Ich stimme Smoerrebroed da zu. Der Islam scheint eine Religion zu sein, welche einen umfassenderen Anspruch an die eigenen Wirkungsshäre hat. Mit der Aufklärung und der darauf folgenden französischen Revolution kam im Christentum die Trennung zwischen Kirche und Staat. Man hört immer wieder, dass diese Trennung im Islam so nicht existiert.
Ein Beispiel ist wohl die Türkei, welche neben Frankreich wohl einer der säkularsten Staaten überhaupt ist. Allerdings wurde dies von Kemal Atatürk damals bewußt auch gegen einen Islam nach westlichen Volbild durchgesetzt, um das Land sprunghaft zu reformieren. Dies ist ihm auch gelungen, die Türkei wurde über wenige Jahrzehnte hinweg zu einem modernen Staat.
Aktuell besteht ja durchaus die Gefahr, dass die herrschende AKP diese sehr strickte Trennung wieder aufweicht. Aus meiner Sicht scheint der Islam in der türkischen Politik wieder wichtiger zu werden.
In Deutschland werden die beiden christlichen Kirchen enorm bevorzugt. Im Zuge einer Gleichbehandlung sehe ich eine enorme Gefahr, wenn "der" Islam es politisch durchsetzen kann, ebenso wie die beiden christlichen Kirchen behandelt zu werden. Konkret beudetet dies, dann würde für den Islam vom Staat auch eine Kirchensteuer eingezogen werden. Islamischer Religionsunterricht soll ja schon jetzt verstärkt an Schulen angeboten werden.
Ursache dafür ist unser Grundgesetz, in Art. 7 (3) steht:
Art 7 (3), GG
Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt. Kein Lehrer darf gegen seinen Willen verpflichtet werden, Religionsunterricht zu erteilen.
Religionsunterricht ist das einige Fach, welches zwingend angeboten werden muss. Wir haben aktuell noch "Glück", dass der Islam keine Religionsgemeinschaft wie die christlichen Kirchen ist und sich nicht einigen kann, wie islamischer Religionsunterricht an deutschen Schulen aussehen soll. Nach meinem Kenntnissstand wird aktuell mit einer islamischen Organisation über die Durchführung eines islmaischen Relgionsunterrichts an deutschen Schulen gesprochen, welche jedoch eine türkischstämmige Vereinigung ist und von da ihr Geld bezieht.
Ich finde, wir sollten das Grundgesetz ändern und Religionsunterricht sollte erstens nur noch nach der Religionsmündigkeit mit 14 Jahren erteilt werden, d.h. ab der 9/10. Klasse. Zweitens sollte Religionsunterricht nur fakultativ angeboten werden, die Norm sollte ein Religionsübergreifener Ethikunterricht sein. Diesen kann der Staat auch selbst leisten und religiös neutral auf ethische und moralische Grundlagen unserer Gesellschaft und der Philosophie eingehen. Zudem würde man die Ernsthaftigkeit des Faches stärken, weil ein Religionsfach letzlich nie ein wissenschaftliches Fach sein kann. Dies bedeutet, dass alles, was nicht zur Geschichte oder Psychologie/Neurologie etc. zählt, ist nicht wissenschaftlich. Das wäre für sich nicht schlimm, würde in diesem Fach nicht der Eindruck von Wissenschaftlichkeit erweckt werden.
Des Weiteren bekommen Religionslehrer ihren Lehrauftrag aktuell von der Kirche, d.h. sie können diesen Lehrauftrag auch verlieren, wenn sie Positionen vertreten, welche mit der der Kirche nicht in Einklang stehen.
Auf der einen Seite ist dies einzusehen, auf der anderen Seite wird aber so auch ein Druck auf Lehrer erzeugt, bestimmte Dinge im Unterricht zu betonen und andere wegzulassen. Zudem kann ein Religionslehrer seine Lehrerlaubnis für das Fach Religion einfacher durch private Dinge verlieren, beispielsweise wenn er seine Ehefrau betrügt etc. So eine Vermischung von Beruf und Privatleben halte ich für unerträglich und nicht annehmbar. In letzter Konsequenz bedeutet dies, den Religionsgemeinschaften die Hoheit über ihren Religionsunterricht zu entziehen und einen staatlichen Religionsunterricht zu geben. Speziell konfessionsgebunden kann immer noch in den Religionsgemeinschaften selbst außerhalb der Schulzeit gegeben werden.
Ich war ganz erschrocken als meine Freundin mir von ihrem Religionsunterricht aus Grundschulzeiten erzählte. Ein Kind kam da wohl mal mit einem Plastikdinosaurier an (mit denen ich auch sehr gern gespielt hatte). Es wollte wissen, wann diese Tiere gelebt hatten. Die Religionslehrerin muss wohl geantwortet haben, dass diese Tiere nie gelebt hatten und nur Phantasiegebilde sind und dass die Erde von Gott vor ca. 5700 Jahren erschaffen wurde.
Sicher war dies nur ein Einzelfall, aber ich halte sowas dennoch für unerträglich. Im Schulreligionsunterricht für Grundschulkinder wird Kindern ja auch nicht gesagt: Das sind alles nur Geschichten, und an alles übernatürliche kann man Glauben - oder eben nicht. Den Kindern werden diese Geschichten in aller Regel als Wahrheiten verkauft, d.h. Jesus war nicht nur ein Wanderprediger, sondern er ist auch von den Toten auferstanden oder hätte Wasser in Wein verwandelt. Ich finde, man sollte richtig stellen was der historische Jesus und was schmückendes Beiwerk ist - und in der Grundschule halte ich Kinder für überfordert, da sauer trennen zu können.
Wenn wir uns nciht jetzt auf eine stärkere Säkularisierung besinnen, dann müssen wir in 10 Jahren dem Islam die gleichen Rechte eingestehen wie aktuell dem Christentum. Wenn die islamischen Religionsgemeinschaften ähnlich wie die christlichen in den Genuss einer Kirchensteuer kommen, dann werden hier sicher recht schnell viele Moscheen entstehen, weil sie dann einfacher finanzierbar für die islamischen Gemeinden werden.
Beispielsweise würde dies auch bedeutet, dass der islamische Gebetsruf von den Minaretten ihrer Moscheen erklingen würde, genauso wie aktuell unsere Kirchenglocken. Da wird man keine Trennung herstellen können - und ich bin nicht bereit, zu den jetzt schon extrem nervigen Kirchenglocken auch noch das rumgeheule mir anhören zu müssen.