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4 951

08.08.2012, 14:39

@Yellow-Crush: Na so ähnlich wird das doch gemacht. Nur dass die Stufen viel feiner sind:


4 952

08.08.2012, 14:44

Es geht bei diesen politischen Debatten eben gerade nicht darum, was sinnvoll wäre, sondern was politisch gewollt und durchsetzbar ist.
Klingt blöd, ist aber so. Die stärkere Besteuerung von "Reichen" ist gerade so im Trend, weil die gefühlte Ungerechtigkeit in diesem Land zugenommen hat ("Die Banker haben uns die Scheisse eingebrockt und kriegen noch die dicken Boni!")
Mir geht es hier nicht darum, was gerecht ist und was nicht, gerade weil das keine objektive Größe ist. Die Frage ist, was dazu führt, dass die empfundene Gerechtigkeit wieder steigt. Da ist eine "Reichensteuer", egal wie sinnvoll und ob nur rein symbolisch, ein probates Mittel.

Wenn man wirklich die systemimmanenten Fehler, die ursächlich zur Schuldenkrise geführt haben, beheben wollen würde, dann müsste man mit so fundamentalen Dingen wie der Aufarbeitung der Auswirkungen der Aufhebung des Glass-Steagal Acts anfangen und auch die eigene Haushaltspolitik auf den Prüfstand stellen.

4 953

08.08.2012, 14:48

Nette Grafiken, aber man müsste natürlich auf reale Werte wechseln, d.h. die Inflation bei den nominalen Größen rausrechnen.
Und es kommen ja auch noch die Sozialabgaben dazu, wobei die in Deutschland ja irgendwann degressiv verlaufen.
Wenn man wirklich die systemimmanenten Fehler, die ursächlich zur Schuldenkrise geführt haben, beheben wollen würde, dann müsste man mit so fundamentalen Dingen wie der Aufarbeitung der Auswirkungen der Aufhebung des Glass-Steagal Acts anfangen und auch die eigene Haushaltspolitik auf den Prüfstand stellen.

Nee, Glass-Steagel, d.h. die Trennung von Kunden- und Investmentbanking, hätte an der aktuellen Krise kaum etwas geändert. Schau dir mal die Banken an, welche in Schwierigkeiten gekommen sind. Es gibt dazu auch Forschungsliteratur, welche genau dies macht.

Ansonsten sollte politisch gewollt werden, was auch sinnvoll ist. Dabei kann man natürlich nicht auf die Politiker zählen, aber auf die Wähler.

€dit:
Das im Artikel beschriebene halte ich auch für eines der großen Probleme.
SPON: Schuldenkrise als Generationenkonflikt - Traue keinem Europäer über 30!

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »AtroX_Worf« (08.08.2012, 15:08)


4 954

08.08.2012, 15:38

:D wie gesagt, ich fände. hab kA wie das in D ist, aber dafür hat man ja das Masters, da lernt man noch was fürs Leben .... thx @ all

dachte immer, man zahlt dann für alle einnahmen diese 14%, nicht erst für den 8005. Euro :O
Zitat von »Lesmue« Wenn ich 2 Abende in der Woche mal Ruhe vor Frau,Freundin,Kindern usw hab will ich einfach ganz entspannt am Rechner was daddeln und mir dabei 3 Weizen in den Kopf jagen, und mit Kumpels dummes Zeug in Skype labern.

4 955

08.08.2012, 16:12

Glass-Steagel ist für mich ein "Meilenstein" in einer Reihe fataler politischer Fehlentscheidungen. Ich kenne mich dafür aber zu wenig aus, um eine sachkundige Aussage über die tatsächlichen Auswirkungen einzelner Maßnahmen zu machen und die letztlichen Ursachen eindeutig identifizieren zu können.
Aber soweit ich die Debatte nachverfolgen konnte, wird gegenwärtig noch heiß darüber diskutiert, ob die Aufhebung die Krise mitverursacht oder gar abgemildert hat.
Als Laie ist zumindest intuitiv nachvollziehbar, dass sobald man die strikte Trennung von Geschäfts- und Investmentbanking aufhebt, also dereguliert, Bankengebilde entstehen, die erstes so groß sind, dass sie "too big to fail" sind und mit öffentlichen Mitteln gerettet werden müssen, zweitens, dass aufgrund der relativ höheren Renditen, auch große, wichtige Geschäftsbanken aus Wettbewerbszwang mit dem Investmentbanking anfangen können und das aufgrund der vorhandenen Sicherheiten in einem Ausmaß, dass die Risiken unüberschaubar werden und das Kerngeschäftsfeld darunter leidet (Kreditklemme).
Das Argument, dass bei einer genaueren Betrachtung die klassischen Geschäftsbanken die massiven Probleme bekommen haben, finde ich schwach, weil zumindest auf dem Papier trivial erklärbar: Wer durchschifft eine Systemkrise wohl besser, wer verzockt sich wohl eher: Eine über Jahrzehnte im Investmentbereich tätige Bank mit erfahrenen Profis oder eine, die aus Renditegier/Wettbewerbszwang/whatever frühestens 1999 damit angefangen hat?

