Und es geht auch nicht primär um den Export, sondern gerade um die Binnenauswirkungen, daher auch die Dienstleistungs-Beispiele.
Zum einen sind die Exporte für den Wohlstand in D weitaus bedeutender, zum anderen entsteht mehr Kaufkraft durch das Mehr an Arbeitsplätzen, was die höheren Preise wieder kompensiert - insgesamt gesehen. Somit hat die Linke schon recht, dass mehr Gerechtigkeit entsteht. Ehemalige Arbeitslose könnten sich mehr leisten, die bereits Beschäftigten etwas weniger.
Die höhere Kaufkraft wird allerdings durch gesunkene Rentabilität/Produktivität erkauft, so dass Verbraucher zu anderen Produkten greifen und nicht mehr zu den deutschen. Es gibt nicht nur Produkte, wo die Deutschen Technologieführer sind. Und wenn diese Produkte teurer werden, dann werden sie auch nur noch geringer nachgefragt - sonst würden sie ja heutzutage schon teurer verkauft werden.
Das ist doch ein linker Traum, ineffizienter und teurer zu produzieren und dadurch, wegen der höheren Binnenkaufkraft durch höhere Lohnkosten, die Binnennachfrage zu stärken. Wann sollte es denn jemals funktionieren etwas ineffizienter zu machen, damit mehr Wohlstand entsteht? Das könnte allenfalls über unterschiedliche Konsumnachfrage bei unterschiedlichen Einkommen funktionieren, aber das ist schon eine sehr indirekte Erklärung. Und ob die den ersten Effekt dominiert, darf bezweifelt werden.
Dennoch, ich halte es für Zufall, dass wir heute eine 40 (bzw. teilweise 38) Stunden-Woche haben, das "System" würde auch mit 30 funktionieren.
"Zufall" ist es eher nicht, es gibt dafür sicher Gründe. Es gibt ja auch nur eine Instanz. Man müsste als Gedankenexperiment annehmen, dass man die deutsche Geschichte irgendwo startet, dann wartet und am Ende schaut, was für eine Arbeitszeit dabei rauskommt. Das führt man gedanklich sehr oft durch.
Besser wäre es wohl, mit anderen Staaten zu vergleichen. "Zufällig" im Wortsinn ist die Größenordnung der Wochenarbeitszeit nicht, ich finde es gibt handfeste Gründe für die Größenordnung, wie auch schon dargelegt.
Und ob "das System" auch mit 30 h pro Woche funktionieren würde, kann man nicht so einfach als Behauptung aus der Hand schütteln, noch ohne Argumente dafür. Dies würde die Produktivität, Rentabilität und damit auch die Kapitalausstattung deutscher Unternehmen verändern, was wiederum mit unserer Innovationsfähigkeit zusammenhängt etc. Schon kleine strukturelle Änderungen und Zeit reichen, und eine Volkswirtschaft ähnelt der französischen, englischen oder italienischen.
Wenn du schon volkswirtschaftlich argumentieren willst, dann benutze doch bitte auch die volkswirtschaftlichen Größen wie Produktivität etc.