Original von SC_Yamashiro
Original von seth
Im übrigen könnte Worf sicher allen mal genau erklären waurm nicht Lohnerhöhungen die Realkaufkraft stärken sondern unbezahlte Arbeitszeitverlängerungen.
Auf die Erklärung bin ich ja mal gespannt! Das behaupten ja nicht mal die Neoliberalen...
Man ist sich darüber keinesfalls einig, aber ich kann die beiden Denkweisen vorstellen. Welcher man zustimmt ist zum Teil geschmackssache. Es überlagern sich mehrere Auswirkungen, so daß eine eindeutige Empfehlung ohne zusätzliche Annahme nicht existiert.
Entscheident für den Unternehmer sind die Lohnstückkosten oder Kosten pro Stunde, wenn gleichmäßig produziert wird (z.B. Annahmegemäß bei Dienstleistungen). Ich spreche nachfolgend o.B.d.A. nur von Stückkosten.
Fall Lohnerhöhung: Ersichtlich werden die Stückkosten teurer, wonach (nach dem Gewinnmaximierungskalkül der Unternehmung, welches wohl zumindest qualitativ zutreffend ist) der Unternehmer Arbeitsplätze abbaut.
Es wird von den Gewerkschaften auf einen positiven indirekten Effekt gehofft, der diesen negativen überkompensiert: Mit Erhöhung der Löhne hat "der einfache Mann mehr Geld in der Tasche", welches er auch ausgibt, sprich der Konsum steigt. Durch die höhere Inlandsnachfrage können die Unternehmen mehr Produkte verkaufen, so daß sie mehr produzieren können und demnach wieder Leute einstellen (oder gar nicht erst entlassen).
Fall unbezahlte Arbeitszeitverlängerung: Durch längere Arbeit bei gleichem Lohn sinkt ersichtlich der Durchschnittslohn und somit auch die Lohnkosten pro Stück. Nach dem Gewinnmaximierungskalkül stellen Arbeitgeber mehr Arbeiter ein. Dadurch sinken die Arbeitslosenquote sowie die für die soziale Absicherung benötigten Kosten, es können Sterun gesenkt werden etc. Man kann sich aber auch vereinfacht vorstellen, daß bei keiner Arbeitslosigkeit die Nachfrage nach Arbeitern steigt, was einen höheren Arbeitslohn zur Folge hat. Hier hätten wir das selbe Resultat, wie beim Falle der Lohnerhöhung.
Des ganze Problem dabei ist, in wieweit Unternehmen mehr Arbeit nachfragen oder in wieweit höhere Löhne die Inlandsnachfrage erhöhen. Man muss hierbei bedenken, daß nur einige Unternehmen höhere Löhne zahlen und folglich auch nur ein Teil der Bevölkerung davon profitiert. Dieser Teil steigert seinen Konsum, allerdings (annähernd gleichmäßig) nach allen Produkten. Einzelen Branchen haben somit ein Problem die Löhne zu erhöhen, weil sie viel zu klein sind, um wirklich merklich die Kaufkraft einer Volkswirtschaft zu beeinflussen. Fraglich ist also, ob sie die Nachfrage noch Produkten von den Unternehmen, welche die Löhne erhöht haben, so weit steigt, daß die negativen Effekte der Lohnerhöhung (sprich Verringerung der Arbeiter) überkompensiert werden.
Der zweite Punkt ist, daß wir keine geschlossenen Volkswirtschaften mehr haben. Konsum geht auch in ausländische Produkte, daß zudem deutsche Firmen nur zum Teil vom erhöhten Konsum profitieren.
Drittens stehen die meisten Unternehmen in einem internationalen Wettbewerb. Unsere Löhne sind daher am internationalen Vergleich auszurichten. Sinkende Stückkosten erhöhen die Leistungsfähigkeit unserer Unternehmen im internationalen Wettbewerb. Wenn diese Unternehmen dadurdch Marktanteile gewinnen, so stellen sie, durch die höhere Nachfrage, auch wieder Mitarbeiter ein.
Zusammenfassung:
Im Falle der unbezahlten Arbeitszeitverlängerung, also einer Lohnstückkostenreduzierung verbessert sich die Wettbewerssituation des Unternehmens direkt. Daraus resultierend werden die bestehenden Arbeitsplätze zumindest gehalten, aber mit entsprechender (ausländischer) Nachfrage auch neue geschaffen.
Im Falle der Lohnerhöhung erhöhen sich die Lohnstückkosten. Ein kleiner Bevölkerungsteil hat mehr Geld zum Konsum zur Verfügung, welcher aber auch in ausländische Produkte investiert wird, zudem verlieren die Unternehmen im internationalen Maßstab an Produktivität, also an an Marktanteilen. Es gbit daher einen direkten negativen Effekt durch die gesunkene Auslandsnachfrage.
Vor dem Hintergrund, daß Deutschland Exportweltmeister ist, wiegt eine verminderte Leistungsfähigkeit sehr schwer. zudem wirken die positiven Effekte durch Lohnerhöhungen nur teilweise auf deutsche Unternehmen, wodurch der Hauptteil der Wirtschaftswissenschaftler eine angebotsorientierte Politik bevorzugt - sprich unbezahlte Arbeitszeitverlängerung.
Bofinger ist wohl der bekannteste Vertreter einer nachfrageorientierten Politik - sprich Lohnerhöhungen.
Die Realkaufkratf ist im Prinzip am Ende das, was der Bevölkerung für den Konsum zur Verfügung steht. Ich schließe mich auch eher der Meinung an, daß mittel- bis langfristig angebotsorientierte Wirtschaftspolitik erfolgsversprechender ist, also diese die reale Kaufkraft erhöht.
Man sollte sich allerdings klarmachen, daß diese Effekte nur sehr schwer meßbar sind. Schließlich befinden wir uns in einem sozialen System mit vielfälltigen Wechselwirkungen, wo wir nicht ohne weiteres (wie die Physiker, worum ich sie beneide) isoliert einen Effekt betrachten können.
Da das Ausland auch nicht schläft kann es durchaus ein positiver Effekt sein, wenn nicht mehr Leute entlassen werden - was sie ohne eine bestimmte Maßnahme wären. Absolute Betrachtungen sind deswegen verfehlt, man muss auf die relative Verbesserung bzw. Verschlechterung zu den Konkurrenten abstellen.