Die Anzahl der Arbeitslosen, die sich in der sozialen Hängematte ausruhen und nichts tun, ist sehr gering. Dazu gibt es ausreichend Studien und Statistiken. Ausserdem haben sich die Langzeitarbeitslosen in der Regel so gut in das System eingenistet, dass sie in einer Tour Atteste von Ärzten vorlegen können, weshalb sie nicht an diesen und jenen Terminen teilnehmen konnten, wissen genau wie sie Bewerbungen schreiben und an wen, um möglichst keinen Job zu bekommen und haben dementsprechend keine Konsequenzen zu fürchten. Weiter leben diese Menschen ohnehin auf so einem niedrigen Standard, dass es ihnen höchstwahrscheinlich egal ist.
Das große Problem an dieser Gesetzgebung ist die Tatsache, dass oft die die Leittragenden sind, die sich wirklich bemühen. Der Großteil der Hartz4-Empfänger ist sehr motiviert einen Job zu bekommen. Vermutlich motivierter als die Leute, die jeden Tag zu Niedriglöhnen arbeiten gehen. Und obwohl sie motiviert sind, eine Bewerbung nach der anderen schreiben, alle Termine wahrnehmen, so kann immer mal etwas passieren. Wenn die Post beispielsweise ein Schreiben nicht fristgerecht zustellt, dann werden die Bezüge gekürzt. Klar, man kann hinterher dagegen Einspruch erheben und wird auch Recht bekommen, allerdings muss man dann eben für eine bestimmte Zeit (und die Mühlen der Justiz mahlen bekanntlich langsam) ohne das (möglicherweise) dringend benötigte Geld auskommen. Zusätzlich ist man der Willkür der Arbeitsvermittler ausgeliefert. Man wird von einem bescheuerten Fortbildungskurs in den nächsten geschickt, man muss Jobs annehmen, die absolut nicht dem Ausbildungsfeld entsprechen und kann sich dagegen nicht zur Wehr setzen. Das ist nicht nur menschen verachtend, sondern auch volkswirtschaftlich höchst fragwürdig. Natürlich klingt es auf den ersten Blick vernünftig, wenn man den Leuten, die Geld vom Staat bekommen, etwas abverlangt. Viele fordern ja dass Hartz4-Empfänger die öffentlichen Straßen rein halten sollen, Büsche schneiden sollen, leichte handwerkliche Arbeiten übernehmen sollten. Das Problem daran: Wenn jetzt irgendein imaginärer Kindergarten ein paar Hartz4-Empfänger anfordert, statt den Handwerksmeister samt Kleinbetrieb, dann kann dieser Leute entlassen. Wenn Hartz4-Empfänger die Straßen sauber halten und die Büsche schneiden, dann freuen sich die Landschaftsgärtner aber riesig. Solche Maßnahmen führen nur zu weiterer Arbeitslosigkeit. Sie stellen Lohndumping par excellance dar. Statt jmd. Neues einzustellen und ihn anständig zu bezahlen, nimmt man Hartz4-Empfänger her, lässt sie zu Hungerlöhnen die gleiche Arbeit erledigen und wer sich weigert, dem wird das Geld gestrichen.
"Existenzminimum" ist nicht nur so ein Wort. Es wird jedem Menschen vom Grundgesetz her zugestanden. Das Existenzminimum als Druck zu verwenden, um den Arbeitslosen auszubeuten und damit Outsourcing zu schaffen, ist widerlich und gehört verboten.
Weitere Leidtragende dieser Gesetzgebung sind übrigens die Aufstocker: Jene, die arbeiten, aber so wenig verdienen, dass sie trotzdem auf Geld vom Staat angewiesen sind. Diese Leute können auch unter den Sanktionen leiden, oftmals vollkommen unverschuldet. Es gibt ja weitaus mehr Gründe, weshalb man das Geld gestrichen / reduziert bekommen kann, als ein in der Post verschollener Brief.
Viel sinnvoller wäre doch eine Art Bonisystem. Besonders engagierte Arbeitslose erhalten zusätzliche finanzielle Anreize. Das Existenzminimum wird aber auf jeden Fall gezahlt. Das steckt bereits im Wort Existenzminimum drin. Das Minimale, das man für eine menschenwürdige Existenz benötigt, darf nicht gestrichen werden.
Hier hast Du mal einige Argumente für die Petition und gegen Deine Stammtischparolen.