Thx @ all für die Antworten. Hab jetzt das abgeschickt:
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22.8. Ein Land kann bei gegebener Produktionsmenge seine Leistungsbilanz verbessern, indem es entweder die Investitionen oder den Konsum (der privaten oder öffentlichen Haushalte) reduziert. Nach Beginn der Schuldenkrise der 1980er Jahre verbesserten viele Länder ihre Leistungsbilanz durch Einsparungen bei den Investitionen. Ist diese Strategie sinnvoll?
Um diese Frage beantworten zu können, muss man zuerst eine Verbindung zwischen Leistungsbilanz, Investitionen und Konsum herleiten und erläutern.
Wie wir bereits wissen, ist die Nationaleinkommensidentität für eine offene Volkswirtschaft
Y = C + I + G + NX, oder umgeformt
Y – C – G = I + NX
wobei NX für das Leistungsbilanzsaldo steht: NX = EX – IM.
In einer geschlossenen Volkswirtschaft wird der Begriff des nationalen Sparens als derjenige Anteil an der Produktion Y gesehen, der nicht durch den Konsum der privaten Haushalte (C) oder den Konsum der öffentlichen Haushalte (G) aufgebraucht wird. Somit ist das nationale Sparen stets gleich den Investitionen.
S = Y – C – G
In einer geschlossenen Volkswirtschaft ist Y = C + I + G. Durch die Umformung auf I = Y – C – G folgt, dass I = S ist.
Wie wir oben gesehen haben, ist Y – C – G = I + NX. Nachdem S = Y – C – G entspricht, ergibt sich nun
S = I + NX bzw. NX = S – I
Das bedeutet, dass eine offene Volkswirtschaft entweder durch Aufbau des Kapitalstocks oder durch den Erwerb von Auslandsvermögen sparen kann. Einer geschlossenen Volkswirtschaft (S = I) steht jedoch nur die Möglichkeit des Kapitalstockaufbaus offen.
NX = S – I erklärt daher nun, warum man die Leistungsbilanz nur verbessern kann, wenn man entweder I verringert oder den Konsum an sich reduziert, was zu weniger Importen und daher zu einem höheren Leistungsbilanzsaldo führt.
Fraglich ist nun, ob die Einsparungen durch geringere Investitionen sinnvoll sind. Meiner Meinung nach nicht, da dies zwar kurzfristig die gewünschten Effekte bewirkt, langfristig aber zu einem Rückgang der Produktion an sich führt; Investitionen sind jedoch entscheidend für eine günstige Entwicklung der Wirtschaft.
Warum haben also die Entwicklungsländer damals diesen Weg gewählt? Es kann zwar nur über die genauen Gründe spekuliert werden, aber es scheint einfacher zu sein die Investitionen zu regulieren als in den (v.a. privaten) Konsum einzugreifen. Weiters fallen so den Menschen die widrigen Folgen nicht gleich auf, sondern zeitigen ihre Wirkung erst später.
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Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »D9G_Neo« (19.06.2007, 14:43)