Zum politischen Willen ist wenig hinzuzufügen. Normativ sollte der sich mit dem Sinnvollen Decken. Das dies selten genug der Fall ist, kann man bei jeder politischen Farbe sehen, ob nun Reichensteuer, Betreuungsgeld, Mehrwertsteuersenkungen für Hoteliers, Subventionen im Bergbau oder in der Photovoltaik etc.
Auf die Wählerschaft zähle ich nicht einfach aus Prinzip. Dazu ist mir auch das Niveau an politischer Bildung viel zu gering.

4 956

08.08.2012, 16:12

Zitat

Aber Gerechtigkeit wird doch wohl am Endergebnis festgemacht,
Das Endergebnis ist, das sowohl die Vermögesverteilung als auch die Einkommensverteilung im mittleren Bereich schrumpft und es nur Steigerungen beim obersten Zehntel gibt. Keine Klassenkampfparole sondern leider Fakt.

Zitat

Wir haben aber in Deutschland kein Einnahmenproblem, (...) Wir haben ein Ausgabenproblem...
Leider wahr, aber irgendwie sind "wir" selber Schuld. Die Gesellschaft in Deutschland ist so unpolitisch geworden. Etwas mehr Empörung, öffentlicher Aufschrei und "Druck" vom Volk bei Steuergeldverschwendung bzw. deren falscher Einsatz wäre echt wünschenswert.

Zitat

Uns sind international im Wettbewerb eben Grenzen gesetzt
Dieses Argument liebe ich, wird gerne auch bei der Mindestlohndebatte verwendet. In den Exportbereichen wird ausreichend verdient und verteilt (Standort Deutschland und internationaler Wettbewerb). Warum existiert aber Lohndumping in Bereichen, wie z.B. Frisör, Postbote, Krankenpfleger etc.? Dort steht man nun nicht in Konkurrenz mit China oder Thailand. Irgendwie eine gesellschaftlich akzeptierte "Ausbeutung".

1. Eine Steuerdiskussion "nur" um den Stattssäckel zu füllen lehne ich ab.

2. Jeder sollte sich fragen in was für einer Gesellschaft es leben will. Stichworte persönliche Freiheit, soziale Gerechtigkeit.
Da kann jeder gerne seine eigene Gewichtung haben, aber man sollte auch zur Kenntnis nehmen, das es eine klare Verteilung NUR NACH OBEN gibt. Kann jeder für toll finden, nur mag ich es nicht wenn offen oder unterschwellig so getan wird als ob dem nicht so ist.

4 957

08.08.2012, 16:59

Zitat

Aber Gerechtigkeit wird doch wohl am Endergebnis festgemacht,
Das Endergebnis ist, das sowohl die Vermögesverteilung als auch die Einkommensverteilung im mittleren Bereich schrumpft und es nur Steigerungen beim obersten Zehntel gibt. Keine Klassenkampfparole sondern leider Fakt.

Die Vermögensverteilung ist ja auch nur eine Quote. Wenn die oberen mehr als die unteren wachsen, dann schrumpft natürlich der relative Vermögensanteil der unteren. Aber absolut kann er trotzdem gewachsen sein (ist er auch, bzw. gleich geblieben - je nachdem, was man sich anschaut).

Zitat

Wir haben aber in Deutschland kein Einnahmenproblem, (...) Wir haben ein Ausgabenproblem...
Leider wahr, aber irgendwie sind "wir" selber Schuld. Die Gesellschaft in Deutschland ist so unpolitisch geworden. Etwas mehr Empörung, öffentlicher Aufschrei und "Druck" vom Volk bei Steuergeldverschwendung bzw. deren falscher Einsatz wäre echt wünschenswert.

