Ich weiss, nicht alle hier drin mögen Fussball und manche Leute können Ärger gewisser Fussballfans wie mir überhaupt nicht verstehen. Für die, die nichts konstruktives beitragen möchten:
Lasst das weitere Lesen sein, dann juckt es auch nicht in den Fingern etwas zu schreiben.
Heute gab es im Spiegel folgendes zu sehen:
[url=http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,452978,00.html]
harte Polizeieinsätze - Fans gründen Fonds für Klagen gegen DFB[/url]
Polizeikessel, Ausreisesperren, Stadionverbote: Wer als Fußball-Fan zur falschen Zeit am falschen Ort ist, wird schnell kriminalisiert. Wie SPIEGEL ONLINE erfuhr, will sich eine bundesweite Faninitiative mit einem Spenden-Fonds für die Rechte der Anhänger einsetzen. Dem DFB droht eine Klagewelle.
Endstation Stuttgarter Hauptbahnhof. Die Fans des SSV Reutlingen hätten am vergangenen Samstag gerne den 1:0-Auswärtssieg ihres Teams bei der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart miterlebt. Doch bis ins Stadion sind die rund 100 mitgereisten Anhänger gar nicht gekommen. Obwohl die SSV-Fans als friedlich gelten und sogar eine Fanfreundschaft zu den Stuttgartern besteht, wurde die Reisegruppe von einer Hundertschaft Polizei am Stuttgarter Hauptbahnhof in Empfang genommen. Sogar ein Kamerateam und die Pferdestaffel der Stuttgarter Polizei hatten sich anlässlich dieses Spiels der Regionalliga Süd am Bahnhof eingefunden.
Sofort nach Verlassen des Zuges kesselten die Beamten die Gästefans ein und fingen an, die Schlachtenbummler auf pyrotechnisches Material zu durchsuchen. Zudem wurden die Personalien der SSV-Fans aufgenommen. Nach einer kurzen, aber heftigen Debatte entschlossen sich die Reutlinger zum einzigen Ausweg, um weiteren Maßnahmen der Polizei zu entgehen: Sie traten geschlossen den Rückweg an. Den Sieg ihrer Mannschaft erfuhren die Fans aus dem Videotext.
"Diese und ähnliche Szenen spielen sich Wochenende für Wochenende auf den Fußballplätzen in Deutschland ab", sagt Sandra Schwedler. Die 26-Jährige ist seit 13 Jahren Fan des derzeitigen Regionalligisten FC St. Pauli und hat in dieser Zeit über 200 Auswärtsfahrten mitgemacht. Dabei hat sie nicht nur sportliche Enttäuschungen erlebt. "Fußballfans werden zunehmend wie Schwerverbrecher behandelt. In den meisten Städten wird man wie Vieh vom Bahnhof in die Stadien getrieben. Wer sich auffällig benimmt, riskiert Stadionverbote und weitere Sanktionen wie Ausreisesperren", so Schwedler. Die Polizei verweist hingegen zumeist auf ein generell erhöhtes Sicherheitsrisiko bei Fußballspielen - und greift, aus ihrer Sicht, vorbeugend durch.
Zu hart, finden viele Fans. Gemeinsam mit weiteren Aktivisten aus dem gesamten Bundesgebiet hat Schwedler eine Initiative gegründet, die sich für die Rechte der Fußball-Anhänger einsetzen will. "Mit Hilfe des Fanrechtefonds soll die nötige finanzielle Basis geschaffen werden, um die nicht mehr hinnehmbare Behandlung unschuldiger und friedlicher Fußballfans juristisch überprüfen zu lassen", heißt es in der Presseerklärung, die SPIEGEL ONLINE exklusiv vorliegt. Dem Projekt stehen fünf Fans aus verschiedenen Vereinen vor, die den Kassenrat bilden. Laut Satzung entscheidet der Rat über die Verwendung der Spenden. Zwei Anwälte verwalten das Geld und überwachen die satzungsgemäße Nutzung.
"Es kann nicht sein, dass eine routinemäßige Personalienaufnahme an einem Spieltag schon zu einem Eintrag in die Polizeidatei 'Gewalttäter Sport' führt", begründet Schwedler ihr Engagement. Wer in dieser Datei ist, muss mit Ausreisesperren und Meldeauflagen rechnen. Die schlimmste Strafe für die Fans: Wenn die Polizei die Personalien aufnimmt, droht im Zusammenspiel mit Vereinen und Verbänden der Rausschmiss aus den Arenen der Republik: "Zur Erteilung eines Stadionverbots reicht die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens. Dass die meisten Verfahren im Fußballumfeld später eingestellt werden, findet bei der Vergabepraxis keinerlei Berücksichtigung. Unschuldig bis die Schuld bewiesen ist, gilt hierbei leider nicht", so Schwedler. DFB-Präsident Theo Zwanziger hält dagegen. "Wir treffen ja keine Entscheidungen außerhalb des rechtsstaatlichen Bereichs", so Zwanziger auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE.
Trotzdem nehmen die Fans das Heft jetzt selbst in die Hand. Dem DFB und den Behörden droht eine Klagewelle. Dabei hätte der Fußballverband sich und den Sicherheitsbehörden die möglichen Verfahren, in denen "Präzedenzfälle zu Gunsten der Fans" (Schwedler) geschaffen werden sollen, ersparen können. Bereits am 8. September 2005 kündigten der damalige Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) und Zwanziger in einer gemeinsamen Presseerklärung eine unabhängige Ombudsstelle an, deren Mitarbeiter sich um die Beschwerden der Fans kümmern sollten. "Diese Entscheidung ist ein sichtbares Signal der Intensivierung des Dialogs zwischen Fans, Sicherheitsverantwortlichen und dem DFB", hieß es damals in der Mitteilung. Die Fans warten bis heute vergeblich auf diese Einrichtung. "Ich muss gestehen, dass wir mit dieser Ankündigung zu leichtfertig umgegangen sind", so Zwanziger zu SPIEGEL ONLINE. "Wir haben die Ombudsstelle damals eher als Anlaufpunkt denn als Rechtsmittelinstanz verstanden", stellt Zwanziger klar.
Nach Gesprächen mit der DFL, in denen die "Sinnhaftigkeit in Frage gestellt wurde" (Zwanziger) habe der DFB wieder Abstand von der Idee genommen, eine unabhängige Beschwerdestelle zu schaffen. "Ich bin mit dem Begriff Ombudstelle damals zu weit gegangen, das Thema bleibt aber auf der Agenda", so Zwanziger. Vor der neuen Faninitiative ist dem DFB-Boss nicht bange: "Ich habe nichts gegen Dachverbände und Zusammenschlüsse der Fans. Im Gegenteil: Ich bin für einen vernünftigen Dialog, daher werde ich Diskussionen nicht ausweichen", kündigt der promovierte Jurist an. Die Mitglieder des Fanrechtefonds wollen ihn beim Wort nehmen.
Ich frage mich ja, ob dies etwas nützen wird. Hauptsache ist aber für mich, das endlich ein wenig mehr Druck ausgeübt wird auf diejenigen Parteien, die Leute ohne jegliches Verschulden bestrafen.
"Zur Erteilung eines Stadionverbots reicht die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens. Dass die meisten Verfahren im Fußballumfeld später eingestellt werden, findet bei der Vergabepraxis keinerlei Berücksichtigung. Unschuldig bis die Schuld bewiesen ist, gilt hierbei leider nicht"
Das sind einfach Dinge, die man als aktiver Fan das eine oder andere Mal bei Freunden oder Bekannten miterlebt und die enorm wütend machen. Wenn jemand verurteilt wird, weil der andere Leute verprügelt oder Steine auf Polizisten wirft, dann habe ich kein Problem damit. Dann soll der seine Strafe absitzen. Aber wenn einer nur in den Verdacht kommt, soetwas getan zu haben und danach erwiesen wird, dass er es NICHT war - dann kriegt er die Strafe trotzdem. Chancen auf Aufhebung sind sehr sehr gering. Und wenns einem ganz dumm trifft, dann bekommt man neben dem Stadionverbot auch noch andere Einschränkungen, die in die Privatsphäre eingreifen. Ja, man darf Leute die in einem laufenden Verfahren sind von Fussballspielen fernhalten und ihnen die Ausreise verweigern. Und nicht selten braucht es entweder viel Zeit oder Geld um diese Verfahren dann schnell zu Ende zu bringen.
In der Schweiz trifft man dafür im Moment ein ganz anderes tolles Phänomen an, im Hinblick auf die EM 08. Bericht aus der WOZ
Der Flächenbrand
Am 1. Januar 2007, also bald, tritt in der Schweiz das «Bundesgesetz zur Wahrung der inneren Sicherheit» in Kraft. Gewahrt werden muss die innere Sicherheit vor den Hooligans. Da wäre es sicher hilfreich, wüsste man, was ein Hooligan so treibt.
Vor wenigen Tagen veröffentlichte «20minuten» einen Text zu den geplanten neuen «Haftanstalten für Hooligans» im Hinblick auf die Europameisterschaft 2008. Der Text war auf der einen Seite schräg abgefräst von einer wohl zum Rausreissen gedachten Anzeige für mietbares Wintersportmaterial, auf der andern bebildert mit einer Szene vom Meisterschaftsspiel FCZ - FCB vom 26. November. Auf dem Bild ist der Gästesektor im Stadion Hardturm zu sehen. Grob geschätzte dreizehn Leuchtfackeln lassen die Basler Kurve in einem grellroten Licht erscheinen. Fahnen werden geschwenkt. Auf einem Zaun, der die Tribünen vom Spielfeld trennt, sitzen zwei Menschen, die selber je eine Fackel in der Hand halten. Die Bildlegende lautet: «Die EM-08-Organisatoren wollen solche Szenen verhindern.» Daneben, klein gedruckt: Keystone.
Bei der Fotoagentur Keystone gibt man mir freundlich Auskunft auf die Frage, unter welchen Schlagwörtern das betreffende Bild abgelegt ist: Fussball, Fans, Petarden, FCZ, FCB, Axpo Super League. Der «Hooligan» gehört nicht dazu. «20minuten» ist demnach selber auf die Idee gekommen, dieses Bild untermale den Inhalt des Textes am besten.
Ich frage den zuständigen Bildredaktor, ob jene, die auf diesem Bild zu sehen sind oder deren Werk das Bild zeigt, Hooligans seien. Sie gehörten ganz sicher dazu, antwortet er. Sind also Hooligans solche, die Feuerwerk zünden? Diese Fackeln seien in Fussballstadien verboten, kommt es zurück. Sind denn die Leute, die diesen Sommer im Kanton Zürich trotz Feuerwerkverbot Feuerwerk zündeten, auch Hooligans? Auf diese Frage antwortet der Bildredaktor, der dieses Bild ausgewählt hat, nicht mehr. Er erklärt dafür, er habe keine Zeit, mit mir zu telefonieren. Das kann man nachvollziehen, denn es hat wirklich viele Bilder in «20minuten», da ist ein Bildredaktor gefordert, Tag für Tag. Er klang aber nicht nur so, als hätte er keine Zeit, sich eingehender zu erklären, sondern auch keine Lust.
Ich habe immer gedacht, ein Hooligan sei einer, der zuschlage. Aber wahrscheinlich war das früher so. Heute muss man nicht mehr zuschlagen, um ein Hooligan zu sein. Heute ist es viel leichter, Hooligan zu werden, und darum gibt es auch immer mehr. Kein Wunder, liest man nun dauernd von ihnen in der Zeitung. Sie füllen ja inzwischen ganze Gästesektoren. So aberwitzig viele sind es, dass wir neue Gesetze brauchen, um der Lage Herr zu werden. Sorry Feinstaub, die Hools zuerst!
Wenn ab Januar 2007 Fussballfans, die sich knapp oder völlig daneben verhalten, in der Hooligandatenbank HOOGAN landen, gehören nun auch Feuerwerklerinnen und Zeuseler dazu. Im Gesetzestext wird «gewalttätiges Verhalten» explizit auf das «Mitführen oder die Verwendung von pyrotechnischen Gegenständen oder ähnlichem in geschlossenen Räumen wie Stadien oder Sporthallen ausgedehnt.» Die Fackeln sind heiss, und wer sie trotz Verbot aus kurvenästhetischen Gründen zünden will und dabei erwischt wird, kassiert Busse und Stadionverbot. Und braucht sich nicht zu beklagen. Steht er deswegen aber auf einer Stufe mit jemandem, der einem am Boden Liegenden ins Gesicht tritt? Gehören die beiden in die selbe Datenbank? In den selben EM-Knast? Neben den selben «20minuten»-Text?
Man darf sich also auf die EM und die Zeit bis dahin freuen. Es wurde übrigens verlangt, 1200 Gefängnis-Zellen einzurichten, um "Gewalttäter" vorrübergehend festzunehmen. Es wird auch diskutiet, ob man die Städte während den EM-Spielen alkoholfrei machen soll (kein Witz!). Und die Daten dieser Datenbank würden übrigens an das Militär weitergegeben...und weiss sonstnoch wohin gelangen.