Also, wenn ich hier so die Kommentare lese, kriege ich langsam Depressionen. Nicht, weil hier ein wenig Unwissenheit herrscht, die kann ich auf Grund Eures Alters ja niemanden vorwerfen. Nein, weil es zeigt, dass ich ein alter Sack bin, der fast jeden guten Western kennt und ein kleiner Fan ist.
Daher lasse ich mich hernieder und schreibe Euch mal ein paar Western auf. Eventuell sind ein paar genannte bereits dabei.
Bei Western muss man einfach den Regisseur John Ford nennen. Mit John Ford steht und fällt der Western, ohne John Ford wäre der Western eventuell zu einer singenden Zirkusnummer verkommen, wie er es bis in die Dreißiger Jahre bereits war. Der Film, der den Western veränderte hieß Stagecoach (1939), der den selten doofen Namen Höllenfahrt nach Santa Fe trägt. Da will niemand hin, es geht nach Lordsburg, ist aber auch egal, Santa Fe klingt halt besser. Dieser Film wird leider viel zu selten gezeigt (angeblich 1970 im ZDF), was schade ist, denn er ist der Prototyp des modernen Western, wie er in den späteren Jahren Standard war:
Hauptdarsteller ist u.a. John Wayne, Drehort das Monument Valley und eine ansprechende und spannende Geschichte um zusammengewürfelte Menschen, die alle aus den unterschiedlichsten Gründen nach besagtem Lordsburg wollen. Hier zeigt Ford die Zwistigkeiten und die zum Teil geheuchelten Moralvorstellungen der Reisenden.
Bleiben wir bei Ford. Es folgte Faustrecht der Prärie (My Darling Clementine) mit Henry Fonda als Wyatt Earp (den kannte John Ford gar persönlich) und die sogenannte Kavallerie Trilogie:
- Bis zum letzten Mann (Fort Apache)
- Der Teufelshauptmann (She Wore A Yellow Ribbon)
- Rio Grande
Diese Filme hatten alle ein Zentrales Thema: John Wayne als Kavallerieoffizier im Kampf gegen Indianer
1956 folgte dann John Fords unbestrittenes Meisterwerk: Der Schwarze Falke (The Searchers). Wieder so ein dusseliger Titel: Ein Typ namens Schwarzer Falke kommt mal wieder nicht vor, der gesuchte Häuptling heißt im Original Scar, was man mit Narbe übersetzen kann. Na ja... macht den Film nicht schlechter. Wayne spielt einen desillusionierten, rassistischen ehemaligen Bürgerkriegsveteranen, der seine Familie besucht. Just in dieser Zeit werden seine Nichten vom besagtem Comanche Häuptling entführt und Wayne sucht mit 2 Weggefährten 5 Jahre lang seine Nichte. Die jüngste hat er bereits nach kurzer Zeit tot entdeckt.
Sein nächster Film (ohne Wayne, aber mit James Stewart) Zwei ritten zusammen war eher ein neuer Aufguss des Schwarzen Falken, aber einen hatte Ford noch:
Der Mann, der Liberty Valance erschoss. Hier spielen James Stewart und John Wayne zusammen und das hervorragend. Stewart, ein Senator kommt in die Stadt zurück um seinen toten Freund John Wayne zu beerdigen. In Rückblenden wird das Verhältnis dieser unterschiedlichen Männer gezeigt. Klasse!
James Stewart wurde bereits erwähnt und der darf auch nicht fehlen, besonders in Kombination mit Anthony Mann als Regisseur. Winchester 73 wurde bereits erwähnt, dieser ist der Beste der Beiden. Es folgten
- Die nackte Spur (The Naked Spur) –den ich leider nicht kenne -,
- Über den Todespass (The Far Country),
- Meuterei am Schlangenfluß (Bend Of The River)
- Der Mann aus Laramie (The Man From Laramie).
In jedem dieser Filme spielt Stewart ein knarzigen Charakter, dem irgendwie Unrecht angetan wurde und er sorgt für Gerechtigkeit.
Das nächste bekannte Westernduo sind Regisseur Howard Hawks und der unvermeidliche John Wayne. Hier Ihre Filmauswahl:
- Red River
- Rio Bravo
- El Dorado
- Rio Lobo
Wenn auch nur 4 Filme, so sind diese doch Klassiker des Western geworden. Rio Bravo und El Dorado sind sich sogar recht ähnlich, John Wayne muss dem versoffenen Sheriff einer Stadt gegen üble Rancher helfen
Von John Wayne sollte man noch folgende Western erwähnen, die weder von Hawks oder Ford waren, aber dennoch sehenswert sind:
- Man nennt mich Hondo (Hondo) – Den kenne ich nicht, der lief wohl fast gar nicht im TV und auf DVD kommt der auch nicht. Jüngere Menschen kennen den eher von Al Bundy, der wohl Hondo für einen Meilenstein hält.
- Die Vier Söhne der Kati Elder (The Sons Of Katie Elder)
- Die Gewaltigen (The War Wagon)
- Chisum
- Der Marshall ( True Grit)
- Die Cowboys (The Cowboys)
Erwähnenswert aus dieser Zeit sollten noch folgende Western sein:
Zwölf Uhr Mittags (High Noon) – Der unamerikanischste Film, ein Mann wird von der Stadt im Stich gelassen und muss sich 4 Killern stellen. Teile dieses Filmes – 3 Mann warten am Bahnhof auf einen freund im herannahenden Zug - finden sich in Sergio Leones Spiel mir das Lied vom Tod wieder.
Mein großer Freund Shane (Shane) – Ebenfalls ein Klassiker. Auch hier gibt es viele Referenzen in Spiel mir das Lied vom Tod
Wenn Frauen hassen (Johnny Guitar) – Klassiker und das Vorbild für na, wer ahnt es? Spiel mir das Lied vom Tod
Der gebrochene Pfeil (Broken Arrow) mit James Stewart. Dieser Film ist insbesondere erwähnenswert, da er die Indianer nicht als tumbe Wilde darstellt, sondern Partei für die Apachen ergreift.
Ritt zum Ox-Bow (The Ox-Bow Incident) Mit Henry Fonda über Lynchjustiz. Superb
Die glorreichen Sieben (The Magnificent Seven) Ja, das Lied aus der Marloboro Werbung. Aber der Film ist ein hervorragendes Remake des japanischen Filmes Die Sieben Samurai.
Mit dem Italowestern, auf den ich nicht näher eingehen brauche, da bereits im thread erwähnt, kam 1964 ein neuer Westernstil in die Kinos. Dreckig, direkt, brutal. Auch der US-Western musste sich ändern und tat es mit diesem Film:
Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz (The Wild Bunch) von Sam Peckinpah, der deutlich den Einfluß von Corbucci und Leone zeigte. Ein dreckiger und brutaler Western.
Mit Leone Dollar Trilogie kam ein neues Gesicht auf die Kinoleinwand: Clint Eastwood. So sollte Eastwood für die nächsten Jahre das Westerngenre dominieren:
Ein Fressen für die Geier (Two Mules for Sister Sara)
Sinola (Joe Kidd)
Hängt Ihn Höher (Hang Em High)
Fremder ohne Namen (High Plains Drifter)
Der Texaner (The Outlaw Josey Wales)
Pale Rider
Erbarmungslos (Unforgiven)
Was gibt es noch?
Zwei Banditen (Butch Cassidy And The Sundance Kid) mit Robert Redford und Paul Newman
Der mit dem Wolf tanzt (Dancing with Wolves) , das epische Meisterwerk von Kevin Costner
Wyatt Earp – wieder ein Epos von und mit Costner, zeigt Wyatt Earp wie er wohl historisch korrekt war: Ein Spieler, der in einer Schießerei einfach Glück hatte. Besser ist aber:
Tombstone – hat das gleiche Thema, ist spannender
Open Range – auch von Costner, ist aber gut
Dead Man – von Jim Jarmush. Johnny Depp im Westen – Zu meiner Schande muss ich gestehen, den habe ich zuhause, aber noch nicht gesehen, habe aber nur gutes gehört. Werde versäumtes nachholen.
Eher lustig:
Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe (Support Your Local Sheriff) – James Garner wollte eigentlich nach Australien, nun ist er Sheriff. Von den lustigen mit Abstand der Beste. Niemals war ein Sheriff cooler.
Der wilde, wilde Westen (Blazing Saddles) von und mit Mel Brooks, der mal wieder das Genre persifliert und einen schwarzen Sheriff in ein rassistisches Kaff schickt.
So, nun habe ich aber keine Lust mehr, aber es dürften nun wirklich genug Tipps für Western neben den unseligen B-Filmen mit Audie Murphy oder den eher für Kinder gedachten Winnetou Filmen sein.
Postsriptum:
Einen wichtigen gabe ich vergessen aufzuführen, aber zu spät ist besser als gar nicht (Danke God_at):
Das Wiegenlied vom Totschlag (Soldier Blue) Dieser Film aus den Siebzigern beruht auf eine wahre Geschichte und zeigt die extreme Gewalt der US-Kavellerie gegen die Indianer. Wehrlose Frauen und Kinder werden bei einem Überfall einfach dahingeschlachtet. Vorbei die Romantik der Ford/Wayne Filme, Drecksäcke gibt es überall.
Da fällt noch ein lustiger ein:
Little Big Man Als 100jähriger Indianerhäuptling erzählt Dustin Hoffman seine Lebensgeschichte, u.a. die Schlacht am Little Big Horn aus seiner Sicht. Witzig gemacht.