Ja, aber selbst das Betreuungsgeld wird wohl durchkommen, weil zu wenig "Empörung" herrscht. Den meisten ist das Thema nicht wirklich wichtig, ein paar wenige wollen es. Und das dagegen auch oft aus einer feministischen Richtung argumentiert wird, hilft sicher auch nicht sonderlich beim Rest der bevölkerung.

Zitat

Uns sind international im Wettbewerb eben Grenzen gesetzt
Dieses Argument liebe ich, wird gerne auch bei der Mindestlohndebatte verwendet. In den Exportbereichen wird ausreichend verdient und verteilt (Standort Deutschland und internationaler Wettbewerb). Warum existiert aber Lohndumping in Bereichen, wie z.B. Frisör, Postbote, Krankenpfleger etc.? Dort steht man nun nicht in Konkurrenz mit China oder Thailand. Irgendwie eine gesellschaftlich akzeptierte "Ausbeutung".

Dort existiert Lohndumping, weil entweder die Nachfrage elastisch ist (Friseur, geh ich bei einer Preiserhöhung eben alle 5 oder 6 anstatt alle 4 Wochen), oder es gibt genügend Konkurrenz auf dem heimischen Arbeitsmarkt. Ich denke bei den Pflegeberufen (auch bei Bildung) ist die staatliche Preissetzung schuld, welche keine ausreichende Nachfrage induzieren kann, damit die Preise in diesen Segmenten wirklich steigen. Wenn es für Pflege keine festen Sätze gibt, sondern bezahlt werden müsste, welche Preise sich am Markt einstellen, dann sehe die Situation sicher etwas anders aus. Aber dann explodieren die Gesundheits-/Pflegekosten und Menschen müssten selbst mehr dafür bezahlen bzw. ansparen (auch schon aus Anreizgründen), was auch nicht populär ist.

Aber die hochqualifizierten Arbeitsplätze ziehen ja normalerweise eine Vielzahl von niedrigqualifizierten nach sich und nicht umgedreht.
1. Eine Steuerdiskussion "nur" um den Stattssäckel zu füllen lehne ich ab.

2. Jeder sollte sich fragen in was für einer Gesellschaft es leben will. Stichworte persönliche Freiheit, soziale Gerechtigkeit.
Da kann jeder gerne seine eigene Gewichtung haben, aber man sollte auch zur Kenntnis nehmen, das es eine klare Verteilung NUR NACH OBEN gibt. Kann jeder für toll finden, nur mag ich es nicht wenn offen oder unterschwellig so getan wird als ob dem nicht so ist.

Naja, es ist ja keine Verteilung nach oben, sondern der Staat verteilt nicht soviel nach dem Marktgeschehen um, dass die oberen (produktiveren) weniger Zuwächse haben als die unteren. Das wäre aber auch wirklich leistungsfeindlich. Wenn man absolut bei mehr Leistung und Einnahmen mehr behalten soll als mit weniger, dann verschärft sich die Vermögenskonzentration so sehr, wie hohe Einnahmen mit schon vorhandenem hohen Kapitalstock (Vermögen) korreliert.

Mal ein konkreter Vorschlag: Kein stärkerer Kündigungsschutz für ältere Arbeitnehmer und die gesellschaftliche Bereitschaft für Arbeitnehmer im Alter über ihrer maximalen Leistungsfähigkeit (in den Berufen, wo das eben so ist) wieder weniger zu verdienen würden der Vermögenskonzentration etwas entgegenwirken, weil Vermögen auch stark mit Alter korreliert. Aber damit trifft man natürlich eher die unteren Klassen, ein Anwalt kann auch mit 65 noch gut sein, er profitiert vielleicht eher von seiner Erfahrung.

Vermögen besteuern führt aber insgesamt wieder zu Problemen, siehe Unternehmenssteuern. Außerdem verlieren Unternehmen ohne Gewinn so an Substanz, was ökonomisch vielleicht auch nicht gewollt ist. Aber es wird schwierig Unternehmen nur bei Gewinnen zu belasten, weil man dann ja einfach Unternehmenshüllen ohne große Gewinnerzielungsabsicht aufstellen könnte, um einer Vermögenssteuer zu entgehen. Dann braucht man wieder Detailvorschriften an diese Unternehmen und einen Kontrollapparat und es wird kompliziert und ineffizient.

Überhaupt, wenn der Gesetzgeber durch größere Detailfülle in den Gesetzen mehr Gerechtigkeit herstellen will erreicht er zumeist das Gegenteil. Er hat immer die intelligentesten der Bevölkerung mit juristischen/wirtschaftswissenschaftlichen/steuerrechtlichen Fähigkeiten gegen sich, welche diese Details gerade ausnutzen können. Und je mehr Einzelregelungen und Details es gibt, umso unüberschaubarer wird die (schneller als) exponentiell steigende Anzahl an Kombinationsmöglichkeit, was wieder denen nützt, welche sich spezifische Beratung leisten können.

4 958

08.08.2012, 17:11

Mir geht es hier nicht darum, was gerecht ist und was nicht, gerade weil das keine objektive Größe ist. Die Frage ist, was dazu führt, dass die empfundene Gerechtigkeit wieder steigt. Da ist eine "Reichensteuer", egal wie sinnvoll und ob nur rein symbolisch, ein probates Mittel.


Eine Anhebung des Spitzensteuersatzes ab 100k verdient für mich aber nicht den namen Reichensteuer. Zumindest ist meine Vorstellung von Reich eine andere. Mit einer Vermögensteuer kann ich leben, denn Vermögen habe ich keines (wenn man die laufende Immobilienfinanzierung davon abzieht). Ich gebe das Geld nämlich aus, denn Gegensatz zu Superreichen habe ich gar keine Probleme damit, die Kohle weitestgehend auf den Kopf zu hauen, was ja auch wieder die Wirtschaft ankurbelt.

Oben meinte einer, ich könne ja am Auto sparen. Klar, geht alles. Führt aber dazu, dass eben weniger Geld in die Wirtschaft fliesst, wenn alle am Auto sparen ... und an den Möbeln, Klamotten, Essen, Dienstleistungen...

Wie Worf schon sagte, wir haben kein Einnahmen, sondern ein Ausgabenproblem. Höhere Besteuerung hat im Zweifel nur negative Effekte. Dass es im Sinne der Gerechtigkeit irgendeinem, der weniger verdient, dann besser geht, wage ich doch sehr zu bezweifeln.

4 959

08.08.2012, 17:34

Ich sage ja auch nicht, dass die "Reichensteuer" in irgendeiner Art und Weise sinnvoll oder gut sei. Lediglich wollte ich skizzieren, wieso sie als Wahlkampfthema genutzt wird. Im Grunde greife ich da auch nur eine Argumentation von dir auf, hattest du nicht öfter gesagt, dass du keine Verhältnisse wie in Paris haben willst? Sowas passiert, wenn die gefühlte Ungerechtigkeit ein kritisches Maß überschreitet. Das die Maßnahme an sich nichts bringen oder die falschen Adressaten haben, ist erst einmal egal.

Inhaltlich bin ich ja ganz bei dir. Ich finde eine Gleichbesteuerung von relativ hohen (50-300k) und extrem hohen (300k+++) Einkommen auch bekloppt, ungerecht, unsolidarisch. Immerhin, die Vermögenssteuer soll ja wieder kommen, alles ab 2 Mio. mit 1% besteuern, was ich akzeptabel finde.

4 960

08.08.2012, 18:03

Die gefühlte Ungerechtigkeit lässt sich imo nur sehr bedingt über Steuern regeln und darum geht es den Parteien auch gar nicht.

Btw. muss mein Arbeitgeber, wenn er mir 100 Euro Brutto Gehaltserhöhung zahlt, dafür inklusive Lohnnebenkosten rund 123,-- Euro ausgeben. Davon kommen auf Basis heutiger Steuersätze gerade mal 56,-- Euro bei netto mir an. 123,-- Euro Kosten für den Arbeitgeber stehen also gerade mal 56,-- Euro (45,5%) Einkommenserhöhung des Arbeitnehmers gegenüber. Der Staat kassiert 67 Euro (= 54,5%, bekommt also mehr Erhöhung als ich). Wie weit soll das noch getrieben werden?

4 961

08.08.2012, 18:08

bis es sich nicht mehr lohnt noch mehr zu verdienen ;)

4 962

09.08.2012, 00:40

Warum wird hier eigentlich die ganze Zeit über gefühlte Ungerechtigkeit geredet?

Die Einkommensunterschiede werden jetzt schon seit einiger Zeit ständig größer. So konnten in den letzten zehn Jahren nur die oberen 10%-20% reale Lohnerhöhungen bekommen, während in den unteren Bereichen zum Teil deutliche reale Lohnrückgänge zu verzeichnen sind. Und das ganze bei einem klaren realen Wachstum des nationalen Pro Kopf Einkommens.

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4 963

09.08.2012, 02:18

@Yellow-Crush: Na so ähnlich wird das doch gemacht. Nur dass die Stufen viel feiner sind:

Hier wären wohl inflationsbereinigte Grafiken aussagekräftiger.

edit: Hat Worf schon entdeckt. ;)
live is live, nana nanana :D

Zitat

Original von -=)GWC(RaMsEs
von 50k könnte ich in münchen nicht mehr leben.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »_Icedragon_« (09.08.2012, 02:26)


4 964

16.08.2012, 10:17

Ich finde die Diskussion über den politischen Geschäftsführer der Piraten & ALG II ja immer noch interessant.

Zitat

Welt: Piraten sammeln Spenden für Geschäftsführer
Der Pirat erklärte Anfang Juli, er wolle auf die Bezüge verzichten. "Wie es aussieht, werde ich in Kürze genug Einkommen haben, um vom Jobcenter unabhängig zu sein", erklärte Ponader. Bis dahin würden ihn Freunde unterstützen.
Auf einer Seite der Piratenpartei findet sich nun ein Spendenaufruf. Mitglieder versuchen, Geld für Ponader zusammenzubekommen.

Immerhin lässt sich Herr Ponader seine ehrenamtliche politische Tätigkeit jetzt nicht mehr von der Gesellschaft bezahlen. Aber nun sollen ihn seine Parteimitglieder, über den Umweg Spenden, den Lebensunterhalt finanzieren. Ein sehr nachhaltiges Modell, welches als Blaupause für unser Sozialsystem dienen könnte... ;)
Aber im ernst, dann sollen sie halt die Mitgliedsbeiträge erhöhen oder das Geld ordentlich eintreiben, damit sie ihrem Spitzenpersonal auch Löhne zahlen können. Oder konsequent ehrenamtlich arbeiten, was sowieso den Großteil jeder Arbeit in jeder Partei ausmacht.

4 965

16.08.2012, 15:50

Als FDPler wäre ich mal ganz ruhig. Euer Boss mit seiner Promotion über "Parteienfinanzierung" macht das Gleiche nur auf einem anderen Level.

4 966

16.08.2012, 16:34

Was meinst du? Das die parteinahen Stiftungen alle, neben den "normalen" Stipendien für Studenten auch Promotionsstipendien vergeben? Herr Rössler ist Mediziner, da macht eh kaum jemand einen "richtigen" Doktor, die bekommen den doch alle quasi hinterher geschmissen. Dafür kann er ja aber nichts.

Oder findest du politische Stipendien allgemein nicht gut? Ich sehe Gefahren, wenn die politischen Organisationen zu stark ideologisch in eine Richtung gehen. Arbeiten von Stipendiaten der Heinrich-Böll oder der Rosa-Luxenburg-Stiftung haben schon einen gewissen Duktus und eine inhaltliche Prägung. Ich würde so etwas als Wissenschaftler nicht wollen, aber muss jeder für sich selbst entscheiden.

4 967

16.08.2012, 19:02

Oder findest du politische Stipendien allgemein nicht gut? Ich sehe Gefahren, wenn die politischen Organisationen zu stark ideologisch in eine Richtung gehen. Arbeiten von Stipendiaten der Heinrich-Böll oder der Rosa-Luxenburg-Stiftung haben schon einen gewissen Duktus und eine inhaltliche Prägung.
Du möchtest doch hoffentlich nicht andeuten, dass das bei der Friedrich-Naumann-Stiftung anders ist...

4 968

16.08.2012, 20:14

Ich glaube es gibt da auch eine vorherrschende Richtung, insgesamt sehe ich da aber keine so direkte Verbindung von Forschung zu Stiftung.
Gerade die Friechrich-Ebert-Stiftung und, mit Abstrichen, die Heinrich-Böll-Stiftung fallen mir da auf. Von Friedrich-Naumann-Stipendiaten habe ich noch nie wirklich richtig wissenschaftliche Arbeiten gelesen, nur mal ideologische Artikel. Aber das wird wohl auch bei allen so sein.

Die Friedrich-Ebert-Stiftung geht ja am offensivsten mit eigenen Studien auch in die öffentliche Debatte.

Vielleicht ist das ja bei Arbeiten in den Rechtswissenschaften etc. anders, ich kann es nur für die Wirtschaftswissenschaften beurteilen. Und für Mathematik, da gibt es aber keine Gefahren ideologischer Prägung - ob man da Auswahlaxiom verwenden soll oder nicht ist wohl unabhängig von politischer Präferenz.

4 969

17.08.2012, 10:15

Ich wollte damit andeuten, dass der Westerwelle sein ganzes Leben damit verbracht hat, Gelder einzusammeln für seine Partei, für sich und als er nicht Politiker war, hat er für seinen Pappi gearbeitet. Selbst ds Thema seiner Promotion kreist ja nur um ihn und seine Partei. Oder dass er Aussenminister wurde, obwohl er von Aussenpolitik an sich keine Ahnung hatte. Der Mann hat viel Ahnung von Politik, aber er muss ja ständig Entscheidungen treffen, wo er von der Materie keine Ahnung hat. Seine Glaubwürdigkeit hat er schon seit vielen Jahren verspielt. Es ist kein Zufall, dass er der unbeliebteste Aussenminister seit Urzeiten wurde. Hinzu kommt die FDP lebt ja generell als Juniorpartei nur davon, dass sie ständig umfällt, wenn die Grossen etwas unbedingt wollen. So kann man KEINE sachliche Politik machen, sondern verkommt zum Opportunistenclub. Damit sind diese Politiker eben wie Hartz IVer abhängig von ihrem Politiker-Salär und Populismus, eben nur auf höherem Niveau.

4 970

17.08.2012, 15:49

Dass mir diese unverkennbaren Parallelen noch nicht aufgefallen sind... o_O
Artificial intelligence is no match for natural stupidity.

4 971

23.08.2012, 10:30

Weil wir hier ja öfters die Diskussion hatten, wie man die Staatsverschuldung zurückführen kann...

Zitat

SPON: Staatshaushalt - Deutschland erzielt Milliardenüberschuss
Die hohen Überschüsse in den Sozialversicherungen sorgen dafür, dass Deutschland [im ersten Halbjahr] ausnahmsweise kein Defizit vermelden muss. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres nahm der Staat insgesamt 8,3 Milliarden Euro mehr ein, als er ausgab. Das entspricht 0,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).
...
Vor allem die gute Situation auf dem Arbeitsmarkt brachte dem Staat zusätzliches Geld. So stiegen die Einnahmen aus der Lohn- und Einkommensteuer im ersten Halbjahr um 6,3 Prozent auf 109,1 Milliarden Euro, die aus Sozialbeiträgen um 2,8 Prozent auf 217,9 Milliarden Euro. Die Staatsausgaben seien im selben Zeitraum mit einem Plus von 0,8 Prozent dagegen nur moderat gestiegen.

Ok, ein Plus in den Sozialversicherungen bedeutet nur Rücklagen für diese und eventuell geringere Steuerzuschüsse, vielleicht auch sinkende Sätze oder endlich mal Aufhebung der Praxis-Gebühr. Aber in Kombination mit der hohen Beschäftigung und einigermaßen Ausgabenzurückhaltung kann man so aus den Schulden rauswachsen. Natürlich hilft auch etwas, dass Deutschland aktuell so niedrige Zinsen zahlen muss, allerdings macht das vielleicht bis jetzt eine knappe Milliarde aus, nicht viel mehr.

Teil der Wahrheit ist natürlich auch die kalte Progression, weil die Steuersätze schon seit Jahren nicht mehr um die Inflation korrigiert worden sind, d.h. reale Steuererhöhungen.

Bis jetzt tauchen die Krisenkosten auch noch nicht direkt im Bundeshaushalt auf. Mal schauen, wie lange dies noch so sein wird. Aber beachtenswert finde ich es schon, die schwarz-gelbe Koalition ist wohl doch besser als ihr Ruf.

4 972

23.08.2012, 10:32

Als wäre das das Ergebnis schwarz-gelber Politik. Große Koalition lässt grüßen.

4 973

23.08.2012, 10:34

Als wäre das das Ergebnis schwarz-gelber Politik. Große Koalition lässt grüßen.


Die schwarz-gelbe Koalition wird nach 3 Jahren schon die Ausgabenseite steuern und das Ergebnis dadurch auch deutlicher beeinflussen.

Was ich jetzt noch nicht verstehe? Dieser Ueberschuss kann nicht dazu verwendet werden den Schuldenberg abzubauen, oder? Wenn ich das jetzt richtig lese, dann hat Deutschland einen "Accounting-Ueberschuss", wuerde aber eher einen positiven Cashflow benoetigen?

4 974

23.08.2012, 10:43

Es ist das Ergebnis schwarz-gelber Politik nicht all zu viel neue Projekte auf den Weg gebracht zu haben, die viel kosten. Nur 0,8% Ausgabensteigerung finde ich ziemlich gut.
Außerdem habe ich nicht gesagt, dass es (alleine) das Ergebnis schwarz-gelber Politik wäre, aber jede Koalition verantwortet den aktuellen Haushalt und profitiert dabei von ihren Vorgängern. Aber ich würde es sogar eher rot-grün und vor allem der Hartz4-Gesetzgebung zuschreiben als der großen Koalition davor. Allerdings haben wir die Rechnung von rot-grün bzgl. Aufweichung der Maastricht-Kriterien noch nicht komplett gesehen. Deutsche Politik ist ja derzeit, dass man zu einem ähnlichen Zustand will, nur diesmal mit echter Kompetenzabgabe.

Wie soll das eigentlich funktionieren, wenn eine Kommission feststellt Deutschland hat ein zu hohen Leistungsbilanzüberschuss? Dann müsste Deutschland die Binnennachfrage stärken, teurer werden und so an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Nur wie soll man das erreichen, die Lohnfindung ist in Deutschland viel unabhängiger vom Staat als in den meisten anderen europäischen Ländern und traditionell Sache der autonomen Tarifparteien. Und die Löhne im öffentlichen Dienst anzuheben kann es ja wohl auch nicht sein. Höhere Transferzahlungen an alle, dafür müssten wir uns wieder weit höher verschulden.

Wenn wir in keine vorplanwirtschaftliche Wirtschaftssteuerung reinlaufen wollen, dann sehe ich nicht, wie Volkswirtschaften reguliert werden sollen. Es gibt jetzt diese Eingriffsmöglichkeiten nicht auf nationaler Ebene, die wird es erst recht nicht auf EU-Ebene geben - ganz davon abgesehen, ob die Deutschen einer Verlagerung zustimmen würden.

@Gottesschaf: Es ist ein rechnerischer Überschuss, der die Sozialversicherungen mit einbezieht. Dies sind öffentliche-rechtliche Körperschaften, welche sich selbst verwalten. Für den Staatshaushalt kann man die Überschüsse daher nur indirekt verwenden, wie von mir skizziert. Ist ja auch nicht verwunderlich, der Haushaltsplan wird ja nicht um sooo viel übertroffen. Wäre natürlich im Wahlkampf schön, würde man für 2012 nen ausgeglichenen Haushalt hinbekommen, und nicht erst rechnerisch in Prognose für 2013 (wenn die Konjunktur dann noch gut ist. Im September könnte man bei dann schlechterer Konjunktur mit der Forderung nach neuen/höheren Transfers wohl auch gut Wahlkampf machen, d.h. noch mehr von Hartz4-Regelungen zurückdrehen, vor allem für ältere Wähler). Aber dazu kommt es wohl nicht, dann müsste die Wirtschaft jetzt nochmal richtig anziehen - danach sieht es aktuell nicht aus.

4 975

31.08.2012, 11:51

Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich mal einen Artikel eines Wirtschaftsethikers verlinken würde, aber diesen hier über Rohstoffspekulation finde ich ganz gut:
FAZ: Lebensmittelpreise - Die Moral der Agrar-Spekulation
Manchmal hätte er zwar etwas klarer und so für den Otto-Normalleser verständlicher darlegen können, wieso manche Dinge sinnvoll sind - aber alles in allem eine imho gelungene Betrachtung, welche das Thema nicht unterkomplex (eigentlich nen cooles Wort) behandelt.

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4 976

04.09.2012, 16:34

Zitat

Zur Bildung einer Blase kann es dann kommen, wenn schlecht informierte Marktteilnehmer Signale aussenden, die andere Marktteilnehmer in die Irre führen und dann ein Herdenverhalten auslösen, durch das sich die Preisbildung von den Fundamentaldaten weit entfernt. Aber erstens deutet nichts darauf hin, dass die mit großen Geldeinsätzen arbeitenden Indexspekulanten systematisch schlecht informiert sind. Zweitens arbeiten die Indexspekulanten mit einem nachvollziehbaren und leicht beobachtbaren Geschäftsmodell, das auf transparente Investitionsstrategien setzt und insofern die gut informierten Marktteilnehmer einlädt, unverzüglich gegenzusteuern (und mit diesem Gegensteuern Geld zu verdienen), sobald man sich von den Fundamentaldaten entfernt. Drittens ist ein solches Gegensteuern auf Märkten für homogene und leicht handelbare Güter vergleichsweise sehr viel schneller und leichter möglich. Deshalb ist zum Beispiel der Immobilienmarkt für Blasenbildungen weitaus anfälliger als der Markt für Agrarrohstoffe.

Also seine theoretische Begründung für die ausufernden Preise, dass die Indexspekulanten gut informiert sind und keine Fehler machen ist auf jeden Fall anzuzweifeln. Er redet dort auch von "gut informierten" Marktteilnehmern, dies ist aber ein Idealbild. Andere Stimmen behaupten, dass die Anleger nach dem Crash der Immobilienblase sich andere sicherere Orte zum investieren ausgesucht haben und Nahrungsmittel sind neben Gold eben eines davon.
Was ist denn "ein nachvollziehbares und leicht beobachtbares Geschäftsmodell, das auf transparente Investitionsstrategien setzt"?
Wo ist da der Unterschied beispielsweise zum Goldmarkt?
Er sollte also hier nicht mit dieser absoluten Sicherheit reden, dass der Nahrungsmittelmarkt perfekt funktioniert (aus theoretischer Sichtweise).

Es gibt aber eben auch einige Stimmen aus Bankerkreisen/Wirtschaftsforscher, die eben dies als Spekulation gekennzeichnet haben und eben nicht nur "uninformierte" Leute aus der Zivilgesellschaft.
Hier ein Film mit einer Stimme eines DIW-Mitarbeiters:
http://www.youtube.com/watch?v=9RwXRhVWNiI
Die Studien sind vielleicht erst vor kurzem rausgekommen, jedenfalls haben diese Leute auch zur Panikmache beigetragen.

Dass die Vorräte sich nicht erhöht haben, ist ein gutes Argument, dass im Film falsch verwendet wird.

Seine vorgeschlagenen Maßnahmen die Produktion hierzulande wieder künstlich auszuweiten halte ich für falsch. Die Agrarsubventionen hatten nämlich in der Vergangenheit auch dafür gesorgt, dass Bauern nicht von ihrer Produktion leben konnten in ärmeren Ländern. Man sollte eher bei so Sachen wie Biosprit aufpassen. Irgendwann können sich Leute keine Nahrungsmittel mehr leisten, weil andere Leute dicke Autos fahren wollen und es kein Öl mehr gibt.
http://www.fao.org/fileadmin/templates/w…ome_graph_3.jpg
live is live, nana nanana :D

Zitat

Original von -=)GWC(RaMsEs
von 50k könnte ich in münchen nicht mehr leben.

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04.09.2012, 18:02

http://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2012/0830/hunger.php5

Monitorbeitrag dazu.

Letztes gefundenes Paper (ich hör jetzt auf zu posten^^):
http://necsi.edu/research/social/foodprices.html
live is live, nana nanana :D

Zitat

Original von -=)GWC(RaMsEs
von 50k könnte ich in münchen nicht mehr leben.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »_Icedragon_« (04.09.2012, 18:13)


Juzam

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4 978

06.09.2012, 20:19

Falls es wer noch nicht gesehen/gehört hat: Bill Clintons Rede zur Nominierung von Obama
http://www.youtube.com/watch?v=uzDhk3BHi6Q
Ziemlich gut >_>
Lernen wir besser uns freuen,
so verlernen wir am besten,
anderen weh zu tun.
(Nietzsche)

4 979

06.09.2012, 20:32

das sind doch alles linke rattenfänger, die die leistungselite der amerikanischen gesellschaft an ihrer entfaltung hindern wollen...

hier zum geburtstag mal wieder was vom größten rhetorischen ungeheuer der konservativen parteien deutschlands seit... bismarck?
however, viel spaß mit fjs^^

http://www.youtube.com/watch?v=FhjnCPYdkk0
http://www.youtube.com/watch?v=5NaP6j2zlUs&feature=relmfu

4 980

07.09.2012, 08:33

Einfach nur beunruhigend, dass die EZB erklärt hat, unbegrenzt Staatsanleihen kaufen zu wollen. Das nimmt jeden Druck von Defizit-Ländern zu sparen. Die Diskussionen um Eurobonds etc. kann man sich sparen, denn wenn die EZB die toxischen Papiere erstmal hat, ist sie der Politik ausgeliefert und D hängt voll mit drin. Ob es hingegen die Märkte beruhigt, darf bezweifelt werden, da es keine Lösung ist. Die Schulden sind nicht weg, nur verlagert und irgendwann wird so viel Geld gedruckt werden müssen, dass eine starke Inflation zumindest wahrscheinlich ist.