großen über das kleine Kapital bedeuten. Die Führer der Bewegung liquidieren den "Intellektualismus" nicht so sehr deshalb, weil sie selbst mit einem Intellekt zweiter und dritter Sorte versehen sind, sondern vor allem, weil ihre geschichtliche Rolle es ihnen nicht gestattet, irgendeinen Gedanken zu Ende zu führen. Der Kleinbürger braucht eine höchste Instanz, die über Natur und Geschichte steht, gefeit gegen Konkurrenz, Inflation, Krise und Versteigerung. Der Evolution, dem "ökonomischen Denken", dem Rationalismus - dem zwanzigsten, neunzehnten und achtzehnten Jahrhundert - wird der nationale Idealismus als die Quelle des Heldischen entgegengestellt. Die Nation Hitlers ist ein mythologischer Schatten des Kleinbürgertums selbst, sein pathetischer Wahn vom tausendjährigen Reich auf Erden.
m die Nation über die Geschichte zu erheben, gab man ihr als Stütze die Rasse. Den geschichtlichen Ablauf betrachtet man als Emanation der Rasse. Die Eigenschaften der Rasse werden ohne Bezug auf die veränderlichen gesellschaftlichen Bedingungen konstruiert. Das niedrige "ökonomische Denken" ablehnend, steigt der Nationalsozialismus ein Stockwerk tiefer, gegen den wirtschaftlichen Materialismus beruft er sich auf den zoologischen.


Die Rassentheorie - wie besonders geschaffen für einen anspuchsvollen Autodidakten, der nach einem Universalschlüssel für alle Geheimnisse des Lebens sucht - sieht im Licht der Ideengeschichte besonders kläglich aus. Die Religion des rein Germanischen mußte Hitler aus zweiter Hand beim französischen Diplomaten und dilettierenden Schriftsteller Gobineau entlehnen. Die politische Methodologie fand Hitler fertig bei den Italienern vor. Mussolini hat sich ausgiebig der Marxschen Theorie des Klassenkampfs bedient. Der Marxismus selbst war die Frucht einer Verbindung deutscher Philosophie, französischer Geschichtsschreibung und englischer Ökonomie. In der Genealogie der Ideen - selbst der rückschrittlichsten und stumpfsinnigsten - findet sich vom Rassismus keine Spur.


Die Armseligkeit der nationalsozialistischen Philosophie hat die Universitätsprofessoren selbstverständlich nicht gehindert, mit vollen Segeln in Hitlers Fahrwasser einzulenken - als sein Sieg außer Frage stand. Die Jahre der Weimarer Ordnung waren für die Mehrheit des Professorenpöbels eine Zeit der Verwirrung und Unruhe. Die Historiker, Ökonomen, Juristen und Philosophen ergingen sich in Vermutungen darüber, welches der einander bekämpfenden Wahrheitskriterien das echte sei, das heißt, welches Lager sich zuguterletzt als Sieger erweisen werde. Die faschistische Diktatur beseitigt die Zweifel der Fäuste und das Schwanken der Hamlets auf dem Universitätskatheder. Aus der Dämmerung der parlamentarischen Relativität tritt die Wissenschaft wiederum in das Reich des Absoluten ein. Einstein mußte Deutschland verlassen. Auf der Ebene der Politik ist der Rassismus eine aufgeblasene und prahlerische Abart des Chauvinismus, gepaart mit Schädellehre. Wie herabgekommener Adel Trost findet in der alten Abkunft seines Bluts, so besäuft sich das Kleinbürgerturn am Märchen von den besonderen Vorzügen seiner Rasse. Es verdient Beachtung, daß die Führer des Nationalsozialismus nicht germanische Deutsche sind, sondern Zugewanderte: aus Österreich, wie Hitler selbst, aus den ehemaligen baltischen Provinzen des Zarenreichs, wie Rosenberg, aus den Kolonialländern, wie der augenblickliche Stellvertreter Hitlers in der Parteileitung, Heß, und der neue Minister Darré. Es bedurfte der Schule barbarischer nationaler Balgerei in den kulturellen Randgebieten, um den Führern die Gedanken einzuflößen, die später ein Echo im Herzen der barbarischsten Klassen Deutschlands fanden.


Die Persönlichkeit und die Klasse - der Liberalismus und der Marxismus - sind das Böse. Die Nation ist das Gute. Doch an der Schwelle des Eigentums verkehrt sich diese Philosophie ins Gegenteil. Nur im persönlichen Eigentum liegt das Heil. Der Gedanke des nationalen Eigentums ist eine Ausgeburt des Bolschewismus. Obwohl er die Nation vergottet, will der Kleinbürger ihr doch nichts schenken. Im Gegenteil erwartet er, daß die Nation ihm selbst Besitz beschert und diesen dann gegen Arbeiter und Gerichtsvollzieher in Schutz nimmt.


Vor dem Hintergrund des heutigen Wirtschaftslebens - international in den Verbindungen, unpersönlich in den Methoden - scheint das Rassenprinzip einem mittelalterlichen Ideenfriedhof entstiegen. Die Nazis machen im voraus Zugeständnisse: Im Reich des Geistes wird Rasseneinheit durch den Paß bescheinigt, im Reich der Wirtschaft aber muß sie sich durch Geschäftstüchtigkeit ausweisen. Unter heutigen Bedingungen heißt das: durch Konkurrenzfähigkeit. So kehrt der Rassismus durch die Hintertür zum ökonomischen Liberalismus - ohne politische Freiheiten - zurück.


Praktisch beschränkt sich der Nationalismus in der Wirtschaft auf - trotz aller Brutalität - ohnmächtige Ausbrüche von Antisemitismus. Vom heutigen Wirtschaftssystem sondern die Nazis das raffende oder Bankkapital als den bösen Geist ab; gerade in dieser Sphäre nimmt ja die jüdische Bourgeoisie einen bedeutenden Platz ein. Während er sich vor dem kapitalistischen System verbeugt, bekriegt der Kleinbürger den bösen Geist des Profits in Gestalt des polnischen Juden im langschößigen Kaftan, der oft keinen Groschen in der Tasche hat. Der Pogrom wird zum Beweis rassischer Überlegenheit.


aus: Nationalsozialismus

von Leo D. Trotzki

Prinkipo, 10.6.1933


wegen schlimm oder nicht schlimm:

für opfer ist es immer schlimm.
krieg ist immer schlimm ...
bürgerkrieg noch schlimmer ...



PS. der zweck heiligt nicht die mittel - ausser man kämpft ums überleben, da ist fast jedes mittel recht.

bei der beurteilung der bolschewistischen revolution, resp. des putsches, darf man eines nicht vergessen: bevor der bürgerkrieg ausbrach, hatten die volkskommissare die todesstrafe abgeschafft. gefangene weisse kosakengeneräle wurden auf ehrenwort freigelassen ...
das problem ist nur, dass vieles durch eine ideologische brille gesehen wird.
stichwort "totalitarismustheorie" und "schwarzbuch des kommunismus", resp. die debatte darüber.
oder so geniale schlussfolgerungen wie: "am anfang von auschwitz stand der gulag" ... monokausale erklärungsmodelle versagen immer, oder betonen die geistige armut einer theorie

9

22.08.2004, 18:47

jo, alda ... der typ hats ur drauf!! man müsste nur was checken :D

-=)GWC(RaMsEs

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10

22.08.2004, 19:41

politik? schliessen? verherrlichung von trotzki?

12

23.08.2004, 00:52

Zitat

Original von -=)GWC(RaMsEs
politik? schliessen? verherrlichung von trotzki?


Bisschen auf der Panik-Chaussee schlendernd, Ramses?