Sie sind nicht angemeldet.

  • Anmelden

Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: MastersForum. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

1

30.03.2008, 15:04

Varianz - Grundsatzdiskussion

angeregt durch orcas post

Zitat

Original von ZwerGOrca
Wenn man den Swings von Texas Hold Them aus dem Weg gehen will kann man auf den unteren Limits Varianten spielen bei denen die Fluktuationen wesentlich geringer sind.


und durch die tatsache, dass der begriff in
der pokerszene so vergewaltigt wird, wollte ich mal eine grundsatz diskussion
zum begriff der varianz anregen.

varianz ist summe der quadratischen abweichungen vom erwartungswert.

aber was heisst das konkret fürs poker?

1. zunächst, was ist gefühlte "hohe" varianz.
- wenn ich als FL 2BB winning player einen up-/downswing von 400BB auf 5k hände habe?,
- wenn ich als NL 4ptBB winning player einen up-/downswing von 15 stacks auf 5k hände habe?
- wenn ich als FL 2BB winning player nach 100k händen nur 1BB winrate habe?
- 300k hände break even zu spielen?
- etc.?

2. die eigentliche frage:
was verursacht die varianz beim poker und inwiefern ist sie abhängig von der spielvariante?

- zunächst der vergleich lotto vs roulett

ich würde vom gefühl her sagen lotto hat die größere varianz, weil die abweichungen
vom erwartungswert (~ -50% bei 0,5 euro pro spiel) sehr hoch sind. es sind gewinne
von vielen millionen möglich. die chance dafür steht bei 1:140mio = 7*10^-9.
bei roulett steht die chance aus 0,5 euro sagen wir 10mio zu machen bei (18/37)^24 = 3*10^-7.
die chance ist beim roulett also deutlich besser, ist ja auch klar, man hat ja einen
erwartungswert von nur -1,3%.
aber was hat jetzt nun die höhere varianz? dies kann ich leider hier nicht ausrechnen
da mir der lotto-auszahlungs-schlüssel unbekannt ist.

- vergleichen wir nun poker FL mit poker NL

beim NL sind die gewinne die man in einer hand machen kann im vergleich zum
zwangseinsatz sehr viel größer. hat es deshalb die größere varianz?
wenn man es an den bigblinds fest macht, dann eindeutig ja.
NL200 mit FL2/4 zu vergleichen ist imo aber nicht sonderlich sinnvoll
(bezogen auf die benötigte bankroll, skill-level, winrate in $ etc).
NL200 mit FL5/10 zu vergleichen schon eher. wie verhält es sich hier mit der varianz?


- varianz anhand der zu erwartenden gewinnrate also dem "edge" eines spielers

führt eine geringere gewinnrate zu einer höheren varianz?
soll heissen:
ist es für einen FL 2BB winningplayer wahrscheinlicher über 50k hände eine 4BB/-1BB winrate zu haben
oder ist es für einen FL 1BB winningplayer wahrscheinlicher über 50k hände eine 3BB/-2BB winrate zu haben?

- varianz anhand der pokervariante

ist NL holdem "swinginger" als PL omaha? hier hab ich bisher sehr viele unterschiedliche meinungen
gehört. von "omaha ist viel viel swingiger" bis hin zu "wenn du mit weniger swings spielen willst, probier mal omaha".
ich hab beides gespielt, bei mir war omaha swiniger als NL holdem, allerdings hab ich bisher bestenfall 20k hände
omaha gespielt, also hat das null aussagekrat.
wie verhält es sich mit 7-card stud? und diversen hi-lo varianten?

- varianz anhand des gegnerskills?

man hört so oft, gerade auf ps.de, dass hohe fischigkeit zu großen swings führt. meinem gefühl nach
ist es genau umgekehrt. klar, der fisch callt die pot bet bei odds von 1:9, der TAG gibt sie auf.
aber ist die varianz nicht viel größer wenn wenn ich gegen einen TAG ständig mit QQ vs AKs preflop all-in
bin und somit die chancen 53:47 stehen? meinem gefühl nach ist es gegen TAGs swingiger, aber ich
ich kann es leider nicht beweisen.

- varianz cashgame vs turnier?

ich würde sagen ein 10 spieler SNG unterscheidet sich nicht viel vom cashgame. ein 500 spieler turnier
sollte es aber deutlich. man gewinnt sehr viel seltener, dann aber auch sehr viel mehr. das paradebeispiel für
viel varianz, oder täusche ich mich hier?

3. hier gab es schon mal einen thread "varianz owns hard"
das problem ist man weiss nie, was die "eigentliche" gewinnrate des spieler ist, der hier graphen
mit rießigen ausschlägen postet.

es gab mal einen blog wo ein spieler ein programm geschrieben hat und sich 100 2BB winning player über
100k hände, 1mio hände, 10mio hände simmuliert hat. leider weiss ich den link nicht mehr und
auch nicht was er für grundannahmen für die simulation getroffen hat.


in diesem sinne: was sagt hier die winning player, loosing player, mathematiker ;) ?

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Erg_Raider« (30.03.2008, 15:05)


2

30.03.2008, 17:44

ich empfehle dir "mathematics of poker" , ist das beste buch was ich zu dem thema bisher gelesen habe, alle deine fragen werden genauestens beantwortet.

3

01.04.2008, 14:47

Das Buch finde ich auch sehr gut, eigentlich eins das man absolut haben muss wenn man in irgendeinerweise Ambitionen bezüglich Poker hat.

Mal zu den Sachen die auch ohne sich mit der entsprechenden Mathematik zu beschäftigen leicht einzusehen sind und für die man so ein Buch nicht benötigt :

- varianz anhand der pokervariante :

Bei Splitpotgames ist die Varianz deutlich geringer. Da man oft nur die Hälfte des Pots gewinnt/verliert sind die Schwankungen pro gespielte Hand offensichtlich geringer.

Bei Fullring ist die Varianz geringer als bei Shorthanded. Das ist auch relativ einleuchtend da man bei FR in der Regel nur sehr gute Hände spielt und nicht in soviele marginale Situationen reinkommt wie bei SH.

- varianz cashgame vs turnier?

Bei Turnieren ist die Varianz höher als bei Cashgames, insbesondere bei Turnieren mit grosser Teilnehmerzahl. Das ist irgendwo auf Grund der Preisverteilung leicht einzusehen, wenn man ein 1000+ Mann Turnier spielt und sich nur Final Table oder besser lohnt so ist es offensichtlich das man dieses Ziel nicht allzuoft erreichen kann und es deswegen ohne weiteres möglich ist das man über eine grosse Anzahl von Turnieren gar nicht ins Geld kommt.
Das wird noch zusätzlich dadurch verstärkt das die richtige Spielweise bei Turnieren ist auf Sieg bzw. Final Table zu spielen, d.h. wenn die anderen Leute an der Bubble Angst haben rauszufliegen muss man gerade dort richtig Gas geben um seine Chancen auf Sieg/Final Table zu erhöhen. Das führt paradoxer weise dazu das ein guter Spieler öfter nicht ITM kommt als ein Mittelmässiger der sich ins Geld schummelt.

4

01.04.2008, 15:27

danke für den buchtipp, werd ich mir wohl mal zulegen.

cool, dass doch noch jemand ein paar worte geschrieben hat :).
das mit FR vs SH hab ich mir auch schon mal überlegt. aber man muss doch bedenken dass alle leute im FR bessere hände spielen. der fish spielt im FR sagen wir 35% und der TAG 17%, im SH hingegen spielt der fisch 50%+ und der TAG 23%+, also sollten doch genauso viele marginale situationen entstehen, oder?