Original von Yen Si
Was arbeitest du Sheep?
Falls du arbeitest, was würdest du mit zB einer Lohnerhöhung machen.
Da du ja eine gewisse Grundversorgung schon hast wäre dieses Geld - mal Preiserhöhungen außen vor gelassen - überflüssig.
Würdest du es verwenden, um deine Grundversorgung um ein z.B. Handy oder Auto zu erweitern? Oder es spenden?
Falls du nicht arbeitest.
Wovon lebst du?
Vom Staat?
Falls ja würdest du alles Geld oder "Luxus" ablehnen der zusätzlich dazukommen würde?
Ich bin zur Zeit Student und lebe damit von Vater Staat, meinen Eltern und meinen Zivi-Ersparnissen. Auf das Bafoeg habe ich bis zum fünften Semester verzichtet, zum Teil aus Bequemlichkeit, zum Teil weil ich es einfach nicht brauchte. Nachdem ich drei Monate lang nach dem Zivi Arbeitslosengeld bezogen habe, das lächerlicherweise anderthalb mal so hoch wie der Sold war, ist der Verzicht nur gerechtfertigt, denke ich.
Wenn alles gut geht, kann ich in zwei Jahren mit der Uni fertig sein und arbeiten - was ein Vielfaches an Einnahmen bedeuten würde. Ich könnte meinen Eltern finanziell unter die Arme greifen (nicht zu sehr, damit sie nicht davon abhängig werden), aber dann bliebe immer noch eine Menge übrig, davon würde ich einen Teil als Rücklage behalten (ohne diese wuchern zu lassen) und den Rest spenden.
Ein Auto lege ich mir zu, falls es unbedingt notwendig ist - die meisten Ziele erreicht man auch gut mit Strassenbahn, Bus und Zug, es ist eben nur unbequemer. Man braucht auch nicht zwingend ein Auto zum Einkaufen, den Fussmarsch und das Schleppen kann man gleich als gratis Fitnesstraining verbuchen. Ich bin ein paar mal mit dem Auto zur Dienststellen / Uni gefahren und habe auch damit eingekauft - ich sehe keinen Anreiz mich an die Bequemlichkeit zu gewöhnen.
Gegen Handies habe ich eine generelle Abneigung, das hat neben dem Kostenfaktor auch was mit den sinnlosen Mutti- / Freundin-Anrufen zu tun ("Bist du bald da?"). Sinnloser Stress ohne erkennbaren Nutzen - jedenfalls für mich.
Tja was zählt noch als Luxus - da muss ich erstmal etwas grübeln, aber dann fällt mir jemand aus dem Freundeskreis ein, mit automatischen Lichtschaltern, schalldichten Türen und Fernsehern auf jeder Etage. Das ist alles sehr bequem - man kann nicht mehr aus Vergesslichkeit das Licht brennen lassen, man kann die Anlage ohne Rücksicht auf Verluste aufdrehen und man muss sich nicht um das Fernsehprogramm streiten. Sehr praktisch, nur kann man all diese Probleme auch lösen, indem man an sich arbeitet und mit den anderen vernünftige Kompromisslösungen findet.
Er leidet wegen all diesen Dingen auch reichlich unter Bequemlichkeit, will zur Lösung von Problemen immer etwas kaufen / geschenkt bekommen und richtig diskussionsfähig ist er auch nicht, weil er zu Hause nichts gross diskutieren muss - das widert mich einfach im Innersten an, deswegen kann ich gut und gern auf zusätzlichen Luxus verzichten.
Auch wenn man kein Geld hat hat man täglich Probleme. Wer zu Geld kommt, stellt zwar seine momentanen Probleme ab und es kommen andere hinzu.
Aber das ist nix schlechtes, das ist normal.
Hmm es gibt vielleicht einen optimalen Wohlstand, nicht zu reich und nicht zu arm, der bei jedem anders aussieht. Optimal deswegen, weil man damit relativ viele Bedürfnisse erfüllen kann, aber relativ wenig Stress mit Besitz oder Mangel hat. Mag sein, dass dieser optimale Wohlstand bei manchen irrsinnig hoch sein muss, nur dann haben sie eben das Problem, dass sie ihn wahrscheinlich nie erreichen